Technikmuseen mit Erlebnispotenzial
Ob Kameratechnik im Filmmuseum oder der Besuch des Mondes per virtueller Realität – Museen zeigen sowohl alte wie auch neue Technik für Jung und Alt. Hier finden Sie eine Auswahl kurzweiliger Technikmuseen für Erkundungslustige.
Museen in diesem Artikel:
- Haus der Geschichte
- Deutsches Museum
- Klimahaus Bremerhaven
- Deutsches Technikmuseum
- Filmmuseum
- Experiminta
- Deutsches Bergbaumuseum
Die Begriffe Technik und Museum lösen nicht bei jedem Begeisterung aus: Oft entsteht der Eindruck, ein solches Museum sei langweilig oder nur etwas für Fachleute. Die folgende Auswahl zeigt, dass Technikmuseen durchaus erfrischend anders sein können. Es ist vor allem der Erlebnischarakter, der den Museumsbesuch zu einem unvergesslichen Highlight macht und komplexe Technik selbst für Laien im wahrsten Wortsinne greifbar werden lässt.
Was muss ein gutes Technikmuseum bieten?
Diese Frage kann letztlich nur jeder selbst beantworten, schließlich betritt jeder Besucher ein Museum mit einer bestimmten Erwartungshaltung. Während der eine sich für jedes technische Detail interessiert, steht für immer mehr Besucher der Erlebnischarakter klar im Fokus. Insofern sollte ein modernes Technikmuseum mit interaktiven Möglichkeiten die Welt, bzw. technische Zusammenhänge anschaulich erklären, damit eine möglichst große Zielgruppe angesprochen wird.
Die Besucher wollen Technik nicht nur sehen und anfassen, sondern auch mit möglichst vielen Sinnen erfahren. Genau hierauf stellen sich immer mehr Technikmuseen ein, indem sie Besucher zum Forschen und Experimentieren explizit einladen. Darüber hinaus können Besucher in die eine oder andere virtuelle Welt eintauchen. Wer sich für Technik begeistert und offen für neue Erfahrungen ist, wird an der folgenden Auswahl für erlebnisreiche Technikmuseen nicht vorbeikommen.
Haus der Geschichte in Bonn: Führungen der besonderen Art
Im Bonner Haus der Geschichte können Besucher getreu dem Motto ‚Audioguide war gestern‘ Führungen in einer ganz neuen Dimension erleben. Wer die deutsche Geschichte ab dem Jahr 1945 in all ihren Facetten nachvollziehen möchte, kann mit dem liebenswerten Roboter Eva auf Erkundungstour gehen. Der kleine Roboter führt Besucher durch die Ausstellung und gibt dabei viele interessante Informationen über die deutsche Geschichte preis. Viele Besucher staunen nicht schlecht, wenn der Roboter mit Kommentaren wie ‚Mach doch bitte Platz, den Bauch kann ich nicht einziehen‘ versucht, irgendwo durchzukommen.
Besucher können dank Eva nicht nur die Geschichte in einer spannenden Weise erleben. Sie sehen und hören auch, inwiefern künstliche Intelligenz in der Lage ist, Informationen gezielt zu kommunizieren. Viele Besucher haben keine Lust auf langweilige Führungen durch ein Museum. Aber wer ist schon abgeneigt, wenn ein quirliger Roboter mit Fachwissen durch eine sehenswerte Ausstellung führt?
Deutsches Museum in München entführt Besucher in virtuelle Welten
Das Deutsche Museum in München darf mit der Einführung des neuen VRlab ab August 2018 als Vorreiter in Sachen Erlebnisreichtum gelten. Besucher haben die Chance, auf mehr als 100 Quadratmetern in eine virtuelle Erlebniswelt einzutauchen. Es ist mit Sicherheit keine alltägliche Erfahrung, mit einem speziellen Fahrsimulator eine Entdeckungstour auf dem Mond zu unternehmen. Das VRlab bietet erlebnishungrigen Besuchern auch die Option, ausgewählte Ausstellungsobjekte aus dem Blickwinkel einer virtuellen Realität völlig neu zu entdecken. Controller und Virtual-Reality-Brillen helfen dabei, sich in neue Welten zu beamen und sich in diesen zu bewegen. Und wenn einem Besucher die Sulzer Dampfmaschine im Vorfeld kein Begriff war, so wird sich das durch diese neue Sichtweise auf alte Technik ändern. Und hierin liegt auch die Faszination für moderne Technikmuseen mit Erlebnischarakter: Sie ermöglichen es, mit hochmoderner Technik Altbewährtes und Traditionelles neu zu entdecken. Und im Falle virtueller Realitäten wird die Technik durch eine aufwändige Inszenierung selbst zum Erlebnis.
