Luftfahrt fürs Guinessbuch 30.09.2013, 12:42 Uhr

Ingenieursleistung: Größter Papierflieger der Welt gestartet

Ein studentisches Team von der Fakultät Maschinenbau an der TU Braunschweig hat einen Papierflieger mit einer Flügelspannweite von 18 Meter in die Luft gebracht. Das ist Weltrekord und kommt in das Guinness-Buch. 24 Kilogramm wog der Flieger mit dem Namen Carolo-Wilhelminchen. Geworfen werden musste er von einer einzigen Person. Ein Kraftakt mit Spaßpotential.

Ein Papierflieger wird am 28. September in einem Hangar am Flughafen Braunschweig zusammengebaut. Studenten der TU Braunschweig bauten den nach eigenen Angaben weltgrößten Papierflieger und stellten mit einem Flug von rund 18 Meter Strecke einen Weltrekord auf. 

Ein Papierflieger wird am 28. September in einem Hangar am Flughafen Braunschweig zusammengebaut. Studenten der TU Braunschweig bauten den nach eigenen Angaben weltgrößten Papierflieger und stellten mit einem Flug von rund 18 Meter Strecke einen Weltrekord auf. 

Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Carolo-Wilhelminchen lässt an eine kleine Katze oder etwas ähnlich Kleines denken. Doch der Name trügt. Carolo-Wilhelminchen ist fünf Meter lang, 18 Meter breit und 24 Kilo schwer. Ein Flug in einer Halle über eine Distanz von rund 18 Metern übertraf den bisherigen Rekord im Guinness-Papierflieger-Wettstreit „Largest Flying Paper Aircraft“, den ein Studententeam der TU Delft vor 18 Jahren ­– am 16. Mai 1995 – aufgestellt hatte. Dabei flog der bisherige Weltrekordhalter sogar fast doppelt so weit, wurde dann allerdings jäh gestoppt: Er krachte nach 34,8 Metern am Ende des Gleitfluges ganz banal gegen die Mauer.

Flieger aus Papier muss für den Rekord 15 Meter mit seiner gesamten Länge überfliegen

Aber entscheidend bei diesem Wettbewerb ist nicht die zurückgelegte Flugdistanz, sondern die Spannweite. Der Flieger aus Delft hatte 13,87 Meter Spannweite. Das von neun Studenten, vier wissenschaftlichen Mitarbeitern und einem Schüler aus Braunschweig gebaute Carolo-Wilhelminchen aber eben etwa vier Meter mehr. Die Guinness-Regeln sind eindeutig: „Maßgebend für den Rekord ist die Spannweite“ heißt es und: „Das Flugzeug muss eine horizontale Strecke von 15 Metern mit seiner gesamten Länge überfliegen.“

Der weltgrößte Flieger absolviert seinen Rekordflug.

Der weltgrößte Flieger absolviert seinen Rekordflug.

Quelle: dpa/Tobias Kleinschmidt

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Für den Wettstreit gibt es noch einige weitere Regeln. So muss der Flug „indoor“ – also in einer Halle – stattfinden. Und: „Das Flugzeug muss von einer horizontalen Plattform mit einer Höhe von maximal drei Metern gestartet werden.“ Ganz wichtig und ganz schwierig ist die letzte Regel in den elf Geboten der Guinness-Liste: „Das Flugzeug darf nur von einer Person geworfen werden.“ Also baute das Braunschweiger Team in einer Halle eine zehn Meter lange und 2,40 Meter hohe Bühne. Auf ihr wurde Carolo-Wilhelminchen dann am Ende auch zusammengebaut.

