Angehende Chirurgen üben am OP-Simulator
Am neuen OP-Simulator in der Uniklinik Dresden üben angehende Chirurgen am Computer, bevor sie ihre erste Operation am Patienten durchführen. Sie bewegen dabei Instrumente im Inneren eines Dummies. Digitale Abbilder der Instrumente, Organe und Gefäße sehen sie auf dem Bildschirm. Wie in einem Computerspiel.
Heute erinnern oftmals nur drei kleine Narben im Bereich des Bauchnabels daran, dass Chirurgen einem Patienten Gallenblase, Blinddarm, Niere oder Teile des Dickdarms entfernten, Leistenbrüche versorgten oder gynäkologische Eingriffe vornahmen. Denn bei sogenannten minimal-invasiven oder laparoskopischen Eingriffen führt der Operateur seine Instrumente nur über drei Hülsen in den Bauch ein. Skalpell, Zangen, Scheren, Nadeln und die Optik muss der Arzt dabei über kleine Körperöffnungen bewegen. Die Optik, das Laparoskop, ist dabei an eine Videokamera und an eine Lichtquelle angeschlossen, mit denen der Bauchraum über den Monitor eingesehen werden kann. Große Schnitte in der Haut, den Muskeln und dem Bindegewebe lassen sich mit der Laparoskopie vermeiden und Blutverluste minimieren. Patienten werden schneller wieder mobil.
Chirurgenschule ISIMED bereitet Ärzte auf OP-Einsätze vor
Im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden soll nun der ärztliche Nachwuchs an einem neuen OP-Simulator die Kniffe der Laparoskopie trainieren, bevor der erste echte Einsatz am Patienten kommt. Der Simulator steht im Interdisziplinären Simulationszentrum Medizin Dresden (ISIMED) und ist Teil der neuen „Dresden School of Surgical Oncology“, die Klinikdirektor Professor Jürgen Weitz Ende vergangenen Jahres initiiert hat. In der Chirurgenschule sollen die angehenden Operateure der Klinik für Bauchraum-, Thorax- und Gefäßchirurgie optimal auf ihre Tätigkeit im OP vorbereitet werden.
Das Trainingsprogramm am neu angeschafften OP-Simulator ist anspruchsvoll, denn die sogenannte Schlüsselloch-Operation gilt als besondere Herausforderung für Chirurgen. Die Ärzte müssen die über 40 Zentimeter langen Instrumente im Inneren des Körpers eines Dummies millimetergenau führen und sehen den zu operierenden Bereich lediglich auf einem Bildschirm. „Anders als bei einer offenen Operation müssen wir uns mit zweidimensionalen Bildern begnügen. Beim Führen der Instrumente gibt es in der Laparoskopie keine komplette Bewegungsfreiheit“, sagt Professor Weitz. Das sei die besondere Herausforderung bei der Ausbildung. „Letztendlich versuchen wir ein Stück weit die Pilotenausbildung nachzuahmen, auch hier steht ja das Training am Flugsimulator vor dem ersten echten Flug“, begründet der Klinikdirektor die Investition in den neuen OP-Simulator.
OP-Simulator arbeitet mit einem ausgefeilten Lernprogramm
Das neue Gerät soll die Startbedingungen für den Chirurgennachwuchs deutlich verbessern. Statt weit zu reisen und die notwendigen Trainings in Kompaktkursen zu absolvieren, können die jungen Ärzte das Laparoskopie-Training nun vor Ort in der Klinik erledigen. Dabei ist es für die Ausbilder möglich, das Übungsprogramm live zu begleiten oder sich im Nachgang im Video anzuschauen. „Der OP-Simulator arbeitet mit einem ausgefeilten Lernprogramm, so dass die Ärzte in Weiterbildung zuverlässig an die Herausforderungen laparoskopischer Eingriffe herangeführt werden“, erklärt Weitz. „Erst wenn sie die Übungen perfekt beherrschen und die von dem Trainingsgerät gestellten Aufgaben fehlerlos bewältigt haben, dürfen sie einem erfahrenen Facharzt bei einer minimal-invasiven Operation assistieren. Damit verfügen sie in dieser Startphase vermutlich bereits über einen deutlich größeren Erfahrungsschatz als bisher.“
Insgesamt arbeiten an der von Weitz geführten Klinik 30 Ärzte in Weiterbildung, denen neben dem Klinikdirektor 13 erfahrene Oberärzte zur Seite stehen. Durch ein wissenschaftliches Begleitprogramm soll zusätzlich ermittelt werden, ob das Training mit dem OP-Simulator tatsächlich die Ausbildung von jungen Chirurgen verbessert.
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