Von der Leyen stellt Heer von Online-Soldaten in Dienst
Ihre Waffe ist die Computermaus: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen stellt heute offiziell ihr neues IT-Kommando in den Dienst. Dessen Aufgabe: Cyber-Angriffe abwehren. Auf 13.500 Soldaten soll die Truppe bis 2021 anwachsen. Ob das zu schaffen ist?
Pro Tag gibt es auf die Rechner der Bundeswehr durchschnittlich 3.500 ernstzunehmende Attacken. Das reicht vom Versuch, Systeme auszuspähen und Informationen abzugreifen bis hin zu Cyber-Angriffen, mit denen ganze Anlagen stillgelegt werden sollen.
CIR gleichrangig mit Heer, Marine und Luftwaffe
Für das neue Kommando „Cyber- und Informationsraum“ (CIR) gibt es also genug zu tun. Bisher gab es nur eine kleine, geheim agierende Einheit in Rheinbach bei Bonn, die den Cyber-Krieg trainierte. IT-Aufgaben waren ansonsten über das ganze Verteidigungsministerium verteilt. Nicht mehr zeitgemäß, befand von der Leyen. Das Land brauche eine eigene IT-Armee – auf einer Ebene mit Heer, Marine und Luftwaffe.
„In unserer hochgradig vernetzten Welt muss die Bundeswehr in der Lage sein, sich selbst und das Land zu schützen“, heißt es dazu bei der Bundeswehr. So soll die Informatiker-Armee Waffensysteme und Computernetze der Bundeswehr schützen, aber zum Beispiel bei einem Auslandseinsatz auch in der Lage sein, das Internet zu überwachen und die Kommunikationskanäle des Gegners stören.
Online-Soldaten sitzen in Bonn
Sitz der neuen Bundeswehrheit CIR ist Bonn. Geführt wird sie von Generalleutnant Ludwig Leinhos. Bei dem neuen IT-Kommando mit derzeit 260 Soldaten handelt es sich aber zunächst einmal um eine Umorganisation beziehungsweise Bündelung vorhandener Kräfte. Voll einsatzfähig sind die Cyber-Soldaten nach den Plänen der Bundeswehr 2021. Dann sollen der Truppe 13.500 Soldaten angehören und bis zu 1.500 zivile Mitarbeiter.
Aufgestockt wird CIR zunächst, indem der Cyber-Truppe Bereiche wie die strategische Aufklärung, das Zentrum Operative Kommunikation und auch das Geoinformationswesen zugeordnet werden. Beim Kampf um zusätzliche IT-Experten aber sieht es eher mau aus. Für Nerds ist die Bundeswehr als Arbeitgeber uninteressant: viele Regeln, wenig Geld. So muss das Eindringen ins Datennetz eines Gegners wie Einsätze mit Jets, Schiffen und Panzern vom Bundestag genehmigt werden.
IT-Spezialisten gesucht
Aktuell sucht die Bundeswehr 1.000 IT-Soldaten und 800 Administratoren, auch Zivilisten. Dabei macht sie Abstriche bei den Anforderungen, um gegen die Konkurrenz der Wirtschaft eine Chance zu haben. So dürfen die Cyber-Soldaten weniger fit sein als ihre Kollegen von Heer, Luftwaffe und Marine. Auch sollen Nerds künftig trotz eines abgebrochenen Studiums bestimmte höhere militärische Laufbahnen ermöglicht werden.
Schließlich will sich die Bundeswehr auch selbst neue IT-Spezialisten heranzüchten: Der Fachbereich Informatik und Cybersicherheit an der Universität der Bundeswehr München wird ausgebaut, 13 neue Professuren sollen eingerichtet werden. Und auch den Kontakt zu Start-ups in der IT-Branche will das Verteidigungsministerium suchen.
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