Hacker legten im Namen der Terrorgruppe IS Sony-Netzwerk lahm
Hacker haben das Playstation-Network von Sony und das Sony Entertainment Network für mehrere Stunden lahmgelegt. Gleichzeitig zwang die Hackergruppe namens LizardSquad ein Flugzeug der American Airlines mit einer Bombendrohung zur Notlandung. An Bord des Fliegers befand sich der Präsident des US-Geschäfts von Sony, John Smedley. Die Hacker berufen sich auf die Terrorgruppe Islamischer Staat.
LizardSquad – Eidechsen-Gruppe, nennt sich eine Hackergruppe, die am vergangenen Wochenende das Playstation-Netzwerk des Online-Spieleanbieters Sony lahmlegte. Die Eidechsen-Hacker sind ganz offenbar Sympathisanten der radikalislamistischen Dschihadistengruppe „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (ISIS), die sich mittlerweile in Islamischer Staat (IS) umbenannt hat. Diese installiert derzeit in Teilen des Iraks ein Terrorregime auf.
„Heute hissen wir die ISIS-Fahne über den Sony-Servern“
„Heute hissen wir die ISIS-Fahne über den Sony-Servern“, twitterten die Islamisten nach ihrer Aktion. Das Playstation Network (PSN) und das Sony Entertainment Network waren am Wochenende gezielt mit künstlich erzeugten Anfragen überlastet worden, bis die Sony-Server in die Knie gingen. Solche Distributed-Denial-of-Service-Angriffe, kurz DDoS-Angriffe, nutzen Hacker immer wieder für ihre Attacken. Als Folge der künstlich erzeugten Zugriffe bricht der Serverpark zusammen und ist nicht mehr online erreichbar.
Sony bestätigte am Montag den Hackerangriff. Sony betonte, dass es den Angreifern aber nicht gelungen sei, persönliche Daten der Nutzer einzusehen oder gar zu stehlen. Das ist im Jahr 2011 der Hackergruppe Anonymus gelungen, die dabei persönliche Daten von 77 Millionen registrierten Nutzern einschließlich der Kreditkartennummern stehlen konnten.
Die Islamisten-Hacker drohten mit Fortsetzungen ihrer Aktion. „Die Ungläubigen werden keine Videospiele spielen, bis das Bombardement auf die ISIS aufhört“, twitterten sie. Zudem erklärten sie, dass sie mit ihrem Angriff die Firma Sony zu mehr Investitionen im Kampf gegen Sicherheitslücken bewegen wollen. „Stoppt die Gier“, konnte man auf Twitter lesen.
Nach Zahlen vom vergangenen Herbst sind rund 52 Millionen Sony-Kunden beim PSN registriert. Dreimal soviel Nutzer hat das Sony Entertainment Network, in dem unter anderem Musik, Filme und TV-Serien angeboten werden.
Notlandung mit Sony-Manager in Phoenix nach Bombendrohung
Gleichzeitig setzten die Hacker auf Twitter eine Bombendrohung gegen ein Flugzeug ab, in dem der Präsident des US-Geschäfts von Sony, John Smedley, saß. „Wir haben Informationen, dass Flug 362 von Dallas nach San Diego Sprengstoff an Bord hat. Bitte überprüfen Sie das.“ Mit dieser Nachricht wendet sich Twitter-User LizardSquad am Sonntag an American Airlines.
Das FBI reagierte sofort: Der Flug landete außerplanmäßig in Phoenix. John Smedley, der bei Sony der Abteilung Online Entertainment als Präsident vorsteht, bestätigte die Flugroutenänderung der Maschine und gab sich kämpferisch: „Die Justiz wird diese Typen schnappen“, twitterte er. Nachdem das FBI Ermittlungen aufgenommen hatte, meldete sich LizardSquad noch einmal per Twitter: „Ihr könnt mich nicht einsperren, ich bin Gott.“ Nach einer Überprüfung konnte die Maschine ihren Flug fortsetzen.
Allerdings stellt sich die Frage, woher die Terrorgruppe wusste, dass der Sony-Manager an Bord der Maschine war.
Auch Microsofts Xbox im Visier der Hacker
Sony ist der unbekannten Hacker-Gruppe aber nicht Feind genug. Auch Blizzard Entertainment, Anbieter des Online-Rollenspiel „World of Warcraft“, wollen sie attackieren.
Zudem drohen sie mit einer Attacke auf das Netzwerk der Microsoft-Spielekonsole Xbox. Beide Unternehmen haben bisher keine Probleme registriert. Und auch das Playstation-Network ist seit Montagvormittag wieder in Betrieb. Alle können also wieder spielen.
Posing-Bilder der IS-Terroristen verraten geheimes Ausbildungslager
Außer der Blogger Eliot Higgins: Der nutzt das Internet nicht zum Spielen, sondern hat ein geheimes Ausbildungslager der Terrorgruppe Islamischer Staat ausfindig gemacht. Er hat dazu Bilder von Google Earth, Twitter und der Fotowebseite Panoramio geschickt verknüpft und nach Landmarken ausgewertet. Als wichtige Quelle diente ihm ein Twitter-Account der IS-Terroristen, in dem sie sich mit ihren Terrortaten brüsten und gerne vor der Kamera posieren.
Im Posing der Terroristen war eine große Brücke zu erkennen, was auf eine Lage des Ausbildungslagers am Ufer von Euphrat oder Tigris schließen ließ. Fündig wurde Higgins in der am Tigris gelegenen nordirakischen Stadt Mossul, die schon seit Wochen unter der Herrschaft der IS steht.
Durch detektivisches akribisches Auswerten verschiedener Fotos von Kampfsportübungen, Bäumen am Straßenrand, Gebäuden im Hintergrund und weiteren Details kam Higgins den Terroristen auf die Spur. Er kombinierte aktuelles Satellitenmaterial von Flash Earth mit Fotos der Geotagging-Seite Panoramio, die ihre Bilder mit Ortsangaben hinterlegt.
Am Ende konnte Eliot Higgins beweisen, dass auf dem Areal am Ufer des Tigris in den vergangenen Wochen neben einem Turm ein neues Gebäude errichtet worden ist: ein Ausbildungslager der IS.
Auch den Ort der Enthauptung James Foleys lokalisiert
Ähnliche Detektivarbeit hat Higgins mit dem Gräuelvideo geleistet, welches die Enthauptung des US-Journalisten James Foley zeigt. Der Blogger konnte dank verschiedener markanter Steinformationen und Hintergrundbilder den genauen Ort der Hinrichtung lokalisieren.
Es soll sich um Hügel im Umland der nordsyrischen Stadt Rakka handeln. Was passt: Denn Rakka, oder ar-Raqqa, ist von der Terrorgruppe IS zur Hauptstadt ihres selbsternannten Gottesstaates ernannt worden.
Ein Beitrag von: