DHL und Co. 21.01.2025, 10:45 Uhr

Abholung statt Lieferung: Paketbranche setzt auf Automaten

Immer mehr Pakete müssen täglich zugestellt werden – die Zustellung an der Haustür ist für die Paketdienstleister ein teures Geschäft. Günstiger sind Automaten.

Paketbote

Pakete an der Haustür zu übergeben, ist für die Lieferdienste ein teures Geschäfte - es soll daher immer mehr Automaten geben.

Foto: PantherMedia / Rawpixel

Jahrelang wurde damit geworben, dass wir uns unsere Pakete bequem nach Hause liefern lassen können. Nun die Kehrtwende. Paketautomaten etablieren sich zunehmend als Alternative zur klassischen Hauszustellung. Marktführer wie DHL und Wettbewerber wie GLS, DPD und myflexbox investieren massiv in den Ausbau dieser Infrastruktur.  Wenn nicht jeder Empfänger einzeln angefahren werden muss, können die Paketdienstleister ihre Kosten massiv senken.

Der Ausbau der Paketautomaten nimmt Fahrt auf

DHL, der unangefochtene Marktführer in Deutschland, hat ambitionierte Pläne: Bis 2030 soll die Anzahl der Abhol- und Abgabestationen von aktuell 15.000 auf 30.000 verdoppelt werden. „Unser Automaten-Netz wird dichter – die Wegstrecke, die Verbraucherinnen und Verbraucher bis zum Paket haben, wird im Schnitt immer kürzer“, erklärt DHL-Vorständin Nikola Hagleitner. Mit diesem Schritt möchte das Unternehmen nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch die Effizienz der Logistik verbessern.

Auch die Konkurrenz zieht nach. GLS und DPD planen, bis 2027 gemeinsam 3000 Stationen zu betreiben. Die österreichische Firma myflexbox, die mehrere Paketdienstleister bedient, will ihr Angebot in Deutschland von derzeit 460 Automaten auf mindestens 5000 bis 2030 ausbauen.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten der Automaten

DHL setzt auf unterschiedliche Typen von Automaten, die strategisch an gut erreichbaren Orten wie Supermärkten, Tankstellen oder Bahnhöfen platziert werden. Diese „Packstationen“ und „Poststationen“ ermöglichen nicht nur die Abholung und Abgabe von Paketen, sondern bieten oft zusätzliche Dienstleistungen wie den Kauf von Briefmarken oder Videoberatung.

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Ein weiteres Konzept kommt von der neuen DHL-Tochter „DeinFach“. Diese Stationen sollen nicht nur von DHL, sondern auch von anderen Paketdiensten und sogar Einzelhändlern genutzt werden können. Bis Ende 2025 will DeinFach eine vierstellige Zahl an Stationen in Betrieb nehmen.

Wahlfreiheit bleibt bestehen

Die Automatisierung der Paketabholung ist für Logistikanbieter ein wichtiger Hebel, um Kosten zu senken. Die Zustellung an eine zentrale Station ist wesentlich günstiger als die aufwändige Haustürbelieferung. Nikola Hagleitner erklärt: „Natürlich hat ein Paket bei einer Packstationszustellung weniger Kosten.“

Dennoch bleibt die Wahlfreiheit für die Kundschaft bestehen. Verbraucherinnen und Verbraucher können entscheiden, ob sie ihre Pakete an der Haustür, in einer Filiale oder an einem Automaten abholen möchten.

Herausforderungen und Hindernisse

Die zunehmende Beliebtheit von Paketautomaten bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. So kann es vorkommen, dass Automaten zum Zeitpunkt der Zustellung bereits voll sind. In solchen Fällen wird das Paket an eine andere Station oder einen Paketshop umgeleitet, was für die Kundschaft oft mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist.

Ein weiteres Hindernis ist die Bürokratie in Deutschland. Michael Knaupe, Manager bei DPD, bemerkt: „In Polen und Estland darf jeder ruckzuck Automaten aufstellen, in Deutschland hingegen dauert es oft lange, bis Genehmigungen erteilt werden.“

Deutscher Städtetag sieht Chance

Der Deutsche Städtetag sieht in den Paketautomaten grundsätzlich eine Chance, den Verkehr in Innenstädten zu reduzieren. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetags, erklärt: „Paketautomaten können Lieferungen effizienter machen und Verkehr reduzieren, dürfen dann aber nicht für Verkehrsbehinderungen durch falsch parkende Autos sorgen.“ Bei der Standortwahl wird daher empfohlen, zunächst Flächen in Gebäuden oder auf privatem Grund zu nutzen, bevor öffentliche Plätze beansprucht werden.

Die Zukunft der Paketabholung

Ein Blick nach Polen zeigt, wie stark das Potenzial der Paketautomaten ist. Dort gibt es bereits über 40.000 solcher Stationen. Lukas Wieser, CEO von myflexbox, prognostiziert einen Bedarf von mindestens 100.000 Paketstationen in Deutschland. Auch in anderen Ländern wie Estland und Skandinavien wird die klassische Haustürzustellung zunehmend zur Ausnahme. Diese Entwicklung könnte sich auch in Deutschland fortsetzen.

„Die Menschen wollen flexibel sein und sich das Paket selbst holen“, erklärt Michael Knaupe von DPD. Dies entspricht dem Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbraucher nach mehr Selbstbestimmung und einer besseren Vereinbarkeit von Alltag und Online-Einkäufen. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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