Kunstmarkt am Wendepunkt: NALA macht Künstler zu Gamechangern
Das Startup NALA bringt frischen Wind in die Kunstwelt. Mit einer digitalen Plattform ermöglichen sie Künstlerinnen und Künstlern, ihre Werke ohne Provisionen direkt an Kunstliebhaber zu verkaufen. Durch den Einsatz von KI schafft NALA eine neue Dynamik im traditionellen Galeriesystem.
In der oft exklusiven Welt der Kunst gelten Galerien als strenge Torwächter. Ihre subjektive Auswahl führt dazu, dass häufig Werke derselben etablierten Künstlerkreise zu sehen sind. Für aufstrebende Talente bedeutet das geringere Chancen, ihre Kunst einem breiteren Publikum zu präsentieren. Viele großartige Werke bleiben so unentdeckt. Doch das Startup-Unternehmen NALA, gegründet von Benjamin Gulak, einem ehemaligen Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT), will das traditionelle Galeriemodell aufbrechen. Die im Rahmen eines MIT-Projekts entstandene digitale Plattform ermöglicht es Künstlerinnen und Künstlern, ihre Werke ohne Einschränkungen zu listen. Mithilfe von Machine Learning und Data Science erhalten Kunstliebhaber maßgeschneiderte Empfehlungen.
Durch diesen erweiterten Zugang zu einer Vielzahl von Kunstwerken beseitigt NALA die Barrieren, die in klassischen Galerien oft vorherrschen. Stattdessen bringt die Plattform Kunstschaffende und Sammler auf effiziente Weise zusammen. „Es gibt so viele talentierte Künstler, die bisher nie die Chance hatten, außerhalb ihres lokalen Umfelds wahrgenommen zu werden“, sagt Gulak. „Wir öffnen die Kunstwelt für alle kreativen Köpfe und schaffen eine Gesellschaft, in der Leistung zählt.“ Das Geschäftsmodell von NALA verzichtet auf Provisionen von Künstlerinnen und Künstlern und berechnet Käufern lediglich eine Gebühr von 11,5 Prozent auf den vom Künstler festgelegten Preis. Aktuell nutzen über 20.000 Kunstenthusiasten die Plattform, die bereits mehr als 8.500 registrierte Kunstschaffende vorweisen kann.
NALA als Trendsetter in der digitalen Kunstwelt
Gulaks Ziel ist es, NALA zur führenden Anlaufstelle für die Entdeckung, den Kauf und Verkauf von Kunst im digitalen Raum zu machen. Er ist überzeugt, dass das lange etablierte Galeriemodell unbedingt eine Erneuerung braucht: „Galerien geben seit Jahrzehnten den Ton in der Kunstwelt an. Doch den meisten Käuferinnen und Käufern ist gar nicht bewusst, wie restriktiv diese Branche bisher war.“ Gulak selbst wuchs in Kanada auf und arbeitete hart daran, am renommierten MIT angenommen zu werden. Schon während seiner Highschool-Zeit engagierte er sich bei Wissenschaftsmessen und Roboterwettbewerben. Mit nur 16 Jahren entwickelte er ein Einrad-Motorrad, das ihm einen Auftritt in der TV-Show „Shark Tank“ einbrachte und von Popular Science als eine der besten Erfindungen des Jahres ausgezeichnet wurde.
