Logistik der Zukunft wird durch Nachhaltigkeit geprägt
Geredet wird über das Thema Nachhaltigkeit zwar viel in der Logistikbranche, doch noch können nur wenige Unternehmen entsprechende Leuchtturmprojekte vorweisen. Dabei ist ein Umdenken in der Branche zwingend notwendig. Bereits heute wird in der EU rund ein Fünftel der Emissionen an Kohlendioxid (CO2) durch die Logistik verursacht – bei steigender Tendenz.
„Die Logistik der Zukunft muss robuster, sicherer, wirtschaftlicher und ökologischer werden“, forderte Prof. Uwe Clausen kürzlich auf dem „Zukunftskongress Logistik – 29. Dortmunder Gespräche“, zu der sich Anfang September internationale Branchenvertreter in den Dortmunder Westfalenhallen trafen. Denn etwa 21 % der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU-27 werden nach Aussage des Leiters des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, bereits heute von der Logistik verursacht. Dieser Anteil werde sich in Zukunft noch deutlich erhöhen, prognostizierte der Wissenschaftler.
Ein Plus an Ökoeffizienz und damit eine deutliche Reduktion der klimaschädlichen Emissionen soll das Verbundvorhaben „Green Logistics“ liefern. Im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten und vom IML geleiteten Effizienz-Clusters „RheinRuhr“ werden logistische Prozesse inklusive Transport, Immobilie und Intralogistik hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeits- und Energieeffizienzpotentiale untersucht. Um die Logistik als ganzheitliches Thema transparent bewerten zu können, ist es nach Ansicht der Dortmunder Forscher notwendig, genau diese drei Themenschwerpunkte im Einzelnen zu evaluieren. Nur so könne den wachsenden Verkehrsströmen bei gleichzeitiger Verknappung der natürlichen Energieressourcen künftig entgegengewirkt werden.
Die Logistik kann einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten
Die Logistik leiste dadurch einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung. Im Bereich des Transports könnten Treibhausgasemissionen beispielsweise durch eine erhöhte Transporteffizienz, ein reduziertes Transportaufkommen, Routenoptimierung, Transportverlagerung auf umweltfreundlichere Verkehrsträger oder die Nutzung energieeffizienterer Fahrzeuge oder Fahrerschulungen eingespart werden. Alleine durch eine wirtschaftlichere Fahrweise lasse sich der Kraftstoffverbrauch um bis zu 10 % reduzieren.
Die Ansätze in der Intralogistik zielen nach Aussage der Fraunhofer-Forscher auf die Vermeidung von Leerlaufverbräuchen. Vor allem die Optimierung der Fördertechnik biete hier ein Energieeinsparpotenzial von mehr als 30 %. Soweit die Theorie. In der Praxis verläuft die Einführung grüner Lieferketten aber noch sehr schleppend. Zwar wird das Thema Nachhaltigkeit in der Logistik allerorten diskutiert, doch noch ist es nicht wirklich in der Branche angekommen. Erst 50 % der 150 größten Logistikdienstleister beziehen den Umweltaspekt in ihre strategischen Planungen ein. Dies ergab der Nachhaltigkeitsindex für Logistikdienstleister, den die Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS), Nürnberg, veröffentlicht hat. Demnach versuchen die einzelnen Unternehmen mit nachhaltigen und ressourcenschonenden Maßnahmen ihre Wettbewerbschancen zu verbessern. Doch sei oft nicht absehbar, welche Logistikdienstleister tatsächlich nachhaltig arbeiten. Zudem zeigt die Untersuchung laut Annemarie Kübler, Mitautorin der SCS-Studie, zwei wesentliche Tendenzen in der Logistik: Einerseits scheinen viele Unternehmen die Entwicklung noch abzuwarten, denn weit weniger als die Hälfte der untersuchten Logistikdienstleister setzen bisher auf Nachhaltigkeit und haben entsprechende Maßnahmen eingeleitet, andererseits gibt es einige Vorreiter wie DB Schenker, DHL, Hellmann, HHLA, TNT und UPS Europe, die das Thema visionär umsetzen und Vorbildcharakter einnehmen.
Nachhaltigkeit in der Logistik: DB Schenker will Fahrer in energiesparendem Fahren schulen
Beispielsweise will DB Schenker, Berlin, bis 2020 im Landverkehr den spezifischen CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2006 um 26 % verringern. Dazu soll ein ganzes Set an Maßnahmen beitragen. Bis zum Jahresende sollen beispielsweise alle 20 000 Fahrer des Unternehmens in energiesparendem Fahren geschult sein. Anschließend seien die Fahrer der für DB Schenker fahrenden Subunternehmen an der Reihe. Insgesamt sollen durch die Fahrerschulungen bis zu 10 % der CO2-Emissionen reduziert werden. Einen weiteren Beitrag liefert die schadstoffarme Flotte des Transportunternehmens, die schrittweise mit Lkw der Emissionsklassen Euro V und Euro VI ausgestattet werden soll. Mit einer geschickten Bündelung der Sendungen auf bestimmten Relationen will DB Schenker darüber hinaus den Laderaum optimal ausnutzen. Zusätzlich ermöglicht das neue Großraumequipment (Doppelstocktrailer) nach Aussage des Unternehmens, dass bis zu 25 % mehr Ladevolumen pro Fahrt transportiert werden können.
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