Verantwortung 31.01.2025, 14:00 Uhr

Papst fordert Verantwortung: Vatikans Appell zur Regulierung von KI

Der Vatikan hat sich mit einem Appell zu künstlicher Intelligenz (KI) zu Wort gemeldet – und fordert die Welt auf, wachsam zu bleiben.

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KI und die Zukunft der Arbeit: Der Vatikan fordert ethische Leitlinien.

Foto: PantherMedia / BiancoBlue

Künstliche Intelligenz (KI) ist heute eines der meistdiskutierten Themen in der Informationstechnologie. Neben den Chancen warf die KI bei vielen auch Bedenken auf, die verschiedene Bereiche betreffen. Nun hat sich der Vatikan zu Wort gemeldet und ethische Richtlinien sowie Grundsätze zur KI veröffentlicht.

So hat der Vatikan die Regierungen aufgefordert, die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) genau zu beobachten. Er warnte davor, dass diese Technologie durch die Verbreitung von Fehlinformationen „den Schatten des Bösen“ bergen könnte. In einem neuen Text über die Ethik der KI, der von zwei vatikanischen Dikasterien verfasst und vom Papst genehmigt wurde, heißt es, dass KI-generierte Fake-Medien die Grundlagen der Gesellschaft gefährden könnten.

117 Abschnitte in „Antiqua et Nova“

In 117 Abschnitten behandelt „Antiqua et Nova“ die Chancen und Herausforderungen der künstlichen Intelligenz in verschiedenen Bereichen wie Bildung, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit, Beziehungen und Krieg. Im Bereich Krieg sehen die Autoren die Gefahr, dass KI das Potenzial hat, Kriegsressourcen „weit über die Kontrolle der Menschen hinaus“ zu steigern und ein gefährliches Wettrüsten zu beschleunigen, was schwerwiegende Folgen für die Menschenrechte haben könnte.

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Fortschritt in Wissenschaft und Technik

Der Vatikan betont in dem Text, dass die Kirche den Fortschritt in Wissenschaft und Technik begrüßt und ihn als „Mitwirken mit Gott an der Vervollkommnung der Schöpfung“ betrachtet. Das gilt auch für die KI, die in einigen Bereichen sogar menschliche Fähigkeiten übertreffen kann.

Gleichzeitig lehnt der Vatikan Anwendungen ab, die die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens und die Würde des Menschen bedrohen.

Das Dokument betont das Prinzip der menschlichen Verantwortung. Ein Mensch, der KI für Entscheidungen nutzt, bleibt in jeder Phase letztlich verantwortlich.

KI vs. Mensch

Aufgrund der großen Lernfähigkeit von KI ist es wichtig, sicherzustellen, dass sie immer dem Menschen und dem Allgemeinwohl dient.

Die fortschrittlichen Eigenschaften der KI ermöglichen ihr zwar, Aufgaben sehr gut zu erledigen, aber nicht zu „denken“. Diese Unterscheidung sei wichtig, weil die Definition von „Intelligenz“ das Verständnis darüber beeinflusst, wie menschliches Denken und diese Technologie miteinander verbunden sind. „Obwohl es sich bei der KI um eine außergewöhnliche technologische Errungenschaft handelt, die in der Lage ist, bestimmte mit Rationalität assoziierte Vorgänge zu imitieren, funktioniert sie nur, indem sie Aufgaben ausführt, Ziele erreicht oder Entscheidungen trifft, die auf quantitativen Daten und Rechenlogik basieren“, heißt es seitens des Vatikans.

Obwohl KI in der Lage ist, bestimmte Ausdrucksformen von Intelligenz zu verarbeiten und nachzuahmen, bleibt sie grundsätzlich auf einen logisch-mathematischen Rahmen beschränkt, der ihr feste innere Grenzen setzt. Im Gegensatz dazu entwickelt sich die menschliche Intelligenz kontinuierlich und organisch durch das physische und psychische Wachstum einer Person, wobei sie von einer Vielzahl leiblicher Erfahrungen geprägt wird. Die KI hingegen besitzt nicht die Fähigkeit, sich in diesem Sinne weiterzuentwickeln.