Trotz seiner Aufnahme am MIT im Jahr 2009 entschied sich Gulak zunächst, sein Studium zu unterbrechen, um mithilfe der medialen Aufmerksamkeit und des Kapitals aus „Shark Tank“ ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nach einem turbulenten Jahrzehnt, in dem er hohe Umsätze erzielte und weltweit Tausende von Einheiten verkaufte, kehrte er schließlich ans MIT zurück, um sein Studium abzuschließen. Dabei wechselte er von Maschinenbau zu einer Kombination aus Informatik, Wirtschaft und Datenwissenschaft. „Ich habe erkannt, dass mein bisheriges Unternehmen noch viele Jahre harter Arbeit erfordern würde, um meine Ziele zu erreichen. Doch das entsprach nicht mehr meinen Vorstellungen“, erinnert sich Gulak. „Ich wollte neue Herausforderungen und ein akademisches Leben. Die Rückkehr ans MIT war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.“
Kunst als Therapie: Gulaks persönliche Leidenschaft
Während der Höhen und Tiefen seiner unternehmerischen Laufbahn entdeckte Gulak die Malerei als Ventil, um Stress abzubauen. Kunst hatte schon immer einen hohen Stellenwert in seinem Leben – während der Highschool hatte er ein Auslandssemester in Italien absolviert, um sich den bildenden Künsten zu widmen. Entschlossen, seine eigenen Werke zu vermarkten, kooperierte er mit renommierten Galerien in London, Miami und St. Moritz. Gleichzeitig begann er, Künstlerinnen und Künstler aus Schwellenländern wie Kuba, Ägypten und Brasilien, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte, mit seinen Galeriekontakten zu vernetzen. „Die Ergebnisse waren erstaunlich. Diese Kunstschaffenden, die es gewohnt waren, ihre Werke für wenige Dollar an Touristen zu verkaufen, sahen plötzlich ihre Werke in schicken Londoner Galerien – und erhielten dafür ein Vielfaches. Es war derselbe Künstler mit demselben Talent, aber einem ganz anderen Käuferkreis“, erzählt Gulak begeistert.
Während seines dritten Jahres am MIT begann Gulak, über seine Zukunft nach dem Abschluss nachzudenken. Zwar reizte ihn die Idee einer Unternehmensgründung, doch in den meisten Branchen dominierten bereits Tech-Giganten den Markt. Eine Ausnahme bildete jedoch die Kunstwelt. „Die Kunstbranche ist veraltet“, sagt Gulak. „Galerien haben Monopole über kleine Gruppen von Künstlerinnen und Künstlern und üben die Kontrolle über die Preisgestaltung aus. Den Interessierten wird der Wert vorgegeben, und die gesamte Branche ist von Ineffizienzen geprägt.“ Am MIT beschäftigte sich Gulak mit Empfehlungsalgorithmen, wie sie zur Personalisierung von Social-Media-Feeds oder Show- und Musikvorschlägen eingesetzt werden. Er erkannte das Potenzial, dieses Konzept auf die bildende Kunst zu übertragen und entwickelte im Rahmen eines Studienprojekts ein System zur Vorhersage erfolgversprechender Kunstwerke für Galerien.
Kunst im Fokus: NALAs Engagement für kreative Talente
Gulak pflegt enge Beziehungen zu vielen Künstlerinnen und Künstlern auf seiner Plattform. Seit mehr als einem Jahrzehnt reist er regelmäßig nach Kuba, um dort Kunst zu erwerben und den lokalen Kunstschaffenden Malutensilien zu bringen. Auch bei Einwanderungsverfahren unterstützt er junge Talente. „Viele behaupten, sie wollten der Kunstwelt helfen, greifen dann aber auf dieselben veralteten Geschäftsmodelle zurück“, kritisiert Gulak. „Für mich ist Kunst nicht nur eine Leidenschaft, sondern eine Lebenseinstellung. Ich kenne die Kunstwelt aus allen Perspektiven – als Maler, der seine Werke über Galerien verkauft, als Sammler mit einem Büro voller Kunst und als Förderer, der mit unglaublichen Talenten zusammenarbeitet. Diese Erfahrungen, gepaart mit meinem Hintergrund als Künstler und Informatiker, geben mir einen einzigartigen Blickwinkel. Mein Ziel ist es, mithilfe von Technologie Künstlern einen nie dagewesenen Zugang zum globalen Markt zu ermöglichen und die Branche nachhaltig zu verändern.“
Heute lädt NALA, was für „Networked Artistic Learning Algorithm“ steht, Kunstschaffende ein, indem es sie Kunstwerke hochladen und einen Fragebogen zu ihrem Stil ausfüllen lässt. Sie können sofort mit dem Hochladen ihrer Werke beginnen und ihren Angebotspreis selbst festlegen. Der Algorithmus sorgt dann dafür, dass die Kunstwerke basierend auf Stilpräferenzen und Budget den wahrscheinlichsten Käuferinnen und Käufern angezeigt werden. NALA kümmert sich auch um Verkauf und Versand und zahlt den Künstlern 100 Prozent des Listenpreises für jeden Verkauf aus.
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