Von der Leyen stellt Heer von Online-Soldaten in Dienst
Ihre Waffe ist die Computermaus: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen stellt heute offiziell ihr neues IT-Kommando in den Dienst. Dessen Aufgabe: Cyber-Angriffe abwehren. Auf 13.500 Soldaten soll die Truppe bis 2021 anwachsen. Ob das zu schaffen ist?
![Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen an einem Computer der Bundeswehr: Die Ministerin will nun eine Cyber-Einheit mit 13.500 Soldaten aufbauen.](https://www.ingenieur.de/wp-content/uploads/2017/11/2017/18068_Bundesverteidigungsministerin-Ursula-von-der-Leyen-an-einem-Computer-der-Bundeswehr.jpg)
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen an einem Computer der Bundeswehr: Die Ministerin will nun eine Cyber-Einheit mit 13.500 Soldaten aufbauen.
Foto: Torsten Kraatz/Bundeswehr
Pro Tag gibt es auf die Rechner der Bundeswehr durchschnittlich 3.500 ernstzunehmende Attacken. Das reicht vom Versuch, Systeme auszuspähen und Informationen abzugreifen bis hin zu Cyber-Angriffen, mit denen ganze Anlagen stillgelegt werden sollen.
CIR gleichrangig mit Heer, Marine und Luftwaffe
Für das neue Kommando „Cyber- und Informationsraum“ (CIR) gibt es also genug zu tun. Bisher gab es nur eine kleine, geheim agierende Einheit in Rheinbach bei Bonn, die den Cyber-Krieg trainierte. IT-Aufgaben waren ansonsten über das ganze Verteidigungsministerium verteilt. Nicht mehr zeitgemäß, befand von der Leyen. Das Land brauche eine eigene IT-Armee – auf einer Ebene mit Heer, Marine und Luftwaffe.
![Soldat an einem Bundeswehr-Laptop des Artilleriebataillons 131 aus Weiden: Bis 2021 soll das neue Kommando „Cyber- und Informationsraum“ (CIR) der Bundeswehr mit Sitz in Bonn voll einsatzfähig sein und über 13.500 Online-Soldaten verfügen.](https://www.ingenieur.de/wp-content/uploads/2017/11/2017/18069_Soldat-an-einem-Bundeswehr-Laptop-des-Artilleriebataillons-131-aus-Weiden.jpg)
Soldat an einem Bundeswehr-Laptop des Artilleriebataillons 131 aus Weiden: Bis 2021 soll das neue Kommando „Cyber- und Informationsraum“ (CIR) der Bundeswehr mit Sitz in Bonn voll einsatzfähig sein und über 13.500 Online-Soldaten verfügen.
Quelle: Jane Schmidt/Bundeswehr
„In unserer hochgradig vernetzten Welt muss die Bundeswehr in der Lage sein, sich selbst und das Land zu schützen“, heißt es dazu bei der Bundeswehr. So soll die Informatiker-Armee Waffensysteme und Computernetze der Bundeswehr schützen, aber zum Beispiel bei einem Auslandseinsatz auch in der Lage sein, das Internet zu überwachen und die Kommunikationskanäle des Gegners stören.
Online-Soldaten sitzen in Bonn
Sitz der neuen Bundeswehrheit CIR ist Bonn. Geführt wird sie von Generalleutnant Ludwig Leinhos. Bei dem neuen IT-Kommando mit derzeit 260 Soldaten handelt es sich aber zunächst einmal um eine Umorganisation beziehungsweise Bündelung vorhandener Kräfte. Voll einsatzfähig sind die Cyber-Soldaten nach den Plänen der Bundeswehr 2021. Dann sollen der Truppe 13.500 Soldaten angehören und bis zu 1.500 zivile Mitarbeiter.
![Computeranlage in einem gepanzerten Transportfahrzeug der Bundeswehr: Die neue IT-Armee soll bei einem Auslandseinsatz auch in der Lage sein, das Internet zu überwachen und die Kommunikationskanäle des Gegners zu stören.](https://www.ingenieur.de/wp-content/uploads/2017/11/2017/18071_Computeranlage-in-einem-gepanzerten-Transportfahrzeug-der-Bundeswehr.jpg)
Computeranlage in einem gepanzerten Transportfahrzeug der Bundeswehr: Die neue IT-Armee soll bei einem Auslandseinsatz auch in der Lage sein, das Internet zu überwachen und die Kommunikationskanäle des Gegners zu stören.
Quelle: Mandt/Bundeswehr
Aufgestockt wird CIR zunächst, indem der Cyber-Truppe Bereiche wie die strategische Aufklärung, das Zentrum Operative Kommunikation und auch das Geoinformationswesen zugeordnet werden. Beim Kampf um zusätzliche IT-Experten aber sieht es eher mau aus. Für Nerds ist die Bundeswehr als Arbeitgeber uninteressant: viele Regeln, wenig Geld. So muss das Eindringen ins Datennetz eines Gegners wie Einsätze mit Jets, Schiffen und Panzern vom Bundestag genehmigt werden.
IT-Spezialisten gesucht
Aktuell sucht die Bundeswehr 1.000 IT-Soldaten und 800 Administratoren, auch Zivilisten. Dabei macht sie Abstriche bei den Anforderungen, um gegen die Konkurrenz der Wirtschaft eine Chance zu haben. So dürfen die Cyber-Soldaten weniger fit sein als ihre Kollegen von Heer, Luftwaffe und Marine. Auch sollen Nerds künftig trotz eines abgebrochenen Studiums bestimmte höhere militärische Laufbahnen ermöglicht werden.
![Auf der Suche nach Personal: Die Bundeswehr hat eine Kampagne mit dem Titel](https://www.ingenieur.de/wp-content/uploads/2017/11/2017/18070_Motiv-der-Bundeswehr-Kampagne-Projekt-Digitale-Kraefte-2.0.jpg)
Auf der Suche nach Personal: Die Bundeswehr hat eine Kampagne mit dem Titel „Projekt Digitale Kräfte 2.0“ gestartet.
Quelle: Bundeswehr
Schließlich will sich die Bundeswehr auch selbst neue IT-Spezialisten heranzüchten: Der Fachbereich Informatik und Cybersicherheit an der Universität der Bundeswehr München wird ausgebaut, 13 neue Professuren sollen eingerichtet werden. Und auch den Kontakt zu Start-ups in der IT-Branche will das Verteidigungsministerium suchen.
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