Große Erfinder 27.06.2019, 10:15 Uhr

Faszination Wasser: Leonardo da Vinci und seine vermeintlichen Erfindungen

Das Element Wasser hat Leonardo da Vinci in besonderem Maße fasziniert. Voller Ideenreichtum befasste er sich mit Studien über die Bewegung und die Wirkung von Wasser. Was davon bleibt.

Zitat "Water is the driving force in nature" von Leonardo da Vinci

Klares Statement zum Element Wasser von Leonardo da Vinci.

Foto: panthermedia.net/yurizap

Leonardo da Vinci versuchte zu ergründen, warum Wasser fließt und warum Muscheln auf den Bergen gefunden wurden. Er legte zahlreiche Zeichnungen an, um die Bewegung von Wasser nachzuvollziehen. Bis ins Alter behielt sich der Künstler die Faszination für die Natur des Wassers bei. 1518, kurz vor seinem Tod, begann er noch Arbeiten an Bewässerungsplänen.

So würde die Kanalbaumaschine nach da Vinci funktionieren

Bevor die Eisenbahn erfunden wurde, hatten Flüsse eine immense Bedeutung für den Handel und die Beförderung von schweren Gütern. Dem Kanalbau galt im Hochmittelalter besonderes Augenmerk. Das erste technische Meisterwerk dieser Art in Italien verband Mailand mit dem Lago Maggiore. Zwischen 1177 und 1257 entstand der Naviglio Grande, der Große Kanal. Im 14. Jahrhundert wurde auf diesem Kanal zum Beispiel der Marmor für den Mailänder Dom verschifft.

In Florenz träumte man zu dieser Zeit auch von einem Kanal, der die Handelsmetropole mit dem Meer verbindet. Dieser Wunsch kam auch Leonardo da Vinci zu Ohren, sodass er um 1504 eine Kanalbaumaschine zeichnete. Seine zentrale Idee der Vorrichtung: 2 Kräne werden miteinander verbunden, arbeiten aber mit einem Seil, um die Lasten zu heben. Wahrscheinlich wollte Leonardo da Vinci parallel Arbeiter auf 2 Ebenen des Flussbetts und weitere Arbeiter außerhalb für die Entleerung einsetzen. Der Drehkran konnte in der Vorstellung des Erfinders nicht nur Gewichte heben, sondern erlaubte auch den schnellen Transport des Materials von der einen zur anderen Seite.  In der Seitwärtsbewegung sollten die Kräne unabhängig voneinander agieren, obwohl nur ein Seil montiert ist.  In seiner Zeichnung ist ebenfalls vermerkt, dass die 2 Arme für die Balance wichtig sind. Während ein Arm mit einem gerade geschnittenen Stein beladen wurde, wurde am anderen Arm der vorhergehende Block entladen.

Nachbildung des Krans aus Leonardo da Vincis Zeichnungen in Mailand

Nachbildung des Krans aus Leonardo da Vincis Zeichnungen in Mailand.

Foto: panthermedia/Gladkov

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Die Idee, die beiden Kräne durch die Verwendung eines einzigen Seils zu koppeln, würde im Praxistest einige Herausforderungen mit sich bringen, denn sie erfordert eine präzise Abstimmung des Arbeitstempos. Sobald durch Steine oder anderweitig schwere Materialien die Arbeit stockt, wäre der andere, leere Container blockiert und die Arbeiter an diesem Teil des Krans würden untätig herum sitzen.

Der Entwurf der kombinierten Kräne hat zwar eine Fußspur in der Historie technischer Erfindungen hinterlassen, es jedoch nie zur Marktreife geschafft. Ähnliche Projekte anderer Ingenieure wie die Ausschachtung des Arnokanals wurden später mit Schaufelradbaggern durchgeführt.

