Paket fährt mit: Straßenbahn wird zum Postboten
Fahren Pakete bald mit der Straßenbahn? In Karlsruhe wurde jetzt untersucht, ob eine solche Gütertram technisch machbar ist und wie sie die Straßen entlasten könnte.
Wie holen wir den Güterverkehr von der Straße? In Japan plant man gerade ein 500 km langes Förderband, auf dem Pakete unterirdisch von Ort A nach Ort B transportiert werden sollen. Und in Karlsruhe soll ein Teil des Güterverkehrs mit der Straßenbahn abgewickelt werden. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten den technischen Umbau einer herkömmlichen Straßenbahn zu einer Gütertram sowie die verkehrlichen Auswirkungen des Konzepts. Die Ergebnisse wurden jetzt auf einer Abschlussveranstaltung vorgestellt.
Darum geht es
Im Projekt LogIKTram untersuchten Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) und weitere Partner, wie Güter in Straßenbahn- und Stadtbahnwagen transportiert werden können. Dies soll helfen, den städtischen und regionalen Straßenverkehr zu entlasten.
Basierend auf der Zweisystem-Stadtbahn (Karlsruher Modell) entwickelten sie ein technisches Konzept für eine Gütertram im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Seit fast 30 Jahren kombiniert das Karlsruher Modell Straßenbahnstrecken in der Stadt mit Eisenbahnstrecken im Umland. Für das Projekt stellte die AVG ein älteres Fahrzeug bereit, das für die Projektanforderungen umgebaut und als Demonstrationsobjekt getestet wurde.
Erfolgreiche Abschlussveranstaltung
Die Forschenden des KIT konzentrierten sich auf den technischen Umbau der Bahnen sowie auf die Analyse der verkehrlichen Auswirkungen des neuen Konzepts. Bei einer abschließenden Veranstaltung präsentierten die Beteiligten eine umgebaute Stadtbahn, die künftig als Gütertram für einen umweltfreundlichen Paketdienst eingesetzt werden kann.
Bei der Abschlussveranstaltung zeigte das Projektteam, dass sich die umgebaute Stadtbahn reibungslos in das schienengebundene ÖPNV-Netz der AVG integrieren lässt. Ein elektrisch unterstützter Fahrradanhänger fuhr selbstständig in den dafür vorgesehenen Bereich der Straßenbahn und wurde von dort aus ins Zustellgebiet transportiert. Zukünftig könnten Pakete an einer Haltestelle von einem Fahrradkurier übernommen werden.
Innenraumgestaltung und Simulation
„Wir haben die Innenraumgestaltung der Gütertram übernommen und uns um das automatisierte Be- und Entladen der Transportbehälter sowie deren Sicherung in der Bahn gekümmert“, erklärt Dr. Michael Frey vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik des KIT. Auch die Positionierung der Bahnen an den Stationen wurde untersucht, um die Transportbehälter zentimetergenau zu bewegen und die normalen Fahrgastwechselzeiten einzuhalten.
Zusätzlich analysierten Wissenschaftler des Instituts für Verkehrswesen (IfV) des KIT die Auswirkungen des Gütertram-Konzepts auf den Straßen- und Schienenverkehr. Mithilfe des am IfV entwickelten Verkehrsnachfragemodells mobiTopp und seiner logistischen Erweiterung logiTopp wurde eine Simulationsumgebung für den Personen- und Gütertransport in der Modellregion Karlsruhe aufgebaut. „Unsere Simulationen zeigen, dass das Konzept der LogIKTram zur Verlagerung von herkömmlichen Fahrten von der Straße auf die Tram und anschließend auf das Lastenrad beiträgt und damit die Verkehrsleistung im motorisierten Verkehr reduzieren kann“, sagt Lukas Barthelmes vom IfV des KIT.
Barthelmes betont, dass zentrale City-Hubs in der Stadt sowie eine effiziente Anbindung der umliegenden Verteilzentren der Logistikdienstleister an das Tram-System notwendig sind. „Der Paketverkehr wird auch zukünftig steigen. Gütertrams könnten helfen, diesen Anstieg mit einem nachhaltigen Transportkonzept für die städtische und regionale Versorgung von Privathaushalten und Unternehmen abzufedern.“
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