Google-Suche kann helfen, Covid-19-Herde aufzuspüren
Mittels Analysen von Suchanfragen bei Google können bislang nicht bekannte Infektionsherde entdeckt werden. Das beschreibt Seth Stephens-Davidowitz in der New York Times.
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat die Suchmaschine Google anonymisierte Standortdaten seiner Nutzer zur Verfügung gestellt. Auf einer neuen Webseite sind Daten aus 131 Ländern abgebildet. Regierungen sollen die Option erhalten, die Wirksamkeit ihrer Corona-Maßnahmen zu überprüfen. Das sei das Anliegen Googles. Die Analysen zeigen, ob das Besuchsaufkommen an Orten wie Parks zu- oder abnimmt. Angezeigt wird die prozentuale Veränderung. Für Deutschland zeigt sich für den 29. März, dass 77 % weniger Besuche an öffentlichen Orten stattgefunden haben. Seit Mitte März nimmt die Zahl der Besuche an Orten wie Parks und Malls ab.
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Diese Daten stammen laut dem Konzern von Nutzern, die Apps und Systeme von Google nutzen und der Speicherung ihrer Standortdaten zugestimmt haben. Rückschlüsse auf die Nutzer soll es nicht geben. Alle Informationen auf der Webseite können auch als PDF Dokument heruntergeladen werden. Jeder Bericht befasst sich mit Mobilitätstrends in 6 Kategorien: Einzelhandel und Freizeit (Cafés, Museen usw.), Lebensmittelgeschäft und Apotheke, Parks (einschließlich öffentlicher Parks und Nationalparks), Transitstationen, Arbeitsplätze und Wohngebäude.
„Diese Informationen könnten beispielsweise den Beamten helfen, Änderungen bei wichtigen Reisen vorzunehmen oder die Empfehlungen zu Geschäftszeiten beeinflussen“, erklärt Jen Fitzpatrick, Senior Vice President von Maps.
„In ähnlicher Weise könnten anhaltende Besuche in Verkehrsknotenpunkten auf die Notwendigkeit hinweisen, zusätzliche Busse oder Züge bereitzustellen, damit sich Menschen besser ausbreiten können“, geht es weiter. Google verfolgt das Ziel Leitlinien zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu schaffen.
Obwohl die Daten zweifellos faszinierend sind und veranschaulichen, wie stark sich die Bevölkerungsbewegungen in einigen Regionen innerhalb kurzer Zeit verändert haben, ist unklar, ob diese Berichte eine ausreichende Spezifität bieten, um für die örtlichen Gesundheitsbehörden von wirklichem Nutzen zu sein. Laut Google werden diese Informationen nur für eine begrenzte Zeit öffentlich verfügbar sein, solange die Gesundheitsbehörden die Daten für wertvoll halten.
Corona: Analyse in der New York Times
In der New York Times beschreibt Seth Stephens-Davidowitz die Analyse von Suchanfragen bei Google näher, um noch nicht bekannte Corona-Infektionsherde zu entdecken. Nach seiner Analyse sei Ecuador solch ein Epizentrum. Schmerzende Augen und der Verlust des Geruchssinns gehören ebenfalls zu den Symptomen einer Ansteckung mit Covid-19. Denn diese Beschwerden geben viele Erkrankte bei Google ein. Schätzungen zufolge leiden 30 bis 60 % der Menschen mit dieser Krankheit an diesen Symptomen. In den USA war in der Woche bis zum vergangenen Samstag die Suche nach „Ich kann nicht riechen“ in New York, New Jersey, Louisiana und Michigan am höchsten. Es handelt sich um die vier Bundesstaaten mit der höchsten Prävalenz von Covid-19. Anhand solcher Suchanfragen sollen Orte gefunden werden, an denen wahrscheinlich viele positive Coronafälle übersehen wurden.
Bereits in einem 2009 in der „Nature“ veröffentlichten Artikel zeigten Forscher, dass Google-Suchanfragen hilfreich sein können, um Erkrankungsherde zu finden. Im Zusammenhang mit der Grippe analysierten sie die wöchentlichen Daten zu Influenza-Raten der Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten. Sie erstellten ein Modell, mit dessen Hilfe versucht werden kann, Epidemien zu erkennen, bevor die offiziellen Daten da sind. Doch das Modell hat auch Nachteile: Während der H1N1-Grippepandemie 2009 bestand das Problem, dass die Grippe so oft in den Nachrichten vorkam, dass viele Menschen nach dem Begriff „Grippe“ suchten – aber nicht weil sie Symptome verspürten, sondern weil sie neugierig oder ängstlich waren.
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