Wie ein Genie auf dem Wasser fährt

Im Codex Atlanticus, eine der gebundenen Sammlungen von Zeichnungen, Skizzen und Notizen des italienischen Renaissancekünstlers, findet sich ein Vorschlag für einen Wasserläufer. Das enorme Gestaltungsvermögen des Malers wird in der Skizze wieder deutlich. Auf der Skizze ist ein junger Mann zu sehen, der mit überdimensionalen Schuhen auf dem Wasser läuft. Mit seinen Händen führt er 2 Stöcke, an deren Ende größere Teller angebracht sind.

Würde diese Konstruktion tatsächlich auf Wasser getestet, würde der Wasserläufer direkt untergehen. Der Versuch, die Stöcke aus dem Wasser zu ziehen, würde dieses Drama noch beschleunigen. Leonardo da Vinci zeigt sich hier eher als Maler, nicht als Ingenieur. In der Skizze hat er seine eigene Vorstellung eines Wasserläufers zu Papier gebracht, so Matthias Eckoldt in dem Buch “Leonardos Erbe”. In diesem Buch ist auch die Zeichnung des Wasserläufers zu finden.

Bizarre Behauptung: Leonardo da Vinci erfand das U-Boot

Leonardo da Vinci wurden zahlreiche Erfindungen auf und unter Wasser zugesprochen. Zu den bizarrsten Behauptungen zählt, dass er das U-Boot erfunden habe. Wie Eckoldt in seinem Werk schreibt, kann da Vincis Skizze jedoch nicht im Geringsten dazu beigetragen haben, die Unterwasserwelt zu erkunden. Das skizzierte Einmanntauchboot ist ein ovales Gebilde, das in der Mitte mit einem Pfropfen verschlossen wird. Im Codex Windsor hat da Vinci festgehalten, dass ein Mann in seinem angedachten Unterwasserboot Platz finden würde. In einer weiteren Skizze ist der Verschluss des Bootes geöffnet und aus dem Inneren ragt ein Mensch bis zum Bauchnabel heraus. Wie die Durchlüftung des Innenraums mit nur einer Öffnung gewährleistet werden kann und das Vakuum herzustellen sei, erfährt der Betrachter der Skizze jedoch nicht. Hätte man dieses Boot gebaut, wäre der Insasse mit Sicherheit ein sehr großes Lebensrisiko eingegangen.

Leonardo da Vinci hätte jedoch alles beisammen gehabt, um tatsächlich ein U-Boot zu erfinden. Er hätte “nur” die Erfindung der Schwimmblase mit seiner Idee des Schiffes zusammenführen müssen. Solange sich Luft im Raum zwischen den Schiffswänden befindet, würde das Boot schwimmen. Werden die Zwischenräume mit Wasser geflutet, verringert sich der Auftrieb des Bootes und der Tauchgang beginnt.

So dauerte es noch ein weiteres Jahrhundert, bis der deutsche Naturforscher Magnus Pegel die theoretischen Grundlagen für das U-Boot erfand.

Wasserideen eher Inspiration denn technische Grundlage

Leonardo da Vinci liebte das Wasser. Das Element war für ihn die allesbewegende Kraft. Wie heißt es so schön in Leonardo da Vincis Wasserzitat: “Bei einem Fluß ist das Wasser, das man berührt, das letzte von dem, was vorübergeströmt ist, und das erste von dem, was kommt. So ist es auch mit der Gegenwart.”

Leonardo da Vincis Werke gehen über die Malerei hinaus – dennoch sind aus vielen Ideen nie echte Techniken entstanden. Was aber bleibt: Die Inspiration für viele Erfinder und Ingenieure nach ihm. Im Bereich der Luftfahrt hat Leonardo da Vinci ebenfalls unheimlich viele Ideen für die Nachwelt zurückgelassen. Warum sein Traum vom Fliegen unerfüllt blieb, lesen Sie hier.

2019 jährte sich der Todestag von Leonardo da Vinci zum 500. Mal. Warum er oftmals als Meister und Ingenieur (zu Unrecht) gefeiert wird, haben wir hier beleuchtet.

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Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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