Werbung beim Super Bowl für deutsche Ingenieurskunst
In einem der einseitigsten Finale in der Geschichte des Super Bowls konnten die Seattle Seahawks gestern Nacht die begehrte Vince Lombardy Trophäe nach Hause holen. Das Finale der US-Football-Liga, das rund 900 Millionen Menschen weltweit vor die Fernseher lockte, war aber auch für VW ein Fest. So viele Menschen sahen wohl noch nie einen Werbespot über „German Engineering“.
Vorhergesagt war ein knapper Sieg der Denver Broncos. Im MetLife Stadium in New Jersey standen die Chancen gut, vor 82.500 Zuschauern vor Ort und rund 900 Millionen an den Fernsehern weltweit, die begehrte Vince Lombardy Trophäe zum dritten Mal nach Hause zu holen. Stattdessen wurde diese 48. Austragung des Finales im amerikanischen Profi-Football NFL für die Broncos eine Nacht zum Vergessen. Mit 43-8 mussten sich die Favoriten schließlich den Seattle Seahawks geschlagen geben. Ihr berühmter Quarterback, der 37-jährige Peyton Manning, hatte gegen den 25 Jahre alten Neuling Russell Wilson keine Chance.
30 Sekunden Werbung kosten beim Super Bowl 4 Millionen Dollar
Doch der Kampf um Yards und Goals ist nur eine Seite einer gigantischen Industrie, die bei diesem weltweit größten Einzelsportereignis ins Rollen kommt. Nicht nur die Broncos hatten sich in der 30-minütigen Halbzeitpause mit ihrem desaströsen Start auseinanderzusetzen. Während Bruno Mars und die Red Hot Chili Peppers ihre gesanglichen Solo-Auftritte absolvierten, werden die Werbeverantwortlichen etlicher Großunternehmen ebenfalls ins Schwitzen gekommen sein. Falls die Broncos sich nach der Pause nicht berappeln könnten, bestünde die Gefahr, dass deren Fans ihren Fernseher einfach abschalten. Das Spiel wurde immerhin in 223 Ländern live übertragen. Bei Kosten von bis zu vier Millionen Dollar für einen Werbespot wäre die Flucht vom TV auch für die Werbeindustrie ein Desaster.
Zehnmal pro Halbzeit schaltet der Sender Fox einen Werbeblock und keine Werbung kostet die Firmen mehr als Werbung während des Superbowl. Zwar überlegen sich manche Firmen inzwischen zweimal, ob sie sich das noch leisten wollen, aber die Werbeplätze sind ausgebucht und die Spots werden mit enormem Aufwand eigens für den Superbowl gedreht. Im vergangenen Jahrzehnt habe die Industrie rund 2,5 Milliarden Dollar allein für die Produktion der Werbespots ausgegeben, errechnete das „Wall Street Journal“.
Und originell müssen die Werbebotschaften sein. Seitdem Apple 1984 mit einem spektakulären Spot während des Endspiels zum ersten Mal Werbung für Macintosh machte, überbieten sich die Unternehmen mit ihrem Werbespektakel. Der Wirkung können sie sich gewiss sein, denn die Werbefilmchen sind inzwischen fester Bestandteil des Super Bowl-Fun. Schätzungen zufolge schalten rund 20 Prozent der Zuschauer ihren Fernseher nur deswegen ein.
Star-Wars-Spot von VW wurde 59 Millionen Mal angeklickt
Auch Volkswagen gehört zu denjenigen, die regelmäßig einen neuen Spot für den Super Bowl produzieren. Nach dem Riesenerfolg 2011, als ein kleiner Junge im Darth-Vader-Kostüm aus Star Wars seine Superkräfte ausprobierte, preist VW in diesem Jahr mit „The Power of german engineering“ deutsche Ingenieursleistungen an. Während einer gemeinsamen Autofahrt schwärmt der Vater seiner Tochter von der Laufleistung des VW vor: „Every time a Volkswagen hits 100.000 miles, a German engineer gets his wings“ („Immer, wenn ein Volkswagen 100.000 Meilen gelaufen ist, kriegt ein deutscher Ingenieur seine Flügel“). Gleichzeitig springen den Arbeitern im Dresdener VW-Werk riesige Flügel aus ihren weißen Laborkitteln, was sich bei der Arbeit und zum Beispiel im Windkanal als reichlich unpraktisch herausstellt.
Der Werbefilm spielt auf den amerikanischen Filmklassiker „It’s a wonderful life“ an, in dem es heißt „jedes Mal, wenn eine Glocke klingelt, bekommt ein Engel seine Flügel“. Der neue VW-Spot liegt mit 11,6 Millionen Klicks bei YouTube zwar recht gut im Rennen, muss sich aber bisher dem kleinen Darth Vader, der über 59 Millionen Mal angeklickt wurde, geschlagen geben. Das ist aber auch kein Wunder: Der VW-Spot von 2011 gilt damit als der meistgeklickte Werbespot der Welt.
Überhaupt war es die Autoindustrie, die in diesem Jahr ganz besonders den Super Bowl nutzte, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Volkswagen-Konzern war gleich zweimal vertreten. Denn auch Audi nutzt den Super Bowl zum wiederholten Mal für Werbung und preist in einem witzigen Spot den A3 an. Mercedes wirbt in seinem Video „Soul“ mit Hollywood-Star Willem Dafoe. Darin machen sich alle Mercedes-Modelle der Geschichte auf den Weg. Sehr schön.
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