Warum Rechenzentren als systemrelevant eingestuft werden müssen
Damit deutsche Rechenzentren wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie dringend optimiert werden. Handlungsbedarf besteht auch bei der Anpassung der politischen Rahmenbedingungen.
Für viele Unternehmen sind Rechenzentren unerlässlich. Allerdings haben sie ein hohes Optimierungspotenzial. Grund dafür sind die sich mit der Zeit ändernden Anforderungen der Betreiber, aber auch gesetzliche Rahmenbedingungen. Dazu kommen hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, Bürokratie und eine langsame voranschreitende Energiewende, die die Entwicklung der IT-Branche ausbremsen.
Deswegen schlagen drei Verbände eco, Bitkom und die German Datacenter Association (GDA) Alarm und haben ein gemeinsames Positionspapier für eine nachhaltige Rechenzentren-Wirtschaft bis 2030 veröffentlicht. In diesem Papier weisen die Verbände auf die Bedeutung der Rechenzentren für die Digitalisierung und Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele hin und stellen einige Maßnahmen vor, die das grundlegende Problem lösen könnten. Ab 2027 sollen neue Rechenzentren klimaneutral werden.
Genehmigungsprozesse müssen digitalisiert, beschleunigt und vereinfacht werden, um die Bürokratie und regulatorische Hürden zu überwinden. Dafür sollte das Investitionsbeschleunigungsgesetz auf Rechenzentren ausgeweitet werden, um RZ-Kapazitäten in Deutschland bedarfsgerecht ausbauen zu können.
Rechenzentren als systemrelevante IT-Infrastrukturen anerkennen
Unter anderem sollen die Rechenzentren als systemrelevante IT-Infrastrukturen anerkannt und im Krisenfall entsprechend priorisiert werden. Netzersatzanlagen sollten von strengen Abgasbestimmungen durch eine Notfallverordnung ausgenommen werden, um im Krisenfall rechtskonform weiterbetrieben werden zu können, heißt es in dem Positionspapier.
Außerdem darf z.B. die elektrische Anschlussleistung nicht der einzige Indikator für Systemrelevanz bleiben, auch kleinere Rechenzentren müssen je nach Kritikalität der IT-Systeme als systemrelevant eingestuft werden, verlangen Bitkom, eco und GDA. Schließlich ist die kommunale IT-Infrastruktur, etwa von Stadtwerken, häufig bei kleineren Rechenzentren angesiedelt.
Noch mehr CO2-freie Abwärme von Rechenzentren ins Nah- und Fernwärmenetz einspeisen
Da die notwendige kommunale Wärmenetzinfrastruktur nicht genug entwickelt ist, können viele Rechenzentren CO2-freie Abwärme nicht ins Nah- und Fernwärmenetz einspeisen, weil sie dafür keine Abnehmer finden können. Deshalb gibt es auch in diesem Bereich großes Entwicklungspotenzial. Die meisten RZ-Betriebe sind bereits jetzt bereit, ihre Abwärme kostenfrei oder kostengünstig abzugeben, heißt es im Papier.
Deshalb sollte dem Papier zufolge die CO2-freie RZ-Abwärme im Zuge des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes als innovative grüne Energiequelle definiert werden und vorrangig eingespeist werden.
„Wenn die Politik hier zeitnah die richtigen Rahmenbedingungen schafft, kann die Abwärmenutzung von Rechenzentren in den kommenden Jahren zu den Toplösungen zählen, um Energiekosten und CO2 zu sparen“, erläuterte Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der unter dem Dach des eco Verbands gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen.
Dabei muss Abwärmenutzung sowohl für die RZ-Betriebe als auch für die kommunale Wärmenetzinfrastruktur wirtschaftlich attraktiv sein.
Fachkräftemangel entgegenwirken
Ein weiteres Problem, das festgestellt wurde und sich in den nächsten Jahren in dieser Branche noch mehr zuspitzt, ist der Fachkräftemangel.
Die Rechenzentren sichern jetzt schon rund 130 000 Arbeitsplätze, 80 000 weitere Stellen sind unmittelbar von ihnen abhängig. Künftig rechnet man mit noch höherem Bedarf an Fachkräften. Bis 2025 könnte eine halbe Million Arbeitskräfte in der gesamten Internetwirtschaft beschäftigt werden.
Vor allem in den Bereichen Strom- und Klimaversorgung sei eine Weiterqualifizierung für den Bereich Rechenzentrum nötig. Nicht zu vergessen sind auch Fachkräfte, die die die physische Arbeit vor Ort fachgerecht erledigen.
„Rechenzentren stehen im Zentrum der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne hochleistungsfähige Rechenzentren und Telekommunikationsnetze können wir die notwendige Digitalisierung und Dekarbonisierung Deutschlands nicht vorantreiben“, resümierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
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