So teilen sich Spediteure künftig LKW-Kapazitäten
Ob autonome, smarte oder vernetzte Trucks, der Güterverkehr von morgen wird digital sein. Wie Spediteure damit umgehen und welche neuen Geschäftsmodelle sich daraus ergeben, haben wir Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführer der Cargonexx GmbH, gefragt.
Tom Frohn: Studien zeigen, dass gut jeder dritte LKW rechnerisch leer durch Deutschland fährt. In der Folge bezahlen Speditionen zu hohe Preise, Frachtführer verdienen zu wenig und der Schaden für Gesellschaft, Verkehr und Umwelt ist enorm. Wie lässt sich das ändern?
Rolf-Dieter Lafrenz: Es ist möglich diesen Leerstand zu verringern, indem wir Ladungen automatisch mit freien Kapazitäten zusammenführen. Mindestens ein Drittel der Leerfahrten lässt sich durch eine intelligente Steuerung verhindern. Dazu bedienen wir uns modernster IT-Technologien, eigens entwickelter Algorithmen und Big Data. Zukünftig kann ein Spediteur einen LKW-Auftrag zu aktuellen Marktpreisen mit einem Klick beauftragen. Auch ein Frachtführer kann mit einem Klick Aufträge gewinnen. Konventionelle Lösungen basieren auf einem Marktplatzmodell. Cargonexx geht anders vor: Wir versuchen, LKW-Kapazitäten vorausschauend dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden. Das gibt es bislang nicht.
Rolf-Dieter Lafrenz |
…ist erfahrener Unternehmensberater und gründete 2015 gemeinsam mit Andreas Karanas selbst ein Unternehmen. Die Cargonexx GmbH ist eine Online-Plattform, auf der LKW-Transporte intelligent verknüpft werden. Damit wollen die Gründer anderen Marktneulingen in der Logistik die Stirn bieten. |
Welche Auswirkung wird die Digitalisierung für die Spediteure haben?
Auch wenn viele das Gegenteil behaupten: Wir glauben, dass die Bedeutung der Spediteure in der Zukunft eher steigen wird, weil logistische Prozesse komplexer, weitreichender und vernetzter werden. Allerdings werden Spediteure verstärkt digitale Technologien nutzen müssen, um ihre Produktivität hochzuhalten. Smart Trucks, Platooning und Vernetzung mit Kunden sind wichtige Stichworte, aber auch die Nutzung digitaler Geschäftsmodelle wird für den Spediteur wichtiger werden. So kann er in Zukunft Mehrwertdienste für die Auftraggeber realisieren, ob das Organisieren von Kühlketten, die Abwicklung von Importen und Exporten und mehr.
Wie funktioniert Ihr Algorithmus?
Die Technologie der Cargonexx GmbH funktioniert ähnlich wie bei Google oder Amazon. Ein künstliches neuronales Netz analysiert selbständig Frachtdaten und lernt, Spotmarktpreise vorherzusagen. Wir werten hunderttausende Datensätze aus unterschiedlichen Quellen wie Frachtdaten, Verkehrsdaten, Wetterdaten aus und setzen modernste Vorhersage-Modelle ein, die auf selbstlernenden Algorithmen basieren. Diese hoch komplexen statistischen Verfahren analysieren die Einflussfaktoren auf den Preis und schätzen den Marktpreis für zukünftige Touren. Täglich fließen neue Daten in unser System Manni, was für ‚Multidimensional Artificial Neural Network Intelligence‘ steht. So wird es immer intelligenter. Da die Rechenleistung praktisch unbegrenzt ist, wächst auch das Erfahrungswissen überproportional schnell.
Kann die Entwicklung von autonomen LKW dieses Geschäftsmodell unterstützen?
In jedem Fall! Spannend ist die Perspektive, dass wir eine direkte Verbindung zum LKW nutzen können, um die Routenplanung dynamisch und automatisiert anzupassen, sobald ein neuer Frachtauftrag vorliegt – und das, ohne etwa Ruhezeiten eines Fahrers berücksichtigen zu müssen. Auf diese Weise könnte unser System automatisiert den besten LKW für die jeweilige Tour suchen und den gesamten Prozess digitalisiert bis zum Ende führen.
Herr Lafrenz wird sein Geschäftsmodell auch auf der Autonomous Trucks Conference des VDI Wissensforums am 11. und 11. April in Düsseldorf vorstellen und mit Branchengrößen diskutieren. Kommen Sie mit ihm und vielen weiteren Entscheidern aus dem Fahrzeugbau, der IT und der Logistik ins Gespräch.
Ein Beitrag von: