Bundeswehr schafft Flugabwehrsystem Meads an
Die Bundeswehr hat sich für den Kauf des Flugabwehrsystems Meads entschieden, das bis 2025 die alten Patriot-Einheiten ersetzen soll. Meads hat 360-Grad-Radare und eine neue Software. Es kann simultane Angriffe abwehren und ist äußerst mobil. An der Entwicklung waren Deutschland, die USA und Italien beteiligt.
Das erste große Rüstungsprojekt von Verteidigungsministern Ursula von der Leyen ist seit Montag beschlossene Sache. Die Bundeswehr will das unter deutscher Beteiligung entwickelte Flugabwehrsystem Meads beschaffen und hat dem Konsortium um den US-Konzern Lockheed Martin und dem europäischen Unternehmen MBDA den Zuschlag gegeben. An MBDA sind Airbus, BAE Systems und Finmeccanica beteiligt. Das neue System, in das die Deutschen rund 1,2 Milliarden Euro von insgesamt vier Milliarden Dollar Entwicklungskosten gesteckt haben, soll bis 2025 die alten Patriot-Einheiten von Raytheon ablösen.
360-Grad-Radar wird auf einem Lkw montiert
Der Entschluss für eine deutsche Beteiligung an den Entwicklungskosten von Meads ist genau zehn Jahre alt. Fünf Jahre später gab es die ersten Prototypen der einzelnen Komponenten, aber ein halbes Jahr später gaben die USA bekannt, dass sie aus der Entwicklung des Flugabwehrsystems aussteigen würden und kurz danach entschied auch die deutsche Bundesregierung, dass die Bundeswehr Meads nicht beschaffen werde. Das war im Oktober 2011.
Inzwischen hat Meads einige Praxistests bestanden und dabei offenbar seine Leistungsfähigkeit nachgewiesen. Gegenüber Patriot und anderen im Einsatz befindlichen Systemen hat Meads (Medium Extended Air Defense System) ein modernes Suchradar, das drehbar auf einem Lkw montiert wird und die Ziele im 360-Grad-Radius erfassen kann. Das Radar soll vor allem diejenigen Bedrohungen aus der Luft orten, die durch luftgestützte Systeme nicht oder nur schwer zu entdecken sind. Dazu zählen ballistische Raketen, Marschflugkörper, bemannte und unbemannte Fluggeräte und Helikopter.
Simultan anfliegende Objekte erfasst und zerstört
Neben diesem separaten Suchradar hat Meads ein Multifunktions- und Feuerleitradar, mit dem die radargesteuerten Lenkflugkörper und Flugabwehrkanonen gesteuert werden. Dieses Radar hat ebenfalls einen 360-Grad-Radius und arbeitet von einem Lkw aus. Von dort können bis zu acht Lenkflugkörper gestartet werden. Sie werden zunächst senkrecht abgefeuert und dann bis zum Ziel gelenkt.
Ende 2013 gelang es erstmals in einem Test, zwei aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig anfliegende Objekte zu erfassen, zu verfolgen und zu zerstören.
Sehr schnell einsatzbereit
Der Startbefehl wird vom Herzstück der Operationszentrale, dem Tactical Operations Center (TOC) aus gesendet. Das TOC arbeitet mit der Gefechtsstandsoftware BMC4I (Battle Management, Command, Control, Communications and Computers, Intelligence). Wenn Meads für den realen Gefechtseinsatz ausgereift ist, soll es das einzige Flugabwehrsystem sein, das in einem „Plug-and-Fight“ System mit den Truppen ausrückt und sofort einsatzbereit ist.
Auch das Nachladen mit neuer Munition soll deutlich schneller gehen als bei anderen Systemen, denn die jeweils acht Lenkflugkörper werden fertig palettiert und weitgehend automatisch eingesetzt. Transportiert werden kann Meads mit verschiedenen Transportflugzeugen oder auch als Außenlast von Helikoptern. Im Vergleich zu bisherigen Systemen, so versprechen die Hersteller, habe Meads die größere Feuerkraft bei geringerem menschlichem Arbeitseinsatz, was die Kosten im Einsatz und Nachschub dramatisch verringern werde.
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