Projekt LRS-B 22.01.2015, 15:21 Uhr

Pentagon will neuen Superbomber in Auftrag geben

Im Frühjahr 2015 will das US-amerikanische Verteidigungsministerium einen der größten Aufträge in der amerikanischen Militärgeschichte vergeben: für den neuen Langstreckenbomber LSR-B. Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman ringen um das milliardenschwere Geschäft. 

Der B-2 von Northrop Grumman ist bislang der modernste Langstreckenbomber der U.S. Air Force. Sein Nachfolger, der LSR-B, soll nur halb so groß sein und 80 Jahre lang seinen Dienst ausüben. 

Der B-2 von Northrop Grumman ist bislang der modernste Langstreckenbomber der U.S. Air Force. Sein Nachfolger, der LSR-B, soll nur halb so groß sein und 80 Jahre lang seinen Dienst ausüben. 

Foto: Northrop Grumman

Der neue Langstreckenbomber LSR-B soll ab den frühen 2020er Jahren fliegen und auf eine Dienstzeit von bis zu 80 Jahren ausgelegt sein. Dieser im Vergleich zu den meisten anderen wehrtechnischen Produkten sehr lange Einsatzzeitraum zwingt dazu, in das neue Produkt jede erdenkliche neue technische Entwicklung zu integrieren.

Die Grenzlinie ziehen dabei allerdings nicht die Techniker, sondern die Abgeordneten, die die finanziellen Entscheidungen für den LSR-B treffen müssen. Das Pentagon möchte pro Exemplar nicht mehr als 550 Millionen US-Dollar ausgeben. Das wären bei 100 Maschinen immerhin rund 55 Milliarden Dollar. In der Industrie wird aber schon jetzt mit höheren Kosten und Preisen gerechnet. Bis zu 810 Millionen Dollar je Flugzeug sind im Gespräch.

LSR-B soll für das Radar unsichtbar sein

Der überschallschnelle Bomber soll per Radar nicht zu erkennen sein. Um diese Stealth-Funktionalität zu erreichen, kommt es vor allem auf die Formgebung im Design an. 80 Prozent sind formbedingt, nur 20 Prozent erklären sich aus speziellen Materialen und Oberflächenbehandlungen mit Speziallacken. Die Stealth-Eigenschaft ist so wichtig, weil der neue Bomber stundenlang über Krisenzonen unbemerkt kreisen können soll, ehe er dann blitzschnell seine Bomben mit höchster Treffsicherheit an der gewünschten Stelle niederbringt.

Langstreckenbomber B-2 beim Auftanken in der Luft. Der neue LSR-B soll bis zu 40 Stunden lang in der Luft bleiben können. Das setzt für die zwei Piloten einiges an Komfort voraus, bei einem Stückpreis von 550 Millionen US-Dollar steckt das Pentagon allerdings die Grenze. 

Langstreckenbomber B-2 beim Auftanken in der Luft. Der neue LSR-B soll bis zu 40 Stunden lang in der Luft bleiben können. Das setzt für die zwei Piloten einiges an Komfort voraus, bei einem Stückpreis von 550 Millionen US-Dollar steckt das Pentagon allerdings die Grenze.

Quelle: Northrop Grumman

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Die beabsichtigte Dauer der einzelnen Einsätze soll bis zu 40 Stunden betragen können. Dazu gehört ein mehrfaches Auftanken in der Luft selbst bei schlechtestem Wetter. Um das zu erreichen, muss der Komfort für die Piloten hoch sein. Zudem müssen Bordsysteme im Vergleich zum bisherigen B-2-Bomber viel mehr eingehende Informationen selbstständig verarbeiten können.

Neuer Langstreckenbomber soll nur halb so groß sein wie der B-2

Obwohl der neue strategische Bomber ausdrücklich als schwerer Bomber geplant ist, wird er nur die halbe Größe des bisher modernsten Langstreckenbombers der U.S. Air Force, also des B-2 von Northrop Grumman, aufweisen. Größenbedingt wird der LSR-B lediglich zwei Triebwerke haben – wobei das Pentagon aus Kostengründen hofft, dass modifizierte Motoren von Pratt & Whitney eingesetzt werden können, die auch das neue amerikanische Kampfflugzeug F35 antreiben. Ob diese Rechnung aufgeht, ist keineswegs sicher.

Großen Wert wird bei der Auftragsvergabe darauf gelegt, dass die Wartung der LSR-B relativ unkompliziert und schnell ablaufen kann, um diese Flugzeuge im Krisenfall maximal nutzen zu können. Schon jetzt ist abzusehen, dass der LSR-B lediglich auf amerikanischem Boden stationiert werden wird, weil das Pentagon die Technik nicht einmal den besten Verbündeten zum oberflächlichen Einblick freigeben will.

Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman kämpfen um Auftrag

Da der LSR-B ein Jahrhundert-Bomber werden soll, kämpfen derzeit in Washington die verschiedensten Interessengruppen vor allem aus der Zulieferindustrie um die Konzeption des Flugzeugs. Während Einigkeit darüber herrscht, dass alle LSR-B konventionelle Bomben und Cruise Missiles abwerfen oder abschießen sollen, steht bislang offen, ob der neue Bomber auch nukleare Waffen, vor allem Atombomben, tragen können soll. Befürworter plädieren dafür, wenigstens die Hälfte der Bomber atombombengerecht zu bauen. Das gegnerische Lager schlägt vor, über die nukleare Bewaffnung erst zu entscheiden, wenn der LSR-B längst im Einsatz ist.

Langstreckenbomber B-2 wirft Bomben ab. Bislang umstritten ist, ob der Nachfolger LSR-B auch Nuklearwaffen an Bord haben wird. 

Langstreckenbomber B-2 wirft Bomben ab. Bislang umstritten ist, ob der Nachfolger LSR-B auch Nuklearwaffen an Bord haben wird.

Quelle: Northrop Grumman

Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman ringen um den gigantischen Auftrag. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Auftrag aber an ein Konsortium gehen, in dem wenigstens zwei dieser Firmen vertreten sein dürfen. Alle drei Unternehmen haben bislang unterschiedliche Vorstellungen über die äussere Form der LSR-B. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es aber entweder ein pfeilförmiger Rumpf mit eng angelegten Tragflächen oder ein so genannter Nur-Tragflächen-Bomber werden.

Die legendäre B-52 feierte 2005 ihr fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Die letzten dieser viermotorigen Giganten, die Boeing einst baute, sollen erst 2040 ausser Dienst gestellt werden.

 

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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