In Köln steht gewaltiger Nachbau des Gotthardtunnels
Er war eine ingenieur-technische Meisterleistung, der Gotthardtunnel, der von 1872 bis 1882 durch die Alpen geschlagen wurde. Jetzt will das ZDF diesem Meisterwerk ein filmisches Denkmal setzen. In Köln stehen jetzt 100 m Gotthardtunnel.
Der Gotthardtunnel mitten in Köln? Das könnte man tatsächlich meinen, wenn man inmitten der neuen Filmkulisse im ehemaligen Logistikzentrum der Möbelfirma Segmüller in Köln-Pulheim steht. Dort erinnert alles an den Bau des legendären Schweizer Eisenbahntunnels von 1872 bis 1882: An den Wänden des 100 m langen und 3 m breiten Nachbaus aus Pappmaché hängen uralte Grubenlampen, auf dem Boden liegen nostalgische Gleise und echte Steine, am Ende des Tunnels steht ein funktionsfähiger Pressluftbohrer. Perfekte Bedingungen für die Darsteller, die hier für den ZDF-Zweiteiler „Gotthard“ spielen werden.
Kulisse ist bereit für Explosionen und Wassereinstürze
Tunnelarbeiter mussten früher harte Arbeitsbedingungen erdulden: Unter Tage gab es Steinrutsche, Belüftungsprobleme, Seuchen und Wassereinbrüche. Katstrophen, auf die die Filmkulisse bestens vorbereitet ist. „In diesem Tunnel drehen wir auch Explosionen und Wassereinstürze“, sagt Szenenbildner Knut Loewe der Zeitung Express.
„Unter dem Bau befinden sich große Auffangbecken für das Wasser, damit man die Szene mehrmals drehen kann.“ Bei den Sprengungen soll sogar echtes Dynamit zum Einsatz kommen. Das haben auch schon die echten Tunnelarbeiter verwendet, um sich jeden Tag rund 4,5 m durch den massiven Fels zu kämpfen.
2600 Statisten halten sich für Massenszenen bereit
Die Dreharbeiten in Pulheim sollen sieben Tage dauern. Sieben Tage, in denen es auf dem alten Logistikgelände ziemlich voll werden wird. Denn für Massenszenen werden sich 2600 Statisten bereithalten. Einer von ihnen ist Christian Meinersen. In Gespräch mit Express zeigt er sich von der Kulisse beeindruckt: „In dem Tunnel ist es ganz schön stickig und man glaubt fast, dass er echt ist. Vor allem, wenn die Scheinwerfer aus sind und nur die Grubenlampen an sind.“
So viel Aufwand hat übrigens auch seinen Preis: Die ZDF-Koproduktion mit dem Schweizer Fernsehen SRF und dem ORF aus Österreich hat ein Budget von knapp 10 Millionen €. 600.000 € steuerte die Filmstiftung NRW dazu.
Film würdigt Meisterleistung der alten Ingenieure
Und wann wird der Film zu sehen sein? In der zweiten Jahreshälfte 2016 – pünktlich zur Eröffnung des neuen 57 km langen Gotthard-Basistunnels, der seit 16 Jahren im Bau ist. Er wird den alten 15 km langen Tunnel in den Ruhestand schicken, der einst die kürzeste Verbindung über die Alpen darstellte. Der ideale Zeitpunkt, um zurückzublicken und den ingenieurstechnischen Meisterleistungen aus dem 19. Jahrhundert zu huldigen.
Die Vermessungstechniker beispielsweise hatten den Berg damals mit Spiegeln so exakt vermessen, dass die beiden Röhren, die Arbeiter von Norden und Süden durch den Fels bauten, nach acht Jahren fast exakt aufeinandertrafen. Die Abweichungen betrugen seitlich lediglich 33 cm und 5 cm in der Höhe. Viel genauer funktioniert das heutzutage auch nicht: Beim Gotthard-Basistunnel betrug die seitliche Abweichung trotz Lasertechnik 20 cm.
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