Wie Raucher die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen fördern
Zigarettenrauch könnte mehr Schaden anrichten, als bisher gedacht. Neue Studien zeigen, wie er die Ausbreitung von Antibiotika-resistenten Keimen in der Lunge und der Umwelt fördert.

Warum Zigaretten die Wirksamkeit von Antibiotika gefährden?
Foto: PantherMedia / alptraum
Antibiotikaresistenzen sind ein weltweites Problem, da sie wichtige Medikamente unwirksam machen. Eine Studie der Technischen Universität Dresden zeigt, dass Schadstoffe aus Zigarettenrauch und -abfällen das Wachstum und die Ausbreitung resistenter Bakterien in der Umwelt fördern. Zudem begünstigt Rauchen die Verbreitung resistenter Keime in der Lunge. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Environmental Health Perspectives“ veröffentlicht.
Jährlich sterben Millionen Menschen direkt durch das Rauchen. Eine Studie von Forschern aus Dresden, Heidelberg und China zeigt nun, dass Rauchen auch indirekt gefährlich ist: Schadstoffe aus Rauch und Zigarettenstummeln belasten die Umwelt und können die Gesundheit weiter beeinträchtigen.
Viele giftige chemische Verbindungen
Etwa jeder fünfte Mensch raucht. 2016 wurden 5,5 Billionen Zigaretten konsumiert, bis 2025 könnten es 9 Billionen sein. Tabak enthält über 7.000 Chemikalien, von denen viele giftig und krebserregend sind. Sie schädigen Lunge, Zellen und Gewebe und erhöhen das Risiko für Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Raucher benötigen zudem häufiger Antibiotika.
Dabei gehen die Forschenden davon aus, dass nicht nur der höhere Antibiotikaverbrauch, sondern auch die giftigen Stoffe aus Rauch, Filtern und Asche die Verbreitung von resistenten Bakterien in der Lunge und der Umwelt direkt beeinflussen können.
Da Zigarettenrauch viele giftige chemische Verbindungen enthält, nehmen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an, dass er in der Lunge eine bakterielle Stressreaktion auslöst. Dies könnte die Verbreitung resistenter Bakterien fördern und die Wirkung von Antibiotika bei späteren Lungeninfektionen beeinträchtigen.
Zigarettenstummel im Wasser
„Zigarettenfilter enthalten viele der giftigen Substanzen aus dem Zigarettenrauch“, erklärt Dr. Uli Klümper vom Institut für Hydrobiologie an der TUD in einer Pressemitteilung. „Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass diese Filter, wenn sie in Gewässern landen, vermehrt von potenziell krankheitserregenden Keimen und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen besiedelt werden, da diese besonders gut an die widrigen Bedingungen auf den Filtern angepasst sind.“
Mit resistenten und krankheitserregenden Bakterien belastete Zigarettenstummel können in Flüsse, Gewässer oder an Strände gelangen und so die Verbreitung gefährlicher Keime