Wären Roboter die besseren Richter? Wie wir mit KI bessere Entscheidungen treffen
Trifft Künstliche Intelligenz bessere Entscheidungen als wir? Bestsellerautor Thomas Ramge bringt in seinem neuen Buch „Augmented Intelligence“ spannende Thesen anschaulich nah.
Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? 1996 haben „Fettes Brot“ diese Zeile gedichtet. Der Song ist zum Klassiker geworden und Generationen können im Chor den Refrain mitsingen: „Jein.“
Nun funktioniert das mit dem „jein“ im echten Leben nur bedingt. In der Regel müssen wir immer und immer wieder Entscheidungen treffen. Mal sind sie ganz profan, mal möglicherweise lebensverändernd – und selbst, wenn wir uns vermeintlich um die Entscheidung drücken und „jein“ sagen wollen, haben wir im Grunde eine Entscheidung getroffen.
KI hilft beim Entscheidungsprozess
Wir tun uns oft schwer mit Entscheidungen, mit a oder b oder c. Und wenn wir uns dann doch durchgerungen haben, hadern wir hinterher manchmal mit unserem Entschluss. Wenn es nach Thomas Ramge geht, müssten wir das nicht unbedingt. In seinem neuen Buch „Augmented Intelligence“ schreibt der Autor, der sich schon lange mit maschinellem Lernen und dem Umgang der Gesellschaft damit befasst, sinngemäß: Es gibt keine guten oder schlechten Entscheidungen, sondern nur gute oder schlechte Entscheidungsprozesse.
Alexa und Co.: Beherrschen wir noch die Maschine – oder ist es umgekehr?
Der Weg ist damit gewissermaßen das Ziel – und auf diesem Weg können uns Daten, Algorithmen und Künstliche Intelligenz helfen, so die These dieses lesenswerten Buchs. Auf rund 100 Seiten zeigt Thomas Ramge anschaulich auf, wo es bei der Entscheidungsfindung haken kann, welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen.
Mensch und Maschine: Kampf oder Kooperation?
Die Gedankengänge verpackt Ramge dabei immer in Anekdoten: Schachmeister Garri Kasparow, der verzweifelt, ja ungläubig ins Publikum blickt (wo auch seine Mutter sitzt), nachdem ihn die IMB-Maschine „Deep Blue“ an die Wand gespielt hat: Was für eine Enttäuschung. Muss sich der Mensch der Maschine geschlagen geben? Ist das blitzschnelle Abarbeiten von Routinen unserem menschlichen Geist überlegen?
Nein, zeigt das Buch an einer anderen Stelle: Hätte sich Pilot Chesley „Sully“ Sullenberger an jenem Januartag 2009 wie ein Roboter strikt ans Protokoll gehalten, hätte er die Maschine mit 155 Menschen an Bord wohl nicht auf dem Hudson River notwassern können.
Wenn der Chef ein Roboter ist
„Algorithmen können immense Datenmengen bewältigen, und sie können selbst lernen. Doch das führt nicht zwangsläufig zu besseren Entscheidungen. Denn die Maschinen erkennen zwar Muster, der Mensch aber versteht den Grund“, heißt es im Klappentext des Buches, das spannende Fragen aufwirft: Wären Maschinen die besseren Richter, weil sie frei von Vorurteilen sind? Wäre ein Roboter der bessere Chef, weil er keine „Lieblinge“ im Team hat und alle Mitarbeiter gleich behandelt? Die Erkenntnis: Künstliche Intelligenz muss uns nicht ablösen und wir müssen sie nicht verteufeln. Vielmehr ließe sich unsere Intelligenz erweitern, wenn wir lernen, menschliche Erfahrung und das Verständnis für Zusammenhänge mit den Vorteilen künstlicher Intelligenz zu verknüpfen: Augmented Intelligence eben.
Garniert sind die Anekdoten, die nach und nach immer tiefer in die Materie führen, mit comichaften Zeichnungen von Illustratorin Dinara Galieva, die fast angenehm aus der Zeit gefallen wirken und das 100 Seiten starke Buch nur noch sympathischer machen: Mensch und Roboter, die kleine Abenteuer erleben wie Tim und Struppi.
Thomas Ramge: „Augmented Intelligence – Wie wir mit Daten und KI besser entscheiden“, erschienen bei Reclam.
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