Weltgrößtes Schiffshebewerk geht am Jangtse in China in Betrieb
Das größte Wasserkraftwerk der Erde am gigantischen Drei-Schluchten-Damm des Jangtse-Flusses in China hat einen weiteren Superlativ: Im neuen Schiffshebewerk bewältigen Passagierschiffe einen Höhenunterschied von 113 m im größten Hebelift der Welt. An der Entwicklung waren deutsche Ingenieur-Unternehmen maßgeblich beteiligt.
Das chinesische Mammutprojekt, vor 22 Jahren in der Drei-Schluchten-Region am Jangtse in Zentralchina begonnen, ist seit kurzem vollendet. Der letzte Teil der 2,3 km langen Stauanlage, zu der bisher schon ein 18-GW-Wasserkraftwerk und eine Schleusenanlage gehören, hat den offiziellen Probebetrieb aufgenommen. Damit ist das weltgrößte Schiffshebewerk in Betrieb gegangen und wird sicherlich besonders für die Schiffspassagiere, die in diesem gigantischen Lift die Talsperre überwinden, zur Attraktion werden.
Schiffe überwinden Höhenunterschied in 40 Minuten
Die Schiffskammer des Hebewerkes hat ein 120 m langes, 18 m breites und 3,5 m tiefes Wasserbecken. Die Kammer, ihre Mechanik und das Wasser wiegen insgesamt 15.500 t, die Hubhöhe beträgt 113 m. Insgesamt werden im derzeit weltweit größten Schiffshebewerk 33.000 t Masse bewegt.
Auch die benachbarte Schleusentreppe mit zwei Einheiten aus jeweils fünf Schleusen, die bereits 2003 in Betrieb ging, ist die größte der Welt. Das neue Hebewerk, das wie alle modernen Anlagen dieser Art Gegengewichte nutzt, um das Gewicht des Troges und des Schiffes auszugleichen, ist eine Ergänzung hierzu.
Es wird hauptsächlich kleine und mittelgroße Passagierschiffe mit bis zu 3.000 t Verdrängung befördern. Während die Frachtschiffe in der Schleuse drei bis vier Stunden brauchen, um den Höhenunterschied zu bewältigen, dauert die Aufzugfahrt im neuen Lift für Passagierschiffe insgesamt rund 40 Minuten, davon Nettofahrzeit 22 Minuten.
Schiffshebewerk Niederfinow mit 37 m Hubhöhe
Zur Entwicklung des neuen Schiffshebewerkes und den damit zusammenhängenden technischen Herausforderungen hatte sich der Bauherr, die China Three Gorges Corporation (CTG) 2004 mit deutschen Ingenieurbüros in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengetan. Beteiligt waren in den folgenden Jahren Lahmeyer International und Krebs + Kiefer International sowie die Bundesanstalt für Wasserbau mit einer Machbarkeitsstudie.
Beide Unternehmen hatten bereits Erfahrungen im Bau von Schiffshebewerken – wenn auch nicht in dieser Größenordnung. Sie hatten die technischen Grundlagen und die Planung für das Schiffshebewerk Niederfinow Nord im Oder-Havel-Kanal entwickelt.
Das neue Schiffshebewerk wird derzeit gebaut und soll die kleinere benachbarte Anlage, die es dort schon seit 1934 gibt, spätestens ab 2025 ersetzen. Hier wird allerdings nur ein vergleichsweise geringer Höhenunterschied von 37 m überwunden.
Jangte-Talsperre liegt in seismisch aktiver Zone
In China kam außerdem, neben der extremen Hubhöhe und Trogabmessungen, noch eine weitere Herausforderung hinzu. Weil das gesamte Projekt in einer seismisch aktiven Zone liegt, mussten Erdbebenmessungen durchgeführt werden. Nach der chinesischen Norm für Wasserbauwerke musste die neue Hebeanlage ein Erdbeben der Stufe VI (stark) auf der zwölfteiligen Mercalliskala aushalten können.
Längst warnen Forscher, dass so riesige Stauseen wie die 600 km lange Drei-Schluchten-Talsperre mit so großen Kräften auf den Untergrund drücken, dass sie sogar selbst Erdbeben auslösen können.
Neben der reinen Belastung aus den bewegten Massen bei einem Beben müssen bei den Berechnungen auch die Wellen, die im Trog entstehen, berücksichtigt werden. Gebaut wurde die Anlage schließlich von 2008 bis 2013 von chinesischen Firmen. Die ersten Inbetriebnahmetests waren im Juli 2016 abgeschlossen worden.
Das sind die zehn größten Wasserkraftwerke der Welt. Auf Rang 1? Der Jangtse mit dem Drei-Schluchten-Damm.
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