Flugauto aus Holland geht 2018 in Serie
Über Prototypen von Autos, die fliegen können, haben wir auf Ingenieur.de schon mehrmals berichtet. Jetzt soll aber das erste Flugauto auch wirklich in Serie gehen. Das niederländische Unternehmen Pal-V will die ersten Modelle im nächsten Jahr ausliefern. Eine halbe Million Euro kostet die neue Mobilität – und einen Pilotenschein.
Vermögende Unternehmen hat das Unternehmen im Visier. Leute, die es sich nicht leisten können, lange im Stau zu stehen oder auf eine Fähre zu warten. Stau auf der Golden Gate Bridge? Wenn man dann abheben könnte, um vom Mill Valley, wo das Eigenheim steht, kurz über die Bucht von San Francisco in die City zu fliegen?
Zielgruppe sind vermögende Unternehmer mit wenig Zeit
Wer solche Probleme hat, zählt zu den potentiellen Kunden des niederländischen Unternehmens Pal-V. Vor fünf Jahren schon ist der Tragschrauber erstmals in die Luft gegangen, seitdem hat Unternehmensgründer und Ingenieur Robert Dingemanse, der an der TU Delft Elektroingenieur studiert hat, mit Entwicklungschef Mike Stekelenburg und seinem Team das Fahrzeug weiterentwickelt.
Jetzt wagt das Unternehmen den Schritt in die Öffentlichkeit und kündigte für Ende 2018 die Auslieferung der ersten Serienmodelle ausan. Ab sofort kann man die fliegenden Autos vorbestellen.
Das Wichtigste wichtigste Versprechen löst Dingemanse ein:. Sein Dreirad kann nicht nur sehr schnell bis zu 160 km/h fahren, sondern mit maximal 180 km/h sogar noch schneller fliegen. Fünf bis zehn Minuten dauert es, bis die Rotoren ausgefahren sind und das Auto flugbereit ist. Allerdings kann man nicht einfach im Stau stehend in die Luft gehen. Denn das Flugauto ist ein Tragschrauber und kein Hubschrauber, der senkrecht starten und landen kann.
Der Tragschrauber braucht 330 m lange Startbahn
Ein Tragschrauber braucht deshalb kurze Start- und Landebahnen. Der Rotor wird nicht von einem Motor angetrieben, sondern setzt sich nur durch den Fahrtwind in Bewegung und sorgt dann für Auftrieb. Wichtig ist also der Vortrieb. Dafür sorgt ein 200 PS starker Benzinmotor, der einen Schubrotor antreibt.
Der Pal-V braucht ein Tempo von mindestens 50 km/h, um fliegen zu können. Für die Startbahn sind 330 m erforderlich, zum Landen genügen 30 m. Das Auto braucht offizielle Start- und Landebahnen, kann also nicht einfach auf einer Straße oder einem Acker starten und landen. Aber immerhin kann man mit dem Flugauto gleich von der Landebahn weiter fahren, ohne großen Zeitverlust.
Bis zu fünf Stunden Reichweite in der Luft
Am effizientesten ist das Auto im Flugmodus bei 140 km/h unterwegs und braucht dann 26 Liter Superbenzin pro Stunde, so die Angaben des Herstellers. Die maximale Flughöhe beträgt 3.500 m. Ist das Auto mit zwei Personen besetzt und erreicht das Maximalgewicht von 910 kg, kann der Pal-V vier Stunden in der Luft bleiben. Fliegt nur eine Person, sind sogar fünf Stunden möglich, jeweils mit einer halben Stunde Reserve.
Am Boden wird das Auto von einem Benziner angetrieben, der 100 PS Leistung hat. Er beschleunigt das Auto mit eingeklappten Rotoren in unter neun Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Verbrauch soll bei 7,6 Liter Super liegen, das bedeutet eine Reichweite von 1.300 km. Der Tank, aus dem beide Motoren mit Kraftstoff versorgt werden, fasst 100 Liter.
Führerschein und Privatpilotenlizenz erforderlich
Der Rotor erreicht einen Durchmesser von knapp elf Metern und lässt sich zusammen falten. Aus welchem Material er gefertigt wird, verrät das Unternehmen nicht. Auch zum Auto selbst liefert Pal-V nur wenige technische Daten.
Bevor die Kunden allerdings in die Luft steigen können, müssen sie erst noch einmal die Schulbank drücken. Denn ein Autoführerschein genügt nicht, um den Pal-V zu fliegen. Der genügt nur für die Bewegung auf dem Boden. In der Luft gilt der Pal-V als Klein-Hubschrauber. Und für den braucht man eine Privatpilotenlizenz.
Ingenieure der TU München wollen schneller sein
Ob die Niederländer wirklich die ersten sind, die ein Flugauto in Serie bauen und ausliefern, wollen aber Ingenieure der TU München verhindern. Auch sie wollen 2018 das erste Auto produzieren. Ihr Lilium Jet ist allerdings deutlich schneller als das Flugauto Pal-V und kann sogar senkrecht starten und landen auf einer nur 15x15m kleinen Fläche.
Und wer arbeitet noch an Flugautos? Das amerikanische Start-up Terrafugia hat das fliegende Auto TF-X entwickelt und schon eine Genehmigung für Testflüge.
In die Tat umgesetzt hat diese Idee auch schon Stefan Klein, Co-Gründer von Aeromobil mit Sitz in Bratislava in der Slowakei. Das Flugauto Aeromobil 3.0 hat schon seine ersten Runden in Wien gedreht – am Boden und in der Luft. Allerdings ist das Gerät 2015 aus 300 m abgestürzt, ohne dass Chefkonstrukteur Klein verletzt wurde. 2017 soll das Aeromobil auf den Markt kommen.
An einem militärischen Flugauto arbeiten israelische Ingenieure. Ihr Auto soll 2020 fertig sein.
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