Wo ist die Palette? Eine innovative Logistik-Software zeigt den Standort
Paletten, Getränkekisten oder Tanks zählen zu den wichtigsten Ladungsträgern der Logistik-Branche. Ingenieurinnen und Ingenieure der Fraunhofer-Gesellschaft zeigen, wie sich deren Standort exakt bestimmen lässt. Das spart Zeit und Geld.
Logistikunternehmen haben vielfältige Aufgaben zu bewältigen. Sie transportieren nicht nur Güter aller Art, sondern sind auch in den Bereichen Lagerhaltung, Umschlag und Verpackung tätig. Mit einem Umsatz von etwa 279 Milliarden Euro (2020) sind sie einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutschland.
Umso wichtiger ist, dass Firmen möglichst effizient arbeiten. Ihre große Herausforderung: Zwar erfassen Firmen sehr genau, wo sich ihre Waren befinden – und ob diese ihr Ziel erreicht haben. Den Ladungsträgern selbst, sprich Paletten, Getränkekisten, Behältern, Gestellen und Tanks, wurde bislang jedoch kaum Beachtung geschenkt. Wichtig ist, große Stückzahlen engmaschig zu überwachen. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2020 bundesweit etwa 101 Millionen Flachpaletten hergestellt. Das Problem: „Viele Unternehmen wissen bisher oft gar nicht, wo beispielsweise ihre eigenen Ladungsträger gerade sind“, erklärt der Fraunhofer-Wissenschaftler Philipp Wrycza.
Eine innovative Lösung kommt jetzt vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund. Ingenieurinnen und Ingenieure haben Tools entwickelt, um das Tracking zu optimieren. Daraus ist die „Logistikbude“, ein Spin-off, entstanden. Ziel ist, zu vermeiden, dass Ladungsträger unnütz in Hallen gelagert werden.
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Wie eine Logistik-Software Firmen unterstützen kann
Die neue Software ist webbasiert; unterschiedliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können darauf zugreifen, auch an verschiedenen Standorten. Das geht so: Im ersten Schritt erzeugt die Software für jeden Gegenstand ein Label. Gleichzeitig wird eine virtuelle Akte angelegt, um alle Informationen gezielt an einem Ort abzulegen. Dann werden alle Paletten, Tanks, Gestelle, Behälter, Kisten mit einer Kennung versehen. Das können Barcodes oder aktive Sensoren sein; solche Technologien gibt es schon länger. Zu dem Software-Paket gehört auch eine App für Android- oder für iOS-basierte Smartphones. Angestellte des Logistik-Unternehmens scannen einfach jeden Ladungsträger. Sie können auch ergänzende Angaben machen, falls erforderlich, etwa, dass ein Gestell schon beschädigt eingetroffen ist. Alle Daten landen via App und Smartphone sofort in der Software.
Auch der Kunde einer Bestellung hat Zugriff auf das Portal. Er kann beispielsweise angeben, wo die Ware abzuladen ist, wann Paletten wieder verfügbar sind und wie die Abholung geplant werden soll. Dieses sogenannte Tauschkonto bildet alle Vorgänge ab. Es hilft, ineffiziente Vorgänge zu vermeiden: beispielsweise Leerfahrten oder lange Standzeiten von Paletten. „Der beschleunigte Umlauf sorgt schließlich dafür, dass insgesamt weniger Ladungsträger angeschafft werden müssen“, sagt Wrycza, der auch Mitbegründer des Spin-offs ist. „Das wiederum ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Branche.“ Bislang war es kaum – oder nur unter immensem Aufwand – möglich, solche Vorgänge abzubilden und Daten mit einem Kunden zu teilen.
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Die Logistik-Software erfasst auch Umwelt-Parameter
Die neue Software bietet aber noch weitere Funktionen an. Statten Hersteller ihre Ladungsträger mit geeigneten Sensoren aus, gelingt es auch, die Temperatur engmaschig zu überwachen. Das ist nicht nur für empfindliche Lebensmittel. Auch bei etlichen Arzneimitteln oder Impfstoffen gibt es Höchsttemperaturen für Transport und Lagerung. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich ebenfalls tracken.
Unabhängig von der eigentlichen Funktion war es den Entwicklern wichtig, ihre Software möglichst einfach und anwenderfreundlich zu entwickeln. „Wir haben einen Tag Einarbeitung vorgesehen, dann kann der Kunde sofort loslegen“, so Wrycza. Auch ökonomisch könnte sich die Technik schnell lohnen. Im April waren Europaletten laut Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE) teuer wie nie zuvor. Der Grund überrascht: Für die Produktion der Paletten brauchen Firmen nicht nur Holz, sondern auch Stahl für die Nägel. Ein Großteil des Drahtstahls, etwa 90%, kommt aus Russland – und fällt unter das Embargo. Aber auch Leerfahrten lassen sich mit dem neuen Tool weitgehend vermeiden.
Eine weitere Stellschraube für mehr Effizienz ist die Verpackung selbst. Mehrweg-Transportkisten sind besser als Einweg-Verpackungen. Und Platz sollte immer optimal genutzt werden, etwa durch modulare Lösungen. In der Logistik gibt es noch viele Möglichkeiten.
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