WhatsApp-Nachrichten komplett verschlüsselt
Das gibt neuen Streit: Kurz nach der Weigerung von Apple, dem FBI beim Knacken eines Verbrecher-Smartphones zu helfen, erklärt die Facebook-Tochter WhatsApp ihr System für komplett verschlüsselt. Das freut die Nutzer, bedeutet aber auch, dass der Anbieter selbst keinen Zugang mehr zu den Daten hat.
Der deutsche Begriff „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ klingt holprig, beschreibt aber das aktuelle Mittel der Wahl für eine sichere digitale Kommunikation. Ein Jahr lang haben die Entwickler von Open Whisper Systems für WhatsApp daran gearbeitet, den populären Nachrichten-Dienst für alle Geräte und Betriebssysteme abzusichern. Jetzt meldet das Non-Profit-Unternehmen: Mission erfüllt. Alle Nutzer von WhatsApp können ihre Textnachrichten, Sprachbotschaften, Bilder oder Videos ab sofort verschlüsselt versenden. Voraussetzung ist allein, dass Sender und Empfänger beide über die neueste Version des Messengers verfügen.
Die „end-to-end-encryption“ ist ein Liebling der Datenschützer. Denn sie bedeutet, dass tatsächlich nur die direkt Beteiligten einer Unterhaltung dieselbe entziffern können. Für jede noch so kurze Nachricht wird dazu ein eigener Schlüssel generiert. Selbst der Provider ist außen vor. Und das ist für Anbieter wie WhatsApp, das als Tochterunternehmen von Facebook nicht per se einen glänzenden Ruf in Sachen Datenschutz besitzt, ein starkes Argument beim Kunden.
Wie ein Gespräch am Küchentisch
Entsprechend enthusiastisch bewerben die Firmengründer Brian Acton und Jan Koum in ihrem Blog den neuen Service: „Niemand kann hineinsehen. Keine Cyber-Kriminellen. Keine Hacker. Keine Unterdrücker-Regime. Nicht einmal wir.“ Die Verschlüsselung ermögliche beinahe eine Konversation wie von Angesicht zu Angesicht. Als wäre es ein Gespräch am Küchentisch.
Acton und Koum spielen in ihrem Blog auch direkt auf den jüngsten Streit zwischen Apple und dem FBI an. Das Unternehmen hatte sich geweigert, der US-Bundespolizei beim Zugang zu einem Apple-Smartphone zu helfen. Entschärft wurde die Auseinandersetzung zwar dadurch, dass ein Dritter für das FBI die Entschlüsselung schaffte – aber der Grundsatzstreit bleibt natürlich bestehen. Die WhatsApp-Gründer beziehen da eine recht klare Position: „Zwar erkennen wir die wichtige Arbeit der Strafverfolgungsbehörden für die Sicherheit der Bevölkerung an, aber das Aufweichen von Verschlüsselung birgt auch die Gefahr, dass Informationen von Kriminellen, Hackern und Schurkenstaaten missbraucht werden.“
Mehr als eine Milliarde Nutzer
WhatsApp hat nach eigenen Angaben schon mehr als eine Milliarde Nutzer weltweit. In Zukunft können sie alle an einem Schloss-Symbol erkennen, ob die aktuelle Nachricht sicher ist oder nicht. Die Verschlüsselung soll auch in Gruppen-Chats funktionieren. Damit Hacker nicht durch das Einschleusen einer älteren WhatsApp-Version doch an Daten kommen können, werden diese mit Aufspielen der neuesten Variante aktiv unterdrückt.
Bei Datenschützern sorgt die Neuerung für einhellige Zustimmung. Einen Vertrauensbonus bekommt WhatsApp in dieser Sache auch deshalb, weil eben Open Whisper Systems mit der Entwicklung beauftragt wurde. Das Non-Profit-Unternehmen ist vor allem für seinen eigene, freie Mobile-App „Signal“ bekannt, die bereits seit einiger Zeit verschlüsselte Kommunikation ermöglicht.
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