Wenn der Zug verspätet kommt... 19.06.2023, 12:55 Uhr

Die Deutsche Bahn setzt auf KI, um Verspätungen zu minimieren

Die Deutsche Bahn setzt Künstliche Intelligenz ein, um die Pünktlichkeit ihrer S-Bahnen zu verbessern und mehr Kapazität im Schienennetz zu schaffen. Ihre selbstentwickelte KI-Software hat bereits erfolgreich Verspätungen reduziert und wird zukünftig in weiteren Regionen und auf zusätzlichen Strecken eingesetzt.

Pünktlichkeit auf dem richtigen Gleis: Revolutioniert Künstliche Intelligenz den Bahnbetrieb? Foto: PantherMedia / huettenhoelscher

Pünktlichkeit auf dem richtigen Gleis: Revolutioniert Künstliche Intelligenz den Bahnbetrieb?

Foto: PantherMedia / huettenhoelscher

Der Zug hat 20 Minuten Verspätung, 30 Minuten Verspätung… – Es kommt zu oft vor, dass die Bahn später kommt oder sogar ausfällt, um diese Umstände gelassen zu nehmen. Die Verspätungen der Deutschen Bahn sind ein Thema, das viele beschäftigt. Nun soll Künstliche Intelligenz dabei helfen, die Verspätungen zu reduzieren.

Jetzt hat die Deutsche Bahn angekündigt, ihre eigens entwickelte KI-Software einzusetzen, um die Unpünktlichkeit ihrer Züge in ganz Deutschland weiter zu reduzieren und damit mehr Kapazität im Streckennetz zu schaffen. Laut dem Unternehmen wurden allein im Jahr 2022 dank dieses Tools insgesamt 58.000 Verspätungsminuten vermieden.

Künstliche Intelligenz für die S-Bahn

Bereits seit 2021 wird die KI-Software in Stuttgart, im Rhein-Main-Gebiet und in München verwendet. Im zweiten Halbjahr 2023 wird die S-Bahn in Berlin hinzukommen, gefolgt von der S-Bahn in Hamburg im Jahr 2024. Zukünftig soll die KI in mehr Gebieten und auf zusätzlichen Strecken zum Einsatz kommen. Damit erwartet die Deutsche Bahn deutschlandweit etwa 90.000 vermiedene Verspätungsminuten im Jahr 2023.

Dank der Algorithmen können die Disponenten in den Leitstellen schneller festlegen, welcher Zug zuerst in den Bahnhof einfahren soll. In Stuttgart können dadurch Verspätungen von bis zu acht Minuten ausgeglichen werden. Die KI simuliert zudem kontinuierlich die Verkehrslage basierend auf Echtzeitdaten und meldet potenzielle Konflikte frühzeitig. „So arbeiten wir uns Schritt für Schritt an den bundesweiten Echtzeitfahrplan heran“, kommentierte Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik.

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KI kann die Züge priorisieren

Die KI-Anwendung erweist sich als nützlich, wenn zwei Züge aufgrund von Verspätungen nahezu zeitgleich einen eingleisigen Streckenabschnitt erreichen. In solchen Situationen berechnet die KI in Sekundenbruchteilen unter Berücksichtigung der nahen Zukunft und aller Züge im Netz, welcher Zug den Abschnitt priorisiert befahren sollte, um die Auswirkungen auf die Pünktlichkeit so gering wie möglich zu halten.

„Mit Hilfe der KI könnten dann alle Verzögerungen durch Störungen, Baustellen oder sonstige Vorfälle direkt in die Steuerung des Verkehrs einfließen. Interne Prozesse werden also durch die enorme Rechenleistung der KI beschleunigt und effizienter“, hieß es in der entsprechenden Pressemitteilung. Im Allgemeinen gilt: Je komplexer die Situation ist, desto größer ist der potenzielle Effekt, den KI erzielen kann.

Der langfristige Plan des Unternehmens besteht darin, einen Echtzeitfahrplan zu entwickeln, der als eine Art Gehirn und digitale Schaltzentrale für den deutschen Bahnverkehr fungiert.

Digitaler Zwilling des Bahnnetzes

Das KI-Tool basiert auf einem digitalen Zwilling des jeweiligen Bahnnetzes. Mit diesem virtuellen Abbild kann das System den Bahnbetrieb in etwa 100-facher Echtzeit simulieren und verschiedene Szenarien der Verkehrslage durchspielen.

Derzeit wird die Anwendung auf der Strecke zwischen Elmshorn und Sylt getestet. Dies ist das erste Mal, dass die KI außerhalb eines geschlossenen S-Bahn-Systems eingesetzt wird und mit einem gemischten Verkehr von Güter-, Nah- und Fernverkehrszügen umgehen muss, teilte die Bahn mit. Wenn diese Tests erfolgreich verlaufen, wird das System als nächstes auf der stark frequentierten Strecke zwischen Mannheim und Basel eingesetzt.

 

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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