KI und Arbeitsplätze

Auch im wirtschaftlichen und finanziellen Bereich ist Wachsamkeit gefragt. Das Vatikandokument weist darauf hin, dass KI einerseits das Potenzial hat, Fähigkeiten und Produktivität zu steigern, andererseits aber auch dazu führen kann, dass Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen entwertet, automatisierter Überwachung ausgesetzt und auf sich wiederholende Aufgaben reduziert werden.

„Während die KI jedoch verspricht, die Produktivität zu steigern, indem sie gewöhnliche Aufgaben übernimmt, sind die Arbeitnehmer oft gezwungen, sich an die Geschwindigkeit und die Anforderungen der Automaten anzupassen, anstatt dass Letztere so konzipiert sein sollten, dass sie den Arbeitenden helfen. Deshalb können die, im Gegensatz zu den beworbenen Vorteilen der KI, derzeitigen technologischen Ansätze paradoxerweise dazu führen, dass Arbeitnehmer dequalifiziert, einer automatisierten Überwachung unterworfen und auf starre und sich wiederholende Aufgaben festgelegt werden“, heißt es in „Antiqua et Nova“, unter Punkt 67.

Es wird gewarnt, dass KI dabei ist, einige Aufgaben, die bisher von Menschen erledigt wurden, überflüssig zu machen. Wird sie eingesetzt, um Arbeitskräfte zu ersetzen, statt sie zu unterstützen, besteht das erhebliche Risiko, dass nur wenige davon profitieren, während viele verarmen.

Arbeitnehmende dürfen nicht zu bloßen „Zahnrädchen einer Maschine“ degradieren

Deshalb wird appelliert, dass die Arbeit „Teil des Sinns des Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung“ ist und dass man „nicht danach trachten darf, dass der technologische Fortschritt immer mehr die menschliche Arbeit verdränge, womit die Menschheit sich selbst schädigen würde“. Stattdessen sollten Anstrengungen unternommen werden, sie zu fördern. In dieser Perspektive sollte KI das menschliche Urteilsvermögen unterstützen und nicht ersetzen, ebenso wie sie niemals die Kreativität herabsetzen oder die Arbeitnehmer zu bloßen „Zahnrädchen einer Maschine“ degradieren darf.

KI in der Medizin

Das Thema Gesundheit wird ausführlich behandelt. Das Papier hebt einerseits das große Potenzial von KI-Anwendungen im medizinischen Bereich hervor. Andererseits warnt es, dass KI, wenn sie die Beziehung zwischen Arzt und Patient ersetzt, die Einsamkeit, die oft mit Krankheiten verbunden ist, „verschlimmern“ könnte.

KI und Fake News

Zum Thema Fake News warnt das Dokument vor der Gefahr, dass KI „manipulierte Inhalte und falsche Informationen“ erzeugen und verbreiten kann, um „zu täuschen oder zu schaden“. Es ruft dazu auf, immer den Wahrheitsgehalt von Informationen zu überprüfen und niemals „Worte und Bilder zu verbreiten, die Menschen herabwürdigen“, „Hass und Intoleranz schüren“ oder „die Intimität der menschlichen Sexualität“ entwürdigen.

Durch die Verzerrung der „Beziehung zu den anderen und zur Wirklichkeit“ [160], können KI-erzeugte gefälschte audiovisuelle Produkte nach und nach die Grundlagen der Gesellschaft untergraben. Dies erfordert eine sorgfältige Regulierung, da sich „Desinformation, insbesondere durch die von der KI kontrollierten oder beeinflussten Medien, unbeabsichtigt verbreiten und politische Polarisierung und soziale Unzufriedenheit schüren kann“, heißt es im Vatikan-Papier.

Die Bekämpfung von KI-gestützten Fälschungen sei nicht nur Aufgabe von Experten, sondern erfordere das Engagement aller Menschen guten Willens. Es wird dabei betont, dass, wenn die Technologie der Menschenwürde dienen und nicht schaden sowie den Frieden statt Gewalt fördern solle, die menschliche Gemeinschaft diesen Tendenzen mit Respekt vor der Menschenwürde entgegentreten und das Gute fördern müsse. Diejenigen, die KI-generiertes Material produzieren und verbreiten, sollten den Wahrheitsgehalt prüfen und niemals „Worte und Bilder verbreiten dürften, die den Menschen entwürdigen“.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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