„Hubert“ entlastet Mitarbeiter in der Logistik
Die TU Chemnitz testet ein fahrerloses Transportsystem. Der Prototyp “Hubert” ist in einem dreijährigen Projekt entstanden. Das kleine, vierrädige Gefährt sieht wie ein Wagen aus und soll Mitarbeiter in der Logistik entlasten. Ein integrierter 3D-Sensor kann Menschen erkennen und ihnen sogar folgen.
Lagerbestände sind in der Regel umfangreich. Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, die Waren zu verwalten und aus dem Lager weiterzutransportieren. Da kommt eine autonome Hilfe doch gerade recht. Das Transportsystem Hubert ist ein mobiler Warenwagen, der Mitarbeiter in der Logistikbranche unterstützen kann. Hubert wurde von der TU Chemnitz gemeinsam mit 3 Firmen aus Chemnitz, Magdeburg und Waldkirch in Baden-Württemberg entwickelt. Das Forschungsprojekt dauerte 3 Jahre. Zum Abschluss konnte Hubert sein Können im Praxistest beim Kommunikationsdienstleister Komsa AG in Hartmannsdorf vorstellen.
Das Besondere an Hubert: Das fahrerlose Transportsystem hat einen 3D-Sensor integriert, der Menschen unmittelbar erkennt. Kommt dem selbstfahrenden Wagen ein Mensch in die Quere, stoppt er per Nothalt abrupt. Durch den Sensor wird auch eine Kollaboration über den üblichen autonomen Fahrmodus hinaus ermöglicht.
Was ist mit Kollaboration im Lager gemeint?
Die 3D-Technologie wird durch einen zweistufigen Prozess abgewickelt. Zunächst scannt eine eingebaute Tiefenkamera den Raum und übermittelt Punkte des Lagers an das System. Wird ein Mensch “erfasst” erhält dieser eine ID, um ihn auf der Position zu ermitteln. Da jeder Mensch eine eigene ID erhält, können auch 2 verschiedene Mitarbeiter, die nahe im Lager stehen, voneinander unterschieden werden. Hinter diesem Prozess steckt eine künstliche Intelligenz. Im zweiten Schritt ist Hubert in der Lage, Mitarbeitern autonom zu folgen. Lageristen brauchen keine Fernbedienung, um den mobilen Wagen zu steuern. Die Ware wird selbstständig transportiert, indem Hubert dem entsprechenden Mitarbeiter hinterher fährt.
Neben der Technischen Universität Chemnitz haben sich die Sick AG, die iFD GmbH und die Livingsolids GmbH an dem Projekt beteiligt. Als Testbereich hat sich das Logistikzentrum von Komsa zur Verfügung gestellt. Hubert konnte sich im Lager des Dienstleisters beweisen und lernen, auf dynamische Hindernisse zu achten – seien es Menschen oder Regale. Die TU Chemnitz betont, dass der Wagen explizit für die Zusammenarbeit mit Menschen konzipiert wurde. Christoph Allmacher, der in der Professur Werkzeugmaschinenkonstruktion und Umformtechnik der TU Chemnitz tätig ist, begleitet das Projekt in der Schlussphase. Ziel ist es, den Einsatz des Wagens im industriellen Umfeld zu erforschen und daraufhin auf den Weg zu bringen.
Hubert im Steckbrief
- 30 Zentimeter hoch
- kann Waren bis zu 100 Kilogramm transportieren
- 3D-Infrarotkamera an Bord
- Scannweite über dem Boden von 270 Grad
- mit Überwachungsbildschirm ausgestattet
- kann auch nach hinten schauen
- angetrieben durch einen Elektromotor
- Laufzeit: 8 Stunden
Die eingebaute Infrarotkamera kommt aus dem Hause Sick. Durch die Kamera kann das Mobil selbstständig Hindernissen ausweichen. Ein zweiter Sensor scannt über dem Boden einen Sicherheitsbereich von 270 Grad ab und stoppt im Notfall das gesamte System. Auf dem Überwachungsbildschirm erscheint dann ein roter Punkt.
Logistikleistungen werden noch schneller
In der Logistik der Komsa wurde Hubert eingesetzt, um autonom leere Kartons zu einem Mitarbeiter zu bringen und ihm dadurch Arbeitszeit zu sparen. Logistikleistungen werden so noch schneller und flexibler. Der Wagen trägt also explizit zur Arbeitserleichterung bei. Der autonome Helfer kann kleine Händler, große Märkte und Privatkunden unter die Arme greifen. Das heißt aber auch, dass ganz unterschiedliche Auftragsvolumen abgedeckt werden können.
Das Forschungsprojekt endet am 30. Juni 2019. Gefördert wurde das Projekt mit 1,5 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Laut Angaben der TU Chemnitz ist Hubert zwar noch nicht reif für die Serienproduktion. Die Komsa AG könne sich aber bereits jetzt vorstellen, den mobilen Wagen in ihrem Lager einzusetzen.
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