Künstliche Intelligenz in der Notaufnahme – Was ist möglich?
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) erhält eine Förderung von 564.000 Euro für das KI-Projekt „Assistenzsystem zur Prozessoptimierung in der Notaufnahme“ (Apona). Ziel ist die effizientere Nutzung von Ressourcen in den Notaufnahmen durch Analyse von Notaufnahmedaten und Entwicklung prognostischer Algorithmen.
Wir haben auch über den Einsatz von KI direkt auf der Intensivstation berichtet. Wissenschaftler vom MIT haben erstmals mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Tumore lokalisiert, die zuvor durch andere Untersuchungsmethoden nicht aufgespürt werden konnten. Derzeit arbeiten Forscherinnen und Forscher am Fraunhofer-Institut an einem KI-Modell, das voraussichtlich ab Ende 2024 in der Lage sein wird, automatisch die sogenannten Arztbriefe im Krankenhaus zu schreiben. Diese Liste kann man weiter fortsetzen. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht und verändert die Art und Weise, wie medizinische Diagnosen gestellt, Therapien entwickelt und Patienten behandelt werden. Für diese Aufgaben würden Menschen viel mehr Zeit verwenden. Und vor allem in Notaufnahmen gibt es nie genug Zeit.
Die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die die Notaufnahmen der Kliniken aufsuchen, hat in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg verzeichnet. Die Belastung der Notaufnahmen sowie die Gefahr einer unzureichenden Patientenversorgung, die den medizinischen Standards nicht gerecht wird, werden in Fachkreisen intensiv erörtert. Zusätzlich dazu führt eine ineffiziente Nutzung der Ressourcen zu verlängerten Wartezeiten, was sowohl bei den Patientinnen und Patienten als auch bei den Mitarbeitenden zu Unzufriedenheit führen kann.
Entlastung der Notaufnahmen durch die KI?
Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) soll zukünftig eine Entlastung der Notaufnahmen am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) erreicht werden. Das Land Schleswig-Holstein unterstützt ein Kooperationsprojekt mit einer Förderung von knapp 564.000 Euro, das darauf abzielt, die Abläufe in der Notaufnahme zu optimieren. Die Dauer des Projekts beläuft sich auf 30 Monate, wie ein Sprecher des UKSH am Dienstag, 22. August mitteilte.
An diesem Forschungsvorhaben sind das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und die singularIT GmbH beteiligt. Das vorrangige Ziel dieses Verbundprojekts besteht, wie bereits erwähnt, darin, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Abläufe in der Notaufnahme hinsichtlich personeller, räumlicher und technischer Ressourcen zu optimieren.
„Wer in die Notaufnahme kommt, hat zumeist ernsthafte, gesundheitliche Sorgen. Wenn dann unklar ist, wie lange der Aufenthalt dauert oder welche Schritte als nächstes erfolgen, bedeutet dies eine zusätzliche Belastung für die Patientinnen und Patienten, aber auch für das medizinische Personal“, kommentierte Digitalisierungsminister Dirk Schrödter. „Das KI-Projekt APONA leistet einen signifikanten Beitrag, die Prozessabläufe in der Notaufnahme zu verbessern und zeigt, wie künstliche Intelligenz einen direkten, positiven Einfluss auf die Menschen hat. Darüber hinaus hebt das Verbundprojekt einmal mehr Lübeck als KI-Leuchtturm im medizinischen Bereich hervor und verdeutlicht, wie auch die vielen KMUs im Land von der Zukunftstechnologie und der KI-Förderung profitieren können“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert.
Retrospektiv Notaufnahmedaten analysieren
Bei APONA handelt es sich um ein innovatives System zur Analyse und Vorhersage, das retrospektiv Notaufnahmedaten analysiert und daraus bedeutsame Algorithmen mit prognostischem Nutzen entwickelt. Diese Algorithmen würden dann an aktuelleren Datensätzen getestet, um ihre Präzision und Effektivität zu verifizieren, wie das UKSH mitteilte. „Der klassische Ablauf der Notfalldiagnostik und -therapie besteht aus verschiedenen Einzelschritten, deren Verzögerungen zu längeren Verweildauern von Patientinnen und Patienten führen können“, erläuterte Dr. Sebastian Wolfrum, Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme des UKSH, Campus Lübeck.
Ein maßgeblicher Fortschritt besteht darin, APONA in einem zukunftsorientierten Ansatz in Echtzeit direkt in der Notaufnahme zu implementieren, um die Prozessoptimierung zu fördern. Das impliziert, dass das System aktiv während der Behandlungsverläufe in der Notaufnahme genutzt wird, um bei der Entscheidungsfindung und Ressourcenplanung zu unterstützen.
Was kann die Künstliche Intelligenz in der Notaufnahme tun?
Weitere Anwendungsmöglichkeiten, bei denen APONA unterstützen kann, umfassen folgendes:
- Ermittlung von Patientinnen und Patienten, die ein stationäres Behandlungsbett benötigen, basierend auf Faktoren wie Schwere der Erkrankung und Verfügbarkeit von Ressourcen
- Prognose der voraussichtlichen Verweildauer einer Patientin oder eines Patienten auf einem Behandlungsbett, um die Bettenauslastung zu optimieren
- individuelle Bestimmung der optimalen Diagnostik- und Therapieansätze unter Berücksichtigung von Faktoren wie Krankheitsgeschichte und aktuellen Symptomen
- Vorhersage von Diagnostikverfahren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Ergebnisse liefern werden, um kostspielige oder unnötige Tests zu vermeiden.
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) bereitet die erforderlichen Daten in anonymisierter Form auf und führt gemeinsam mit den Projektpartnern Analysen durch. Basierend auf den zur Verfügung gestellten Daten entwickelt, trainiert und bewertet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) Vorhersagemodelle.
Diese Modelle werden anschließend in die von singularIT entwickelte Software integriert.
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