Facebook Live Audio Rooms: Wie Facebook die Clubhouse-App einfach klont
Live-Talks a la Clubhouse auf Facebook? Die können Sie nun in den Facebook Live Audio Rooms führen. Das soziale Netzwerk klont die Clubhouse-App und setzt auf Audioerlebnisse.
Es gab Zeiten, da war Facebook das soziale Netzwerk schlechthin. Doch mittlerweile haben andere Plattformen dem Social Media-Riesen den Rang abgelaufen. Nicht ohne Grund hat das Netzwerk von Gründer Mark Zuckerberg reichweitenstarke und beliebte Apps wie Instagram oder den Messenger WhatsApp aufgekauft. Nun interessiert sich das Unternehmen mit Sitz in Kalifornien für den Audio-Hype, der nicht abreißen will, und imitiert Clubhouse mit Facebook Live Audio Rooms.
Zuletzt hatte die exklusive App Clubhouse für Furore gesorgt. Das Prinzip: Audio-Chats für Ausgewählte – quasi interaktive Live-Podcasts im kleinen Kreis. Facebook launcht in den USA darüber hinaus ausgewählte Podcasts, die unmittelbar auf dem Netzwerk gestreamt werden können. Zudem können Prominente und ausgewählte Facebook-Gruppen Audioräume in Echtzeit auf iOS und Android eröffnen: Ein Clubhouse-Klon. In den kommenden Wochen sollen diese neuen Features weiter ausgerollt werden und auch anderen Nutzergruppen zur Verfügung stehen.
Was sind die Facebook Live Audio Rooms?
In den Live Audio Rooms können Nutzer Sprechern zuhören und mit ihn in den Austausch treten. Sie können zum Beispiel den Live-Untertitel aktivieren, „die Hand heben“, um an der Unterhaltung teilzunehmen, und Reaktionen wie Likes verwenden.
Das Konzept gleicht dem von Clubhouse. Die Hosts des Raumes können das Wort auch an die Zuhörer übergeben. Bis zu 50 Sprecher können in einem Facebook-Raum teilnehmen. In geschlossenen Facebook-Gruppen können nur die Gruppenmitglieder einen Raum eröffnen. In öffentlichen Gruppen können sowohl Mitglieder als auch Besucher den Live-Audioraum hören.
Live Audio Rooms versus Clubhouse
Auf den ersten Blick erscheinen die Facebook Live Audio Rooms eine simple Kopie von Clubhouse zu sein. Facebook, die Copy Cat? Das wäre nicht das erste Mal. Facebook tendiert immer wieder dazu, Features anderer Dienste in seinen eigenen Kosmos nach dem all-in-one-Prinzip zu integrieren. Facebook-Tochter Instagram etwa hatte das Story-Feature von Snapchat adaptiert und wurde am Ende des Tages damit deutlich erfolgreicher als die Konkurrenz.
Clubhouse: Drei große Probleme – und ein Polit-Skandal
Wenn Facebook alles richtig macht, lernt das Unternehmen womöglich aus den Fehlern der Pioniere. Denn Clubhouse hatte zum Start durchaus Probleme – und nach dem ersten Hype gab es auch Gegenwind.
Wie funktioniert Clubhouse?
Nun, auf den ersten Blick ähnelt die App bekannten sozialen Netzwerken: Nutzer legen sich ein Profil an, können in Kontakt mit anderen Nutzern treten und ihnen folgen oder Gruppen beitreten, die hier Clubs heißen. Im Grunde ist Clubhouse ein Chatroom, aber auf Audio-Basis. Das Besondere: Clubhouse macht mehr oder minder neue Formate möglich. Grundsätzlich können Gespräche zum Beispiel interaktiv sein, sprich: Zuhörer können Fragen stellen und sich aktiv beteiligen, etwa im Rahmen eines Live-Podcasts.
Nicht zuletzt die Exklusivität hatte während des Anfangshypes den großen Reiz von Clubhouse für viele ausgemacht: Nur wer eine Einladung bekommt, darf mitmachen – und viele Promis waren zum Start dabei.
Facebook zerschlagen: Diese Idee geht noch viel weiter
Allerdings mehrten sich bald kritische Stimmen von Datenschutzexperten. Ein großer Kritikpunkt: Nutzer müssen der App Zugriff auf ihr gesamtes Adressbuch gewähren, sonst können sie keine Einladungen aussprechen – die App ist also dann nicht vollumfänglich nutzbar.
