Leichte Logistik: Transportbehälter „Inbin“ überwacht sich selbst
Den ersten „wirklich intelligenten“ Behälter präsentierte das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) kürzlich auf der Messe Logimat 2012 in Stuttgart
Intralogistik „denkt“ mit: „Der Traum vom Internet der Dinge wird nun Wirklichkeit“, so Michael ten Hompel im Gespräch mit den VDI nachrichten auf der Logimat 2012. Seit Kurzem sind nach Aussage des geschäftsführenden Leiters des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss- und Logistik (IML) in Dortmund innovative Komponenten, wie Energiepuffer, Energy-Harvester sowie Mikroprozessoren mit 16 bit oder 32 bit und Speicher von einigen Hundert kB verfügbar, die den Bau des ersten wirklich „intelligenten“ Behälters ermöglicht hätten. Der „Inbin“ des IML sei in der Lage, den gesamten Kommissioniervorgang zu leiten und zu kontrollieren.
„Was nach futuristischer und teurer Technik klingt, wurde auch auf der Hardwareseite speziell auf die Anforderungen der Logistik zugeschnitten: kostengünstige Komponenten, robuste Bauweise und wartungsfreier Betrieb. Diesen Technologiesprung können wir für einen Preis von weniger als 20 € für die Bauteile der Elektronik pro Box realisieren“, betonte der Wissenschaftler.
Energieunabhängige Logistik: „Inbin“ dank Energy-Harvesting energieautark
Dank Energy-Harvesting ist der Inbin zudem energieautark. Der Transportbehälter holt sich die erforderliche Energie aus der Umgebung, ohne eine zusätzliche Stromquelle zu benötigen. Schon bei 400 Lux springen spezielle Solarzellen an und der Ladungsträger „wacht auf“. Alternativ können Beschleunigungen, Vibrationen oder starke Schwankungen in der Umgebungstemperatur als Energiequellen genutzt werden. Die Energiespeicher weisen laut IML eine Selbstentladung von weniger als 2 % pro Jahr auf. Im Dunkeln abgestellt, kann sich der Behälter noch bis zu 7000 mal melden, bevor er wieder Energie benötigt. Ein neues Verfahren ermöglicht zudem die einfache Ortung des Behälters. Über Lichtschranken kann der Inbin seine Position genau lokalisieren.
Darüber hinaus erfasst die Sensorik des Inbin verschiedene Umgebungsparameter und versendet beispielsweise dann eine Meldung, wenn sich die Box in einem Raum mit der falschen Temperatur befindet. Bemerkenswert sei auch die Kommunikationsfähigkeit der Transportboxen, heben die Dortmunder Logistikforscher hervor. Sie könnten sich nicht nur untereinander unterhalten und Reihenfolgen bilden, sondern können auch direkt Kontakt mit dem Menschen aufnehmen. „Damit schafft der intelligente Behälter die lange vermisste Verbindung zwischen dem Mensch und dem Internet der Dinge“, betonte ten Hompel. Mithilfe des Grafikdisplays kommuniziere die Box mit dem Kommissionierer. Und über ein separates Pick-by-Voice-Modul soll man sich künftig mit dem Inbin auch unterhalten können.
Internationale Logistik: „Inbin“ spricht viele Sprachen
Für eine nahtlose Integration in nahezu jede bestehende Kommunikationsinfrastruktur im Unternehmen spricht der Behälter viele „Sprachen. Er beherrscht laut IML beispielsweise alle gängigen Funkfrequenzen und Protokolle. In Kombination mit weiterentwickelten dezentralen Systemen, wie Fördertechnik, lässt sich so künftig eine ortsvariable Kommissionierung realisieren. Michael ten Hompel: „Dann veranlassen die Behälter autonome Transportfahrzeuge spontan Kommissionierbereiche zu bilden und sich wieder aufzulösen.“
Für die Informationssicherheit können alle Daten über eine asynchrone Verschlüsselung mit öffentlichen und privaten Schlüsseln durch ein Passwort geschützt werden. Dies ermöglicht ein eigener Kryptografie-Prozessorkern. Darüber hinaus hat jeder Behälter eine eindeutige Identifikationsnummer, über die er weltweit identifizierbar und nachverfolgbar wird. Auch kann der intelligente Behälter laut IML spontan einen Verbund mit anderen Behältern bilden. Auf diese Weise entstehe eine virtuelle Palette, auf welcher der Verlust einzelner Pakete sofort bemerkt und gemeldet wird.
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