Internet 13.01.2012, 12:02 Uhr

Yacy: Kleine Spezialsuchmaschine gegen Google & Co.

Die kleine Suchmaschine Yacy ist nach acht Jahren Entwicklungszeit noch immer ein Geheimtipp. Sie kann Google in speziellen Bereichen durchaus Konkurrenz machen, bietet sie doch eine individuelle Suche. Doch anders als traditionelle Suchmaschinen, die das Netz durchsuchen, geben einzelne Nutzer im Peer-2-Peer-Verfahren Festplattenplatz mit Wissen frei, die zu Suchergebnissen werden.

Während bei der Internetsuchmaschine Google hauptsächlich Verlinkungen über die Rangfolge der Suchergebnisse entscheiden, sind es bei Yacy die einzelnen Nutzer. Sie installieren mit einem Mausklick die Yacy-Software auf ihrem Rechner. Ein Klick auf das Desktop-Symbol öffnet im Browser ein neues Fenster mit einem Suchformular, wie man es von Suchmaschinen wie Google kennt. Wenn man jetzt etwas sucht, erhält man die Treffer aus den Dokumenten, die im Yacy-Index gespeichert sind.

Yacy ist nicht besser als Google

Die zentrale Frage, der sich Yacy stellen muss, ist: Ist Yacy besser als Google? Klare Antwort: Nein. Doch Google hat in den letzten Wochen und Monaten an Qualität stark nachgelassen, da Synonyme in der Ergebnisdarstellung eine immer wichtigere Rolle spielen. Yacy-Entwickler Michael Christen meint: „Überall, wo technische Begriffe vorkommen, korrigiert Google mittlerweile so stark, dass das Ergebnis nicht brauchbar ist. Bei kryptischen Abkürzungen, wie sie etwa in der Biologie vorkommen, findet Google nichts mehr.“

Im Yacy-Index befinden sich derzeit 1,6 Mrd. Dokumente. Er setzt sich aus den Indizes der vielen Yacy-Nutzer zusammen, die ihren privaten Index für andere öffnen. Zurzeit gibt es über 1200 aktive Peers, die jeweils mehrere Millionen Adressen in ihrem Index führen. Sie legen selbst fest, wie viel Festplattenkapazität sie für den Index frei räumen wollen.

Yacy-Entwicklern geht es nicht ums Geld

Yacy gibt es schon seit acht Jahren, doch große Furore konnte der Dienst bislang nicht machen. Entwickler Christen lässt sich mit seiner Suchmaschinen-Software Yacy Zeit, bewusst viel Zeit. Das kann er auch, da er bewusst auf jede Drittfinanzierung verzichtet. Neben Christen gibt es noch rund 30 weitere Programmierer, die immer wieder mal an der Software schrauben. Kürzlich stellte er die Yacy-Software mit der Version 1.0 vor. Die Kinderkrankheiten sind ausgemerzt, das System läuft stabil.

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Christen geht es nicht um das große Geld, sondern um die große Idee: eine unbeeinflusste Suche zu bieten. Christen: „Wir werden durch Suchergebnisse beeinflusst. Unser Wissen besteht aus vernetzter Information, das Ranking bestimmt unsere Wissensmenge.“

Da Wissen meinungsbildend für die Gesellschaft sei, da es Normen und Werte beeinflusse, müsse auch jede Gesellschaft eine eigene Suchmaschine haben. Jede Suchmaschine hat nämlich ihre eigenen Relevanzkriterien. Yacy nimmt es hingegen mit den Relevanzkriterien so ernst, dass Nutzer sogar die Rankingkriterien für die Suchergebnisse selbst manipulieren können.

Bei Yacy gestaltet der Nutzer den Suchindex individuell mit

Der Vorteil von Yacy ist nicht der eine Suchindex, der potenziell alles umfasst, was im Netz ist, sondern ein Suchindex, der potenziell das umfasst, was die eigenen Interessen ausmacht. Wie aber lernt Yacy, was den einzelnen Nutzer interessiert? Yacy hat etwas, was gewöhnliche Suchmaschinen vor ihren Nutzern verbergen: eine Administration, über die man selbst angeben kann, in welche Richtung Yacy Webseiten erfassen und dem eigenen Index zuordnen soll. Außerdem können Nutzer die eigenen Bookmarks in Yacy importieren. Diese können den eigenen Suchindex anreichern und als Ausgangspunkt für weitere Suchvorgänge genommen werden.

Eine wichtige Sub-Anwendung von Yacy ist die mögliche Indexierung von Seiten in Intranets. Im Unternehmensbereich gibt es auch eine entsprechende Google-Anwendung, doch die kostet richtig viel Geld. Michael Christen: „Vor zwei Jahren kostete die Google Search Appliance für eine halbe Mio. Seiten 60 000 $ Miete im Jahr.“ Und die Enterprise-Search-Platform-Software von Fast, die von Microsoft gekauft wurde, kostete als Einzellizenz für 15 Mio. Dokumente 300 000 €. Da sei Yacy eine kostenlose Alternative.

Ein Beitrag von:

  • Christiane Schulzki-Haddouti

    Freie Journalistin und Buchautorin in Bonn. Scherpunktthemen: Bürgerrechte, Informationsfreiheit, Datenschutz und Medienethik.

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