Im Klimahaus Bremerhaven wird es Besuchern warm ums Herz
Dieses Motto dürfen Besucher durchaus wörtlich nehmen! Über den Klimawandel wird ja seit langem diskutiert: Das Klimahaus in Bremerhaven diskutiert nicht, es lässt Besucher spüren, wie sich unterschiedliche Klimazonen anfühlen. Im Norden Deutschlands ermöglicht es dieses sehenswerte Museum, unterschiedliche Klimazonen der Erde zu erkunden, ohne sich dabei auf Weltreise begeben zu müssen. Die verschiedenen Temperaturwechsel in kürzester Zeit sorgen für einen bleibenden Eindruck. Neben den klimatischen Bedingungen können Besucher auch beeindruckende Raumerlebnisse auf sich wirken lassen, die mit interaktiven Exponaten und Multimedia-Installationen aufgewertet werden. Niemand wird unberührt durch dieses Museum gehen können, da die gewonnenen Eindrücke zwischen trockener Kälte und schweißtreibendem Tropenklima alle Sinne beschäftigen. Insofern sorgt in diesem Museum Technik im Hintergrund dafür, dass das Klima als komplexes und durchaus lebenswichtiges Thema mit allen Sinnen fassbar wird. So wird Technik selbst zum Highlight, auch wenn sie thematisch gar nicht im Mittelpunkt steht.
Deutsches Technikmuseum in Berlin: Es werde Licht
Wer sich für Technik begeistert, sollte bei einem Besuch in Berlin auf jeden Fall einen Abstecher in dieses Museum planen. In insgesamt 14 thematisch gegliederten Ausstellungen haben Besucher die Chance, Technik bzw. technische Errungenschaften hautnah nachzuvollziehen. Besonders im Science Center Spectrum ist Experimentieren bzw. Anfassen ausdrücklich erlaubt, sodass das eine oder andere technische bzw. physikalische Phänomen genauer unter die Lupe genommen werden kann. Seit dem Jahr 2015 geht vielen Besuchern dabei ein Licht auf, weil dieses Thema mit einem 1,5 Kilometer langen LED-Laufsteg in den Fokus gerückt ist. Hier können Besucher auf den Spuren innovativer Technik für die Straßenbeleuchtung wandeln und sich jetzt schon ein Bild von zukünftigen Möglichkeiten verschaffen.
Filmuseum in Düsseldorf: Bild, Ton, Schnitt
Das Filmuseum in Düsseldorf befindet sich in unmittelbarer Nähe der Altstadt. Wer auf den Eingang zu läuft, kann erstmal ein Schiff vor Anker bewundern, das schwer an die Filmkulisse in dem Blockbuster „Fluch der Karibik“ erinnert. Einmal eingetreten kann man sich dem Zauber von Hollywood nicht entziehen. Auf 4 Etagen erfahren Besucher viel Wissenswertes über die Entstehung des Films, begonnen bei den ersten Kameras und endend bei Filmografien aktueller Regisseure. Vor allem die große Anzahl an Kameras für Lichtspielhäuser ist zu erwähnen. Wer sich für die Entwicklung der Kameratechnik interessiert, sollte sich ein Ticket lösen. Darüber hinaus warten Informationen über die Schnitttechnik, Exponate von Filmkostümen und Räume mit einer Camera Obscura darauf erkundet zu werden. Vorgänger des Films, wie zum Beispiel dreidimensionale Bilder, Kaleidoskope und Daumenkinos, können nicht nur betrachtet, sondern sogar ausprobiert werden. Die Dauerausstellung erstreckt sich auf 2.200 Quadratmeter. Mit 3 Euro ist der Eintritt für Erwachsene sehr human. Anschließend können Besucher die Eindrücke bei einem Spaziergang am Rhein sacken lassen.
