Logistik 29.04.2011, 19:53 Uhr

Seehäfen brauchen effiziente Hinterland­verbindungen

Die Seehäfen brauchen verkehrsübergreifende Logistikketten, um die weiter wachsenden internationalen Warenströme in das europäische Hinterland transportieren zu können. Während die Wissenschaft dazu an intelligenten IT-Lösungen zur optimalen Vernetzung der Verkehrsträger arbeitet, schaffen die deutschen Binnenhäfen neue Umschlagskapazitäten.

Um etwa 7 % wird der weltweite Warenhandel nach Schätzungen der IKB Deutsche Industriebank, Düsseldorf, alleine in diesem Jahr wachsen. Hiervon profitierten auch die großen europäischen Logistikmärkte, heißt es in der aktuellen Branchenuntersuchung der Düsseldorfer Banker.

„Mehr als 90 % der interkontinentalen Güterströme werden über den Seeweg transportiert. Immer mehr Waren müssen in kürzeren Zeiträumen verschifft, auf limitierten Hafenflächen umgeschlagen und gelagert sowie über die stark ausgelasteten Hinterlandanbindungen weitergeführt werden“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML), Hamburg, gegenüber den VDI nachrichten. Ob die maritimen Häfen daraus aber wirtschaftliche Erfolge ziehen können, sei nicht nur von der Leistungsfähigkeit des Hafenstandorts an sich abhängig, sondern zunehmend auch von der Anbindung an das Umland und von der intermodalen Vernetzung mit dem Hinterland.

„Hier eröffnet sich erstmalig die Chance, durch die Integration entlang der Lieferkette durchgängige Prozesse zu schaffen und logistische Dienstleistungen aus einer Hand anzubieten“, so der Wissenschaftler. Dazu seien Kooperationen zwischen den Akteuren und gezielte Investitionen im Hinterland notwendig. Beispielsweise könnten Hafenstandorte proaktiv auf die prognostizierten Volumenzuwächse im Seehandel zugehen, indem sie individuell zugeschnittene Transportmöglichkeiten und spezialisierte Mehrwertleistungen bieten. Eine besonders große Rolle spiele dabei die Intermodalität, die den Verkehrskollaps auf den Straßen verhindern soll. Jahn: „Die Stärken von Bahn und Binnenschiff lassen sich hauptsächlich dann ausspielen, wenn komplexe Informationsströme von den Hafenakteuren integriert und zielgerichtet gesteuert werden.“

Für die Umsetzung dieser zeit- und kostenoptimalen Dienstleistungen müsse es rechtzeitig gelingen, bestehende Prozesse und Technologien optimal aufzustellen und innovative Ideen umzusetzen, so der Logistikexperte. Der Einsatz moderner Technologien, das Ineinandergreifen von Material- und Informationsflüssen entlang der gesamten Prozesskette und die Nutzung intelligenter IT-Lösungen seien dafür wichtige Erfolgsfaktoren. Die Wissenschaft und die angewandte Forschung seien hier gefordert, mit den Unternehmen und Organisationen der Seehäfen an neuen Lösungen zu arbeiten. Mit der Gründung des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen sei im vergangenen Jahr eine neue Forschungseinrichtung geschaffen worden, die Logistikinnovationen für die maritime Logistik fördert.

Stellenangebote im Bereich Einkauf und Beschaffung

Einkauf und Beschaffung Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes Niederlassung Westfalen-Firmenlogo
Vermessungsingenieur (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes Niederlassung Westfalen
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik (m/w/d) - Schwerpunkt Prozessentwicklung Griesemann Gruppe
Köln, Wesseling Zum Job 
August Storck KG-Firmenlogo
Leiter (m/w/d) Prozess- und Methodenmanagement August Storck KG
Ohrdruf Zum Job 
Octapharma Produktionsgesellschaft Deutschland mbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Automatisierung (Schwerpunkt: Prozessleitsystem PCS7) Octapharma Produktionsgesellschaft Deutschland mbH
Springe Zum Job 
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Energy-Analyst (m/w/d) Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
KLEBL GmbH-Firmenlogo
Kalkulator (m/w/d) für Tiefbau KLEBL GmbH
Neumarkt in der Oberpfalz Zum Job 
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Stadtwerke Lübeck Gruppe-Firmenlogo
Referent:in Asset Management Technik - Schwerpunkt Anlageneinsatzplanung Stadtwerke Lübeck Gruppe
Lübeck Zum Job 
Fresenius Kabi-Firmenlogo
Instandhalter (m/w/d) Prozesstechnik - API Herstellung Fischöl Fresenius Kabi
Friedberg (Hessen) Zum Job 
Stadt Köln-Firmenlogo
Vermessungsingenieur*in beziehungsweise Ingenieur*in / Architekt*in (m/w/d) in der Abteilung Grundstückswertermittlungen im Amt für Liegenschaften, Vermessung und Kataster Stadt Köln
Eiffage Infra-Rail GmbH-Firmenlogo
Arbeitsvorbereiter (m/w/d) komplexe Verkehrsprojekte Eiffage Infra-Rail GmbH
Leipzig Zum Job 
Eiffage Infra-Rail GmbH-Firmenlogo
Arbeitsvorbereiter (m/w/d) komplexe Verkehrsprojekte Eiffage Infra-Rail GmbH
Leipzig Zum Job 
Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Energienetzbetrieb (m/w/d) Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH
Cottbus Zum Job 
Mercer Rosenthal GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur Rückgewinnung (m/w/d) Mercer Rosenthal GmbH
Rosenthal am Rennsteig Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) als Referent Arbeitssicherheit Die Autobahn GmbH des Bundes
KLN Ultraschall AG-Firmenlogo
Werkzeugkonstrukteur Kunststoffverbindungstechnik (w/m/d) KLN Ultraschall AG
Heppenheim (Bergstraße) Zum Job 
Wacker Chemie AG-Firmenlogo
Betreuungsingenieur Verfahrenstechnik (w/m/d) Wacker Chemie AG
Nünchritz Zum Job 
Universitätsklinikum Tübingen-Firmenlogo
Technische Koordinatorin / Technischer Koordinator (w/m/d) für das Technische Betriebsamt Universitätsklinikum Tübingen
Tübingen Zum Job 
Stadt Heidelberg-Firmenlogo
Bauingenieurin / Bauingenieur für Verkehrsanlagenplanung (m/w/d) Stadt Heidelberg
Heidelberg Zum Job 

