Asien 03.08.2012, 11:00 Uhr

Wachstumsmarkt Pharmalogistik

Im weltweiten Expressgeschäft geht es in der Regel um besonders hochpreisige Waren. Neben Ersatzteilen von Maschinen, Elektronikbauteilen, Dokumenten und Wertgegenständen hat dabei in den letzten Jahren besonders der Transport temperatursensitiver Medikamente für die Logistikdienstleister an Bedeutung gewonnen. Den Wachstums-Hotspot bis 2015 sieht DHL hier vor allem in Asien.

Die Globalisierung macht in der Pharmabranche große Schritte. „Der Markt wächst in einigen Schwellenländern extrem stark, etwa in Indien, das inzwischen der zweitgrößte Exporteur weltweit geworden ist“, berichtete Andrew Mitchel, der bei DHL als Vizepräsident für das Asiengeschäft verantwortlich zeichnet, kürzlich bei einer Präsentation von Express-Branchenlösungen für Life Sciences und Health Care in Berlin und Leipzig.

Konzentration von Produktionsanlagen erhöht Logistik-Bedarf

Die Herstellung einzelner Blockbuster, aber auch von Generika, werde immer mehr auf wenige Produktionsanlagen konzentriert. Dabei müssten vor allem hochkomplexe Wirkstoffe oder auch Blutpräparate schnell und mit ununterbrochenen Kühlketten in die temperaturgeführten Zwischenlager der auf Medical Health Care spezialisierten Logistikdienstleister verteilt oder auch direkt für große Kliniken bereitgestellt werden.

„Deshalb investieren wir kräftig und bauen eigene Speziallager für Arzneimittel auf“, erklärte Mitchel. So werde beispielsweise in Indien das erste derartige Zentrum mit 56 000 m2 Fläche in der Nähe der Hafenstadt Mumbai in den nächsten Jahren ergänzt durch ein ganzes Netz von bis zu acht Lagern. Bislang betreibt DHL rund 150 Niederlassungen unterschiedlicher Größe und Ausstattung vor allem in Europa und dem mittleren Osten, die dem Bereich Life Sciences zugeordnet werden können. Darunter 100 Umschlaglager mit Kühl- und Reinraumtechnik. Um den behördlichen Auflagen für die sensiblen Waren gerecht werden zu können, beschäftigt der Logistikdienstleister inzwischen sogar 67 Pharmazeuten zur Qualitätssicherung.

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„Mit Blick auf 2015 können wir heute sicher sagen, dass Indien, China und andere Schwellenländer das mit Abstand größte Wachstum im Bereich der Life Sciences haben werden und mittelfristig den USA oder Europa den Rang ablaufen“, bekennt Angelos P. Orfanos, Chef der „Life Sciences and Healthcare“-Division bei DHL. Dabei verlangen die Kunden heute bereits ein Maximum an Service, Sicherheit und Geschwindigkeit, natürlich alles zu möglichst geringen Kosten.

Pharmalogistik: DHL setzt bei Expresslieferungen auf  Lkw  und Luftfracht

Leisten können das offenbar am besten integrierte Logistikkonzerne mit ausgebauten Netzwerken auch bei der Luftfracht. Sie übernehmen die sensible Fracht am Werkstor der Pharmafirma und müssen garantieren, dass die Lieferkette bis zum Endverbraucher reibungslos funktioniert. So nutzt etwa DHL für die Expresstransporte im Radius bis etwa 400 km überwiegend den Lkw, auf dem die entsprechend den Kundenwünschen ausgelegten Kühlboxen verladen werden. Für die größeren Entfernungen wird hingegen auf das eigene Luftfracht-Expressnetz gesetzt, das weltweit über die zentralen Hubs in Leipzig, Cincinnati und Hongkong alle Kontinente täglich verbindet. Von hier aus kann dann jede Auslieferungsstelle in den 220 angeschlossenen Ländern über Nacht erreicht werden, wobei 28 der Luftfrachtzentren als Kompetenzzentren für Life Sciences ausgelegt sind.

Der Transport der temperatursensitiven Produkte ist zugleich eine technologische Herausforderung, weil die Kühlkette zu keiner Zeit unterbrochen werden darf und die Behörden darüber eine lückenlose Dokumentation verlangen. DHL stellte dazu kürzlich einen Smart Sensor vor, der wie ein elektronischer Beipackzettel die Ware in der Kühlbox begleitet und nicht nur die Daten aufzeichnet, sondern per Funk für den Kunden in Echtzeit abrufbar macht. Das nach allen gängigen Zertifikaten zugelassene Gerät kann zudem mit der individuellen Lieferantenplattform des Kunden verknüpft werden und sichert somit die Warenverfolgung. Das RFID (Radio Frequency Identifikation)-System ist im Temperaturbereich von -20 oC bis +70 oC einsetzbar und verfügt über eine auch für längere Transporte ausreichende Batteriekapazität.

Ein Beitrag von:

  • Manfred Schulze

    Manfred Schulze ist freier Journalist für Fachzeitungen Energie, Logistik, Technologie.

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