„Aus datenschutzrechtlicher Sicht könnte dies durchaus kritisch beurteilt werden. Wünschenswert wäre es, dass hierzu kein Zwang besteht. Vielmehr sollte der Nutzer einer solchen App die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, welche Daten er dem Anbieter offenlegen möchte, um eine gewünschte Funktion zu nutzen“, sagt Nathalie Dold von Datenschutzexperte.de.
Auch Jochim Selzer vom Chaos Computer Club (CCC) sieht die Tatsache, dass die Adressbücher der Nutzer auf Clubhouse-Server geladen werden, kritisch: „Da auf diese Weise ohne Einwilligung der Betroffenen personenbezogene Daten an das Unternehmen übermittelt werden, ist das Vorgehen datenschutzrechtlich bedenklich“, so Selzer.
„Insbesondere bekommt die Firma Daten von Personen, die noch nicht Kunden sind, es möglicherweise auch nicht werden wollen und damit einer Übertragung nicht zugestimmt haben“, sagt der CCC-Experte.
Facebook könnte aus den Fehlern der Konkurrenz lernen – wenngleich der Social-Media-Riese nicht eben den besten Ruf unter Datenschützern genießt.
Wie finde ich die Live Audio Räume bei Facebook?
Auffindbar sind die Talk-Räume wie Events. User können bei den Lieblingsmarken gezielt nach solchen Veranstaltungen suchen oder sie erscheinen automatisch im News-Feed. Nutzer können sich für den Talk anmelden und werden erinnert sobald der Raum geöffnet wird. Innerhalb eines Raumes bekommen Facebook-User eine Benachrichtigung, wenn Freunde oder Follower beitreten.
Eignen sich die Facebook-Räume für Influencer?
Facebook ohne Monetarisierung ist kaum vorstellbar – so verhält es sich auch bei den neuen Features. Zuhörer können nämlich gegen Geld Sterne erwerben und diese während des Live Audio Rooms an den Veranstalter verteilen. Dafür erhalten sie den Status “Supporter” und sitzen in der virtuellen ersten Reihe – erhalten also mehr Sichtbarkeit während der Veranstaltung. Für Influencer ist diese Funktion durchaus interessant, um etwas Geld bei den Talks einzunehmen.
Überschaubares Podcast-Angebot zum Start
Exklusive Podcasts sind das nächste “große Ding” bei Facebook. Das Wording trifft es nicht ganz, denn das Angebot ist beim Launch in den USA überschaubar. Hörerinnen und Hörer haben Zugriff über den News Feed oder eine Unternehmensseite. Angehört werden die Folgen entweder über einen Mini Player oder Fullscreen-Player. Reaktionen dürfen bei Facebook nicht fehlen: Das Gefallen kann mit Kommentaren oder Reaktionen wie Likes ausgedrückt werden.
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Welche Podcasts nehmen zum Start teil?
Diese Podcasts gibt es zu Beginn direkt bei Facebook auf die Ohren:
- The Joe Budden Podcast: Hauptthema Hip-Hop
- Carefully Reckless mit Jess Hilarious: Comedy Podcast
- LadyGang: Hosts sprechen mit Prominenten
- Side Hustle Pro: Stellt People of Color in der Unternehmerszene in den Fokus
In den kommenden Sommermonaten sollen weitere Podcasts hinzu kommen, die auch einen Untertitel abspielen. Kurze Sequenzen sollen innerhalb des Netzwerks teilbar sein.
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Können deutsche Facebook-Nutzer Live Audio Talks und Podcasts nutzen?
Nein, das geht noch nicht. Beide neuen Formate sind zunächst nur in den USA verfügbar. Wann der Launch in Europa – und dann auch Deutschland – folgt, ist noch nicht bekannt.
Facebook versus Spotify
Podcasts können über diverse Plattformen gehört werden – doch Spotify zählt zu den bekanntesten Anbietern. Facebook scheut die direkte Konkurrenz aber nicht und setzt auf die eigene starke Reichweite von weltweit 1,9 Milliarden Usern. Doch auch Spotify kennt den Umkehrschluss und wirft die App “Greenroom” auf den Markt. Dort werden auch Live-Talkshows zu den Themen Musik, Sport und Kultur angeboten.
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