Experiminta in Frankfurt a.M.: der Name ist erlebnisreiches Programm
Mit diesem Museum hat Frankfurt ein erlebnisreiches Highlight dazubekommen, das junge und ältere Besucher gleichermaßen anzieht. In der facettenreichen Dauerausstellung können Besucher die Gesetze aus diversen naturwissenschaftlichen Disziplinen (Optik, Mathematik und Mechanik) durch Experimente nachvollziehen. Es ist vor allem der lehrreiche Aha-Effekt, der dieses Museum auch zu einer pädagogisch sinnvollen Anlaufstelle werden lässt. Das, was für Schüler im Physikunterricht abstrakt und unerklärlich wirkt, kann hier mit kleinen Experimenten in Sekundenschnelle nachvollzogen werden. Wo bietet sich schon die Möglichkeit, das Innere eines Auges zu begehen oder in die Unendlichkeit zu blicken? Besonders das Schattentheater, spezielle Spiegelkonstruktionen und ein künstlich erzeugter Tornado stehen bei den Besuchern der Experiminta hoch im Kurs – zu Recht, wie wir finden.
Deutsches Bergbaumuseum in Bochum: Industriegeschichte mit authentischem Flair
Auch wenn bald die letzte Zeche im Ruhrgebiet schließt, so wird mit dem Bergbaumuseum in Bochum eine erlebnis- und lehrreiche Erinnerung in der einstigen Hochburg des Kohleabbaus bleiben. Dieser Museumsklassiker mag im Vergleich zu den anderen Anregungen in diesem Beitrag weniger modern und innovativ wirken. Der historische und sehr authentische Charme des Museums kann aber durchaus als erlebnisreich bezeichnet werden.
Das sehenswerte Museum vermittelt mit seinem weltweit einmaligen Anschauungsbergwerk unter Tage beeindruckende Einblicke in die Arbeit der Bergleute. Mit einem Fahrstuhl geht es – mit im Vergleich zu einem Förderkorb sehr gemächlichem Tempo – 20 Meter in die Tiefe. Dort kann sich der Besucher unter fachkundiger Führung durch verschlungene Gänge bewegen, in denen sich noch zahlreiche Maschinen finden, die zum Kohleabbau genutzt wurden. Am Presslufthammer dürfen Wagemutige Hand anlegen. Auch die eine oder andere Maschine wird zu Demonstrationszwecken gestartet. Alleine die Lautstärke vermittelt einen authentischen Eindruck von den Arbeitsbedingungen unter der Erdoberfläche. Dunkelheit und die niedrige Höhe zeugen davon, wie schwer die Arbeit mehrere hundert Meter unter der Erde war und immer noch ist. Nach der Führung besteht die Möglichkeit, den Förderturm als weithin sichtbares Wahrzeichen des Museums zu erklimmen oder in die Ausstellung über Tage einzutauchen. Vor allem die großen Hallen mit diverser Maschinentechnik für den Kohleabbau erlauben es großen und kleinen Besuchern, auf Tuchfühlung zu gehen und viele Details genauer zu betrachten.
Fazit: Technikmuseen werden wieder attraktiver
Der Erlebnischarakter unter Zuhilfenahme moderner Technik trägt dazu bei, dass sich wieder mehr Leute für Technik in und für Museen interessieren. Museen haben dabei vor allem die jüngere Zielgruppe im Blick, die vom Erlebnis- und vor allem vom Lernfaktor nur profitieren kann. Ein Blick auf die hier präsentierte Auswahl zeigt, dass Technik und Erlebnisse ganz unterschiedlich vermittelt werden können. In jedem Fall sind Museumsbesuche in den letzten Jahren eines geworden: interaktiver! Vorbei sind die Zeiten, in denen wortlos ein Thema nach dem anderen abgehakt wurde. Heute können Besucher aktiv werden und durch Interaktion Ausstellungen selbst mitgestalten.
Vom Technoseum in Mannheim über das Heinz-Nixdorf-MuseumsForum in Paderborn bis zu verschiedenen U-Boot-Museen im hohen Norden – zu den weiteren Technikmuseen.
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