Lager nachhaltig bewirtschaften – mit Drohnen könnte das gelingen
Wenn es nach Forschenden der ETH Zürich sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren von Verity geht, ergänzen Drohnen bald das Team in großen Warenlagern. Sie sollen Fehler reduzieren, für Effizienz sorgen und sogar für mehr Nachhaltigkeit über die gesamte Lieferkette hinweg.
Gabelstapler verbindet jeder mit einem Warenlager. An eine Drohne denkt man eher selten. Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) beschäftigen sich intensiv mit dem Einsatz von sogenannten Quadrokoptern in Lagern. Ausgestattet mit Kameras, jeder Menge Software und Leuchten fliegen sie jeden einzelnen Gang und die Regale ab, scannen selbstständig Barcodes, prüfen digitale Inventarlisten und sind damit die automatisierte „Nachtschicht“. Ihre menschlichen Kollegen genießen in dieser Zeit den Feierabend.
Raffaello D’Andrea, Professor am Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik, hat mit einigen seiner ehemaligen Studierenden dafür sogar ein Unternehmen gegründet: das sogenannte Spin-Off „Verity“. Seit 2014 entwickelt die Firma Automatisierungslösungen für Warenlager. „Obwohl sich die Technologie von Verity über die Grenzen des Labors hinaus weiterentwickelt hat, entspringt sie zu einem großen Teil unserer Grundlagenforschung“, sagt Co-Gründer Markus Hehn. Er beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit lernfähigen Algorithmen, dank derer die Quadrokopter Slalom fliegen und sogar mit einem Pendel fangen spielen können.
Drohnen von Verity sind bei Logistikunternehmen und bei Ikea im Einsatz
Inzwischen sind die Drohnen von Verity in der Lage zu lernen, wie sie autonom navigieren. Forschungskollege Federico Augugliaro untersuchte, wie sich Drohnenflotten koordinieren lassen, so dass sie komplexe Aufgaben erledigen können – zum Beispiel etwas im Flug montieren und so beim Bau einer Seilbrücke unterstützen könnten. Die Fähigkeiten der Quadrokopter haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ETH Zürich auf mehr als 300.000 Flügen in 20 Ländern getestet. Dafür arbeiteten sie sogar mit dem Cirque du Soleil zusammen: Die tanzenden Lampenschirme in dem Kurzfilm „Sparked …“ sind in Wahrheit Drohnen der Firma Verity mit entsprechender Verkleidung.
Erleichtere Bodensanierung durch Drohnenflug
Mitbegründer D’Andrea beschreibt den Erfolg des Teams aus Ingenieuren, Datenwissenschaftlern und Designern wie folgt: „Die Mitarbeitenden von Verity wollen gesellschaftliche Probleme lösen und Veränderungen in der Gesellschaft vorantreiben.“ Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt sind die Drohnen von Verity nun bei dem dänischen Transport- und Logistikunternehmen DSV und in Möbelgeschäften von Ikea im Einsatz.
Drohnen machen das Lagermanagement effizient
Bei beiden Unternehmen sind die Drohnenflotten im Lager unterwegs. Sie sollen dabei helfen, die meistens sehr zeitaufwendige Inventarisierung zu übernehmen, die in der Regel manuell erfolgt und deshalb eine gewisse Fehleranfälligkeit mit sich bringt. Dabei erkennen die Quadrokopter, ob sich Waren im Lager am falschen Ort befinden und wo ihr eigentlicher Platz wäre. Ihnen entgehen auch keine leeren Lagerplätze, die im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit besser gefüllt sein sollten. Die Drohnen bewegen sich dabei völlig im Hintergrund und sollen das Lager von Unternehmen so auf Vordermann bringen, dass keinerlei Fehler in der Bestandsverwaltung mehr vorliegen.
Drohnen können aus Sicht der ETH-Forschenden und der Mitarbeitenden von Verity einen großen Beitrag leisten, um Kosten bei der Inventarisierung einzusparen, da diese in regelmäßigen Abständen erfolgen muss. Darüber hinaus könnten sie helfen, die Qualität der Lagerbewirtschaftung zu steigern. Möglicherweise ließe sich dadurch auch das Personal künftig effektiver einsetzen. Insgesamt seien die Drohnen hilfreich, um Unternehmen mit großen Warenlagern strategisch erfolgreicher aufzustellen.
Nachhaltiges Lagermanagement inklusive Lieferkette durch Drohnen
Und damit nicht genug: Aus Sicht aller Beteiligten hätten Drohnenflotten noch mehr Potenzial, das sich nicht nur auf die Inventarisierung beschränke. Diese neue Technologie könne auch die Nachhaltigkeit in der Lagerwirtschaft und der dazugehörigen Lieferketten positiv beeinflussen. Dazu haben die Forschenden und Ingenieure eine erste Studie durchgeführt. Das Ergebnis: Drohnen könnten in einem Lager mit 100.000 Paletten pro Jahr so viel Kohlendioxid-Emissionen einsparen, wie 5.000 Autos, die aus dem Verkehr gezogen würden. Das wäre möglich, wenn Drohnenflotten automatisierte Abläufe übernehmen und man zudem die gesamte Lieferkette mit einbezöge.
Verity verbucht nicht nur Erfolge beim Einsatz von Drohnen und deren Weiterentwicklung. Das Unternehmen hat bereits fast 100 Patente angemeldet, die sich zum Teil auch mit dem Bereich E-Commerce beschäftigen.
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