Der Werfer ist der Senior im Team Braunschweig

Beim Start hoben dann acht Teammitglieder das 24 Kilogramm schwere Wilhelminchen hoch und Andreas Scholz rannte die Startrampe mit dem Flieger aus Papier fest in beiden Händen los, um ihm ordentlich Schwung zu geben. „Man konnte sehen, wie schwer das war“, sagte Uni-Sprecherin Elisabeth Hoffmann anerkennend. Werfer Scholz, mit seinen 34 Jahren der Senior im studentischen Projekt, liebt gefaltetes Papier, „da man nur durch geschicktes Umformen einen leichten und weichen Werkstoff in ein erheblich stabileres Bauteil mit gleichem Gewicht verwandeln kann.“ Und das war bei Carolo-Wilhelminchen wirklich nötig. Tausende Querverstrebungen, allesamt handgeschnitten und handgeformt gaben den Riesenschwingen des Fliegers am Ende tatsächlich die nötige Stabilität.

Rekordversuch vor einem Jahr scheiterte

Die Anspannung beim Team Braunschweig war hoch vor dem Weltrekord-Versuch, denn schon einmal scheiterte das Projekt. Das war im Oktober vergangenen Jahres. Da wollte das Team Braunschweig das Team Delft schon einmal besiegen. Begleitet von großem medialem Interesse verpassten die enttäuschten Studenten damals die Ziellinie. Kurz nach dem Start knickte ein Flügel ab.

Doch die Braunschweiger gaben nicht auf: „Wer lässt schon gerne einen gescheiterten Weltrekordversuch auf sich sitzen?“ fragt das 24-Jährige Teammitglied Carl-Simon Sandvoß. „Und wann bekommt man die Gelegenheit, ein Flugzeug aus Papier zu bauen, mit einer Spannweite, die einige Jets übertrifft?“

Herausforderung im Umgang mit dem Werkstoff Papier

Und so machte sich Team Braunschweig erneut an die Arbeit: Fast 500 Tuben Alleskleber, 200 Fläschchen mit Sekundenkleber und 70 Quadratmeter Papier falteten und klebte das Team in rund 1200 Arbeitsstunden reiner Bauzeit zu Carolo-Wilhelminchen zusammen. 70 Quadratmeter Papier – auf einer solchen Fläche wohnen Familien in Dreizimmerwohnungen – wurden verbaut. Und es musste nach den Guinness-Regeln normales handelsübliches Papier sein, das Flächengewicht durfte maximal 150 Gramm pro Quadratmeter betragen. Eine echte Herausforderung im Umgang mit dem Werkstoff Papier.

Das sehen auch die frischgebackenen Weltrekordhalter so. „Mich hat die Herausforderung gereizt, etwas so noch nie Dagewesenes zu bauen und die scheinbaren Grenzen des Werkstoffes Papier durch konstruktive Lösungen zu überschreiten“, beschreibt der 25-Jährige Student der Luft- und Raumfahrttechnik, Stefan Marth, seine Begeisterung für das Projekt.

„Ingenieursleistung pur“

Uni-Sprecherin Hoffmann betont, dass dieses studentische Projekt keineswegs ein reines Spaßprojekt war. „In der Ausbildung im Maschinenbau gibt es eben auch statische Tests, bei denen die Studenten aus Papier und Klebstoff bestimmte Konstruktionen bauen müssen.“ Und so ist für sie der Bau des Fliegers „Ingenieurleistung pur“.

Der weltgrößte Papierflieger bei seinem 18 Meter langen Flug.

Der weltgrößte Papierflieger bei seinem 18 Meter langen Flug.

Quelle: dpa/Tobias Kleinschmidt

Der 28-Jährige Martin Pietrek, im Projekt zuständig für Konstruktion, Berechnung, Bau und administrative Projektleitung ergänzt: „Ich baue mit, weil: das Projekt eine großartige Herausforderung ist, man viel dabei lernen kann, es viel Spaß macht und es uns die Möglichkeit gibt, den Ingenieursberuf interessant zu präsentieren.“ Tim-Oliver Palesch, ein 25-Jähriger angehender Luft- und Raumfahrttechniker, ist da viel pragmatischer: „Ich baue mit, weil ich im Studium ein Flugzeug bauen will.“

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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