Kontraktlogistik steigert Effizienz im Maschinen- und Anlagenbau
Wie vorteilhaft Kontraktlogistik für mittelständische Industriebetriebe sein kann, zeigte DB Schenker auf der Hannover Messe (19. – 23. April). Gemeinsam mit Maschinenbauern will Michael Kluger, Logistikvorstand von Schenker Deutschland, nach der Material- auch die Logistikeffizienz in der Produktionswirtschaft steigern und damit zur Spitze der internationalen Kontraktlogistiker aufsteigen.
VDI nachrichten: Herr Dr. Kluger, auf der Hannover Messe stellt DB Schenker erstmals seine neue Strategie in der Kontraktlogistik für die Maschinen- und Anlagenbauer vor. Welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Kluger: Mit weltweit etwa 1,1 Mrd. € Umsatz im Bereich der Kontraktlogistik haben wir bereits heute einen sicheren Platz unter den Top 10 der Branche. Mittelfristig wollen wir jedoch zu den Top- 3-Anbietern auf der Welt zählen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir ganz gezielt Wachstumsprogramme aufgelegt. Erst Ende des vergangenen Jahres startete das Programm „Go for Growth“. Es ist auf vier Jahre angelegt und verfolgt das Ziel, unseren Umsatz in der Kontraktlogistik nahezu zu verdoppeln. Dafür investierten wir in den vergangenen Monaten massiv in das Know-how unserer Mitarbeiter sowie in das Equipment von Logistikzentren.
Wie groß ist denn der Kuchen, von dem Sie sich ein noch größeres Stück abschneiden möchten?
Alleine in Deutschland sind erst knapp 30 % des 81 Mrd. € großen Marktpotenzials für die Kontraktlogistik ausgeschöpft. Das Umschichten von „insourced“ zu „outsourced“ verspricht daher hierzulande ein jährliches Marktwachstum von 10 % bis 15 %. Vor allem in der Metall verarbeitenden Industrie, im Maschinenbau und in der Bauwirtschaft bietet sich für die industrielle Kontraktlogistik aufgrund ihres derzeit noch geringen Outsourcinggrades von etwa 27 % überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Denn in diesen Branchen lassen sich für die jeweiligen Auftraggeber besonders deutliche Kostenvorteile durch die Auslagerung von logistischen Dienstleistungen erzielen.
Durch diese guten Wachstumsaussichten wird aber auch der Wettbewerbsdruck zunehmen. Wie wollen Sie eine kontinuierliche Verbesserung und Kostenoptimierung bei ihrem Kontraktlogistikangebot erreichen?
Zunächst investieren wir in das Verständnis. Also in Mitarbeiter, die sich sowohl in der Logistik aber zum Beispiel auch mit der industriellen Produktion auskennen und die Ansprüche oder die möglichen Probleme des Kunden verstehen. Nur so lassen sich gemeinsam optimale Supply-Chain-Lösungen finden. Im zweiten Schritt erfolgt die Gestaltung und Umsetzung der Konzepte. Dabei müssen wir den hohen Anspruch entwickeln, dass tatsächlich nur wir die bestmögliche Lösung für diesen Kunden designen, denn wir haben seine Anforderungen richtig verstanden und verfügen über geeignete Werkzeuge. Eine wichtige Facette bei der Planung und Umsetzung der Lösung ist die Konsequenz. Und daraus leitet sich unser Qualitätsgedanken ab. Wir müssen jeden Tag etwas besser sein, als wir es gestern gewesen sind.
Dies klingt doch sehr nach asiatischen Qualitätsmanagementsystemen.
Richtig. Wir als Logistikpartner können in der langfristigen Zusammenarbeit alle Logistikprozesse kontinuierlich verschlanken und somit jährlich Einsparungen auf der Kostenseite erzielen. Dafür entwickeln wir fortlaufend das Prozessdesign sowie die eingesetzte Technik weiter. Die Fortschritte basieren auf dem Einsatz von Managementmethoden wie Kaizen, Kontinuierlicher Verbesserungsprozess oder Six Sigma. Schließlich haben auch unsere Kunden in den vergangenen Jahren bei ihren Produktionsprozessen sehr stark in Lean-Prinzipien investiert. Diese Denk- und Handlungsweisen erwarten sie in logischer Konsequenz zunehmend auch von ihren Logistikpartnern. Hersteller und Logistikdienstleister führen inzwischen gemeinsame Workshops durch, um Lean-Prinzipien aus der Produktionswelt in die Logistik zu übertragen. Wenn es um die Steigerung der Effizienz geht, sind hier durchaus Verbesserungen im zweistelligen Prozentbereich möglich.
Können Sie dafür ein konkretes Beispiel liefern?
Beispielsweise haben wir in unserem Produktionsversorgungszentrum in Hannover-Stöcken, wo wir 20 000 verschiedene Module sequenzgerecht für die Produktion des Transporterherstellers Volkswagen Nutzfahrzeuge bereitstellen, durch die Einführung einer Sprachsteuerung (Pick-by-Voice) die Effizienz im Vergleich zur früheren Kommissionierung mit Handscannern um 11 % gesteigert. Gleichzeitig wurde die Fehlerquote weiter reduziert. Für Volkswagen, aber auch für deren Zulieferer, ergibt sich vor allem durch die Reduzierung der Kommissionierungsfehler ein spürbares Kostensenkungspotenzial.
Wo liegen die Chancen der Kontraktlogistik bei Ihrem Messeschwerpunkt Maschinen- und Anlagenbau?
Hier wird jetzt verstärkt über logistische Effizienz nachgedacht. Dafür werden zwar Basismodule gebraucht, um das Rad nicht immer wieder komplett neu erfinden zu müssen, aber diese müssen immer wieder neu adaptiert werden – denn hier gibt es keine Standardlösungen. ROLF MÜLLER-WONDORF
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