Technik-Oscar für Arri und Fraunhofer IPM
Und der Oscar geht an …. das Münchner Unternehmen Arri und das Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) für den gemeinsam entwickelten Arrilaser Filmbelichter. Das Gerät gilt als Meilenstein auf dem Weg zur breiten Digitalisierung der Filmbranche und wird deshalb am morgigen Samstag mit einem „Academy Award of Merit“ ausgezeichnet.
Beim Annehmen von Filmpreisen haben die Mitarbeiter des Münchner Unternehmens Arri bereits Routine. 18 Statuetten und Technik-Oscars gab es bereits von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in den vergangenen Jahren, hinzu kamen zahlreiche regionale Auszeichnungen wie etwa 2010 der Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises oder der Cinetec-Award.
Morgen Abend (11. 2.) stehen Franz Kraus und Johannes Steurer wieder in Beverly Hills auf der Bühne. Gemeinsam mit Wolfgang Riedel vom Freiburger Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik (IPM) wird ihnen dort der „Academy Award of Merit“, der höchste Technikpreis der Academy, für den Arrilaser überreicht. Der laserbasierte und hochauflösend arbeitende Filmbelichter kann in hochwertiger Qualität digitale Bilder auf Kinofilm belichten, ist dabei aber effizient genug auch für kleine Budgets. „Der Arrilaser ermöglichte erstmals eine digitale Filmbearbeitung im großen Maßstab“, erklärt Johannes Steurer, Entwicklungsleiter bei Arri die Bedeutung dieser Filmtechnik.
Der Arrilaser zählt zum Standard in der Filmindustrie
Das Grundkonzept des Arrilasers stammt von einem Forschungsteam um Wolfgang Riedel, der als Projektleiter bei Fraunhofer IPM bereits in den neunziger Jahren einen Großformatbelichter für die Fotobranche entwickelt hatte. Seine Idee war es, dieses Know-how auch für die Kinofilm-Industrie zu nutzen. 1998 wurden die ersten Prototypen ausgeliefert. Heute sind weltweit mehr als 280 Gerät im Einsatz, sagen die Preisträger, für die der Arrilaser zum „Standard in der Filmindustrie“ geworden ist.
Laut Begründung der Academy-Jury beweise der Arrilaser „ein hohes Maß an Ingenieurskunst, die zu einem kompakten, nutzerfreundlichen und wartungsarmen Gerät geführt hat, das gleichzeitig eine herausragende Geschwindigkeit und Bildqualität besitzt.“ Johannes Steurer erläutert, warum der Arrilaser deshalb als Meilenstein auf dem Weg der breiten Digitalisierung in der Filmtechnik gesehen werden kann: „Die Filmbranche konnte dadurch von aufnahmebasierten Effekten auf die komplette digitale Produktion umsteigen.“
Gerade der Arrilaser zeigt, welche Herausforderungen der weltweit größte Hersteller von Profi-Filmequipment in den vergangenen Jahren zu meistern hatte. Von Hollywood bis Bollywood drehten Filmteams mit den 35-mm-Kameras aus München. Doch wie so viele andere Medienbereiche schwenkte auch das Kinosegment in rasantem Tempo von analog auf digital um – und das von der Produktion über die Nachbearbeitung bis hin zur Verteilung der Filme.
Arri-Technik prägt seit Jahrzehnten die Filmszene
Mit der zunehmenden Digitalisierung drängte neue Konkurrenz in den ohnehin umkämpften Markt, Arri geriet unter Druck. Ein Grund mehr, die Arnold & Richter Cine Technik im Jahr 2001 in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. 1917 hatten August Arnold und Robert Richter die filmtechnische Firma gegründet, die sich schnell mit Kopiermaschinen, Scheinwerfern und Kameras einen Namen machte. Die Gründer studierten an der TU München und schlossen dort auch ihr Maschinenbau-Studium ab. Gemeinsam mit dem Chefkonstrukteur des Unternehmens Erich Kästner gelang es ihnen, die erste seriell gebaute Filmkamera auf den Markt zu bringen. 1937 wird die Arriflex 35 auf der Leipziger Messe vorgestellt, eine Spiegelreflexkamera für den Film. Allein die Arriflex sollte in den kommenden Jahren Technik- und Kinogeschichte schreiben. Gleiches gilt für die von Arri produzierten „Isar-Western“ oder die Filme mit Karl Valentin mit reichlich Lokalkolorit.
Inzwischen arbeiten rund um den Globus mehr als 1200 Mitarbeiter für das Unternehmen, das sich nun vor allem mit dem Kamerasystem Alexa im digitalen Filmuniversum behaupten will. Doch auch an anderer Stelle kommt kaum ein neuer Streifen ohne Arri-Technik aus, sei es beim Engineering, dem Design, der Produktion, bei Beleuchtung, Bild und Ton oder bei visuellen Effekten und der Postproduktion. So beauftragte Constantin Film Arri u. a. bei „Der Gott des Gemetzels“ mit der Ausbelichtung und den Kinokopien, bei Tom Sawyer war die Arri-Sparte Film & TV für die gesamte Postproduktion verantwortlich. In die negativen Schlagzeilen gerieten die Münchner 2007, als Tom Cruise für die Produktion „Operation Walküre“ wegen einer ungeklärten Panne im Arri-Kopierwerk teure Drehtage nachholen musste, weil eine Szene unbrauchbar war. Ein Prozess soll klären, ob Arri der Versicherung des Films den Schaden ersetzen muss.
Ein Beitrag von: