40 Jahre später: Wie haltbar sind Zahnimplantate wirklich?
Zahnimplantate sind eine dauerhafte Lösung für verlorene Zähne – aber wie sehen sie nach 40 Jahren aus? Eine schwedische Studie liefert die Antwort.

Langfristige Haltbarkeit von Zahnimplantaten: Eine schwedische Studie zeigt, wie Implantate nach 40 Jahren noch fest und funktionsfähig sind.
Foto: PantherMedia / Andreas Fülscher
Zahnimplantate – Im Laufe des Lebens denken viele Menschen darüber nach, Zahnimplantate in Erwägung zu ziehen, wenn die eigenen Zähne aus verschiedenen Gründen nicht mehr vorhanden sind. Doch trotz der immer beliebteren Anwendung gibt es immer noch Bedenken, insbesondere in Bezug auf die Haltbarkeit. Wie lange halten Zahnimplantate eigentlich? Schließlich sind sie keine günstige Angelegenheit. Neue Forschungen haben nun eine Antwort auf diese Frage gefunden.
Zahnimplantate, die einzelne Zähne ersetzen, halten laut einer Studie der Universität Göteborg in Schweden auch nach vielen Jahren gut. Nach fast 40 Jahren waren alle untersuchten Implantate noch fest und funktionstüchtig.
Per-Ingvar Brånemarks Durchbruch in der Implantologie
Die Studie ist die längste weltweit zu Einzelzahnimplantaten und basiert auf der Beobachtung einer kleinen Gruppe von Patienten, die zwischen 1982 und 1985 Implantate erhielten. Diese Implantate gehen auf die Forschung von Professor Per-Ingvar Brånemark an der Universität Göteborg zurück. Brånemark war Professor an der Universität Göteborg und seine Forschung hat die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, die auf Implantate angewiesen sind, maßgeblich verändert.
Seine Entdeckung, wie Knochen mit Titanimplantaten verwächst, hat Millionen von Patienten geholfen, verlorene Zähne mit einer zuverlässigen und langlebigen Lösung zu ersetzen.
Per-Ingvar Brånemark war ein schwedischer Orthopäde und Forscher, der als „Vater der modernen Implantologie“ bekannt wurde. Er entdeckte die Osseointegration, einen Prozess, bei dem Implantate, wie Zahnimplantate, mit dem Knochen verwachsen und so dauerhaft stabil bleiben.

Sargon Barkarmo and Jan Kowar.
Foto: Elin Lindström
Titan und seine Verbindung mit Knochen
In den 1950er Jahren begann Brånemark, mit Titanimplantaten zu experimentieren und fand heraus, dass Titan eine außergewöhnliche Fähigkeit hat, mit Knochen zu verschmelzen. Diese Entdeckung führte zu einer neuen Methode für Zahnimplantate, die nicht nur in der Zahnmedizin, sondern auch in der Orthopädie und anderen medizinischen Bereichen Anwendung findet.
Ab Mitte der 1960er Jahre wurden Zahnimplantate zunächst bei vollständig zahnlosen Patienten verwendet, um Prothesen zu stützen, und später auch bei teilweise zahnlosen Patienten. Fast 20 Jahre später kamen Einzelimplantate für Patienten mit Einzelzahnlücken hinzu.
Die Behandlung mit Einzelimplantaten brachte jedoch Herausforderungen mit sich. Ein Problem bei der Implantatversorgung kann sein, dass sich das Abutment (Verbindungsstift zwischen Implantat und Krone) lockern kann und man die Krone wieder entfernen muss um an die Feststellschraube zu gelangenDies kann zu einer instabilen Verbindung zwischen Implantat und Krone führen und in einigen Fällen dazu, dass die Krone wackelt oder sich sogar löst.
Die Komponenten des Implantats, wie das Abutment und die Krone, wurden in mehreren Phasen weiterentwickelt, sowohl im Design als auch in den verwendeten Materialien.
Die Bedeutung langfristiger Nachbeobachtungen
Zurück zur Studie: „Während mehrere Studien zur Behandlung mit Einzelimplantaten eine Nachbeobachtungszeit von 5–10 Jahren berichten, ist es entscheidend, auch über die Komplikationen Bescheid zu wissen, die über einen viel längeren Zeitraum auftreten können. Dies ist besonders wichtig für junge Patienten, da erwartet wird, dass sie ihre Implantate noch viele Jahre behalten“, so die Autoren der Studie.
Von den 16 Patienten, die während der Studie Implantate bekamen, nahmen 13 an der Nachbeobachtung in der Brånemark-Klinik des öffentlichen Zahndienstes Västra Götaland teil. Diese 13 Patienten hatten zusammen 18 Implantate.
„Es ist beeindruckend, dass die Einzelimplantate nach so langer Zeit so gut funktionieren. Obwohl die Studie nur eine kleine Zahl von Patienten umfasste, zeigen die Ergebnisse, dass die Implantate an ihrem Platz bleiben und der Knochenverlust um sie herum nach vierzig Jahren nahezu unverändert ist. Das bestätigt, dass die Grundlage, die Brånemark geschaffen hat, immer noch trägt“, wird Sargon Barkarmo, Zahnersatzspezialist und Dozent an der Universität Göteborg in einer Pressemitteilung zitiert.
Ein Blick auf die Kronen und Implantate nach 40 Jahren
Ein Zahnimplantat ist eine künstliche Zahnwurzel aus Titan, die in den Kieferknochen eingesetzt wird und dort fest wird. Darauf kommt eine Krone, die sowohl gut aussieht als auch funktioniert.
Die Kronen hielten nicht so lange wie die Implantate. Nach 40 Jahren waren nur etwa 60 % der ursprünglichen Kronen noch intakt, viele wurden mehrfach ersetzt.
„Die Studie zeigt, dass die Kronen meist aus ästhetischen Gründen und nicht aufgrund technischer Mängel ersetzt wurden. In Zukunft könnten Implantatbehandlungen durch die Entwicklung neuer Kronenmaterialien weiter verbessert werden“, sagt Jan Kowar, Zahnersatzspezialist und Dozent an der Universität Göteborg sowie Mitautor der Studie.
Die Forschenden stellen fest, dass ältere Implantatsysteme, die sehr effektiv waren, heute nicht mehr erhältlich sind. Das liegt daran, dass ständig neue Systeme auf den Markt kommen, die die alten schnell ersetzen, obwohl diese langfristig erfolgreich waren.
Die Studie zeigt, dass Implantate, die mit sorgfältigen chirurgischen Techniken eingesetzt werden und genügend Zeit zur Heilung bekommen, eine sehr gute Langzeitprognose haben.
„Heute werden Methoden eingesetzt, die die Behandlung und Heilung beschleunigen. Diese Ansätze benötigen ebenfalls langfristige Nachbeobachtungen und sorgfältige Bewertungen, um über die Zeit hinweg ebenso gute Ergebnisse zu gewährleisten“, sagt Sargon Barkarmo.
Die Studienergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Clinical Implant Dentistry and Related Research veröffentlicht.
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