Die Optimierung der komodalen Verkehre zwischen maritimen Verkehr, Binnenschifffahrt, Bahn- und Straßenverkehr fordert auch Brigitte Grouwels. Die Ministerin für Transport der Region Brüssel-Hauptstadt, die Belgien beim informellen EU-Ministerrat Transport in Antwerpen vertritt, will weitere Unterstützung für die europäischen Binnenhäfen als logistische Knotenpunkte. Die Integration des maritimen Verkehrs in die Logistikkette setze jedoch ein gut entwickeltes Netzwerk komodaler Knotenpunkte voraus, sowohl in den See- als auch in den Binnenhäfen.

Grouwels: „Diese Entwicklung muss einen zentralen Bestandteil der zukünftigen Politik der EU bilden. Dabei muss sowohl die Umwelt berücksichtigt werden als auch der städtische Charakter von Binnenhäfen. Freizeit- und Wohnmöglichkeit am Wasser etwa dürfen nicht auf Kosten der so wichtigen Entwicklung der Binnenhäfen als komodale Knotenpunkte gehen“, forderte die Politikerin unlängst vor dem informellen EU-Ministerrat Transport.

Zur Unterstützung der europäischen Binnenhäfen unterbreitete die Ministerin konkrete Vorschläge. So müsse nach ihrer Ansicht freier Raum entlang der Wasserstraße in ausreichendem Maße den wassergebundenen wirtschaftlichen Aktivitäten vorbehalten sein und nicht nur den Freizeit- und Wohnaktivitäten. Zudem müsse die Politik zur Anrechnung der externen Kosten der verschiedenen Verkehrsarten fortgesetzt werden. Dies komme der Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt zugute. Konkret denkt Grouwels an die Umsetzung der Eurovignetten-Richtlinie. Mit dieser Richtlinie würden die europäischen Mitgliedsstaaten angeregt, die externen Kosten für Umwelt- und Lärmbelästigungen des Güterverkehrs in Rechnung zu stellen.

Neuen Schwung in die Seehafenhinterlandverkehre will auch die Westhafenkonferenz bringen, zu der jedes Jahr hochrangige Vertreter der Seeverkehrsbranche zusammenkommen. Ziel der Konferenzteilnehmer ist die Optimierung des Kombinierten Verkehrs von und zu den niederländischen und belgischen Seehäfen. Dafür arbeiten die Akteure – darunter Reeder, Spediteure, Hafenbehörden, intermodale Operateure sowie seeverladende Unternehmen – vorrangig an der Verbesserung des Seehafenhinterlandverkehrs. So werden Mengenplanungen gemeinsam abgeglichen, um sich besser auf schwankende Transportvolumina oder gar sich abzeichnende Kapazitätsengpässe einstellen zu können.

Die Rotterdamer Hafengesellschaft (Port of Rotterdam) rechnet beispielsweise für die kommenden Jahrzehnte mit einem stark steigenden Gesamtumschlag. „Um dieses Wachstum effizient, schnell und umweltschonend zu bewältigen, ist eine gute Hinterlandanbindung unerlässlich“, bekräftigt Hans Smits, Vorstandsvorsitzender der Rotterdamer Hafengesellschaft und ergänzt: „Dazu brauchen wir einen leistungsstarken und wettbewerbsfähigen Schienengüterverkehr, insbesondere im Hinblick auf die angestrebte Verkehrsverlagerung.”

Diese Ansicht vertritt auch Erich Staake, Vorstandssprecher der Duisburger Hafen AG (Duisport). „Wir benötigen eine effiziente Hinterland-Hub-Struktur, die den Schiene-Schiene-Umschlag ermöglicht. Verkehre, die schwerpunktmäßig aus Rotterdam kommen, werden am Standort Duisburg konsolidiert, um neue Zugeinheiten in alle möglichen Korridore in Europa hinein definieren zu können“, so der Experte.

Laut Staake wird dafür der Ausbau der Bahndrehscheibe Duisburg mit dem Bau des Rhein-Ruhr-Hubs weiter vorangetrieben. „Bei diesem gemeinsamen Projekt der Deutschen Bahn und Duisport werden über 100 Mio. € in den Mega-Hub für den Umschlag Schiene-Schiene investiert. Nach Fertigstellung des Logistikdrehkreuzes im kommenden Jahr wird die Verteilfunktion des Duisburger Hafens weiter gestärkt“, betonte Staake Anfang April während der Bilanzpressekonferenz seiner Gesellschaft. ROLF MÜLLER-WONDORF

Ein Beitrag von:

  • Rolf Müller-Wondorf

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.