Werkzeuge mit Trackingtools richtig managen
Ob auf der Baustelle oder im Handwerksbetrieb: Im Tagesgeschäft wird eine Vielzahl von Werkzeugen eingesetzt. Wir stellen Ingenieuren in diesem Artikel Methoden und Tools vor, die ihr Werkzeugmanagement effizienter machen.
„Ordnung ist das halbe Leben.” Wer hat diesen Spruch nicht schon mal gehört. Tatsächlich steigt die Fehlerquote im Betrieb, wenn die eingesetzten Werkzeuge nicht geordnet sind. Haben wir alle Maschinen für die Montage dabei? Wer hat zuletzt das Messgerät benutzt? Fragen wie diese deuten auf fehlende Organisation hin und die geht einher mit Produktivitätsverlust. Antworten auf die genannten Fragen können jedoch Werkzeugtools in kürzester Zeit geben.
Hindernisse im Arbeitsalltag
Die häufigsten Stolpersteine im Alltag eines handwerklichen Betriebs sind:
- Gemeinsame Lagerung von Werkzeugen und Hilfsmitteln
- Anhäufung von unregelmäßig genutzten Werkzeugen
- unsaubere Arbeitsplätze
- keine kontinuierliche Pflege der Werkzeuge
Um die Fehlerquote zu minimieren und in Handwerksbetrieben Ressourcen so effizient wie möglich einzusetzen, eignet sich der Einsatz eines Werkzeugmanagement-Tools. Das wird auch in der aktuellen VDI ZRE Publikation „Ressourceneffizienz im industrienahen Handwerk” empfohlen.
Das VDI Zentrum Ressourceneffizienz publizierte als Hilfestellung eine Checkliste für das Werkzeugmanagement. Entscheider in Unternehmen sollten sich folgende Fragen stellen, um die Wirtschaftlichkeit ihres Tooleinsatzes zu prüfen.
- Wissen Sie, wie Sie durch ein Werkzeugmanagement Ihre Werkzeug- und Produktionskosten senken können?
- Werden Werkzeuge an zentraler Stelle ausgegeben und gesammelt?
- Verwenden Sie Technik zur Nachverfolgung von Werkzeugen?
- Ist Ihr Werkzeugmanagement mit anderen Betriebsbereichen vernetzt?
- Sind an den Arbeitsplätzen/Lagerplätzen Markierungen für die jeweiligen Werkzeuge vorhanden?
- Erfassen Sie die Werkzeugnutzung?
Werden die meisten Fragen mit einem “Nein” beantwortet, ist die Einführung eines Werkzeugmanagement-Tools sehr sinnvoll.
Was kann Toolmanagement leisten?
Mithilfe einer Software bzw. Werkzeugverwaltung können Fertigungsmittel in der Industrie ideal erfasst werden. Von der Beschaffung über den Zusammenbau bis hin zur Verwendung, ein Tool fungiert als zentrale Datendrehscheibe. Verwaltungssysteme bestehen aus 3 Komponenten: aus dem auf das Werkzeug befestigten oder im Werkzeug eingebauten Tracking-Modul, einer Verwaltungssoftware und einer App für Smartphone oder Tablet.
Durch den direkten Zugang zu den Produktdaten gestaltet sich die Arbeitsplanung einfacher. Manche Tools bilden die Werkzeuge auch in einer 3D-Sicht ab oder lassen sich sogar mit Virtual-Reality-Brillen kombinieren. Ein virtuelles, räumliches Management wird so möglich.
Zudem lassen sich Daten von Werkzeugen und Maschinen an das eingesetzte Verwaltungssystem übertragen. Zu guter Letzt können Lagersysteme auf das Tool zugreifen. Der Vorteil: Werkzeuge, die in nicht mehr ausreichender Form vorliegen, können nachbestellt werden.
Mit der 5S-Methode optimieren
Im Bereich des Werkzeugmanagements wird gerne die sogenannte 5S-Methode eingesetzt. Die 5S-Methode ist ein Bestandteil der japanischen Methode Kaizen. Mit einfachen Mitteln will Kaizen Prozesse kontinuierlich verbessern und schließlich perfektionieren. Bei der 5S-Methode handelt es sich um einen fünfstufigen Prozess, der zu einer systematischen Verbesserung der Werkzeugorganisation führt und diese standardisiert. Ingenieure können sich nach der 5S-Methode richten und das Werkzeugmanagement effizient gestalten.
Der fünfstufige Prozess der 5S-Methode
- Sortieren: Aussortieren von nicht genutzten Werkzeugen. Alle Werkzeuge, die nicht bzw. selten genutzt werden oder unbrauchbar und doppelt sind, sollten sich nicht direkt am Arbeitsplatz befinden.
- Sichtbare Ordnung: Aufteilung nach einer festgelegter Nutzungsordnung. Alle Werkzeuge, die gebraucht werden, sollten nach ihrer stündlichen, täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Nutzung aufgeteilt werden.
- Sauberkeit: Durchführen einer Grundreinigung am Arbeitsplatz sowie der Werkzeuge. Es sollte ein fester Reinigungszyklus festgelegt werden, der zu dokumentieren ist.
- Standardisieren: Der hergestellte Zustand sollte zum Standard werden. Dazu können definierte Stellplätze, Kennzeichnungen, Markierungen, Beschriftungen oder Ampelsysteme genutzt werden.
- Selbstdisziplin: Einhalten der gesetzten Standards und kontinuierliches Durchlaufen der 5S-Methode: Um eine ständige Verbesserung des Werkzeugmanagements zu erlangen, sollten von Mitarbeitern Patenschaften für das Tool übernommen sowie Maßnahmenpläne oder 5S-Audits umgesetzt werden.
Die Durchführung der 5S-Methode bringt einige Vorteile. Sie führt zu einer erhöhten Sicherheit am Arbeitsplatz, fördert die Transparenz und die Einbindung der Mitarbeiter, reduziert Verschwendungen und verbessert die Produktivität. Zudem ist die Methode branchenübergreifend einsetzbar.
Trackingsysteme: Wissen, wo der Hammer hängt
Im Idealfall werden also alle Werkzeuge und Hilfsmittel in einem Lagerraum bzw. an einer zentralen Stelle aufbewahrt. Hierbei bietet sich auch eine Anwendung von Trackingsystemen zur lokalen Werkzeugverfolgung an. „Voraussetzung ist die technische Infrastruktur. Diese ist in der Regel aber längst gegeben, denn Werkzeuge und deren Standorte sowie Einsatz werden heute in industriellen Prozessen bereits über Barcodes oder RFID und zunehmend auch über aktive Sensoren erfasst”, erklärt Michael Henke, Professor und Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Des Weiteren führt er aus: „Im Zuge der zunehmenden Vernetzung kann in der Vision vom Internet der Dinge zukünftig jegliches physische Objekt (und somit auch Werkzeuge) mit einer digitalen Identität ausgestattet werden. Diese werden somit zu sogenannten cyber-physischen Systemen, die kontinuierlich Daten zu Standort sowie Informationen zum Einsatz übermitteln und so dezentral steuerbar werden.” Wird zum Beispiel auf die Blockchain-Technologie zurückgegriffen, lassen sich Daten lückenlos und nicht manipulierbar speichern. Zum anderen können über blockchain-basierte Smart Contracts (programmierte Wenn-Dann-Verknüpfungen) in Abhängigkeit von den erfassten Daten automatisiert Transaktionen angestoßen werden, so Henke. Das können Folgeprozesse wie beispielsweise der Transport zum nächsten Einsatzort, die Einlagerung oder auch eine Wartung oder Instandhaltung sein.
Die Anwendung eines solchen Trackingsystems kann bereits für einen Handwerksbetrieb mit 8 bis 10 Mitarbeitern rentabel sein, so der VDI ZRE Report. Tools zum Maschinen- und Werkzeugtracking werden von vielen namhaften Firmen angeboten, zum Beispiel das cloudbasierte “ON!Track“ von Hilti oder das System “TrackMyTools“ von Bosch. Das System von Bosch kann für das Bestandsmanagement eingesetzt werden. Die Arbeitsmittel werden mit Bluetooth-Modulen ausgestattet und kommunizieren mit den Firmen-Smartphones. Mit dem Onlinetool lassen sich Arbeitsmittel anlegen, verwalten und lokalisieren. Das Tool des Werkzeugherstellers Hilti fungiert auf ähnliche Weise. Die Software vereint eine Betriebsmittelverwaltung, einfache Standortermittlung und sichere Dokumentation.
Offenheit gegenüber neuen Technologien ist gefragt
Um ein Trackingtool erfolgreich einzuführen, bedarf es Offenheit aufseiten der Entscheider- und Teamebene. Sind die Chancen und Vorteile klar kommuniziert, kann daraus gelebte Praxis werden. Die Entscheidung für ein Werkzeugmanagement-Tool hängt vor allem von einem klaren Kosten-zu-Nutzen-Verhältnis ab, so Stephan Knappmann von der Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung e.V. Trends hat er in der Medizintechnik beobachtet. In einem Projekt wurden RFID-Transponder eingesetzt, um chirurgische Hilfsmittel zu erkennen. RFID (radio-frequency identification) bezeichnet eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme zum automatischen und berührungslosen Identifizieren von Objekten mit Radiowellen. Das zeigt: Trackingtools sind für weit mehr Branchen als für das Handwerk interessant. Die Baubranche setzt zum Beispiel Trackingtools für Nutzfahrzeuge ein, um Daten auf der Baustelle zu übertragen und den Bau noch effizienter zu machen. Die Zukunft der Mobilität ist ebenfalls vernetzt. Datenmanagement ermöglicht Ingenieuren in der Automobilbranche wertvolle Erkenntnisse über das Fahrverhalten, den Verbrauch oder Bremswege eines Fahrzeuges. Vor allem vor dem Hintergrund des autonomen Fahrens sind Sensoren und vernetzte Autos unerlässlich geworden.
Was früher anhand von Listen nur schwer nachzuhalten war, regeln heute digitale Werkzeugmanager in wenigen Minuten. Wie die Maschinensteuerung von morgen aussehen könnte, lesen Sie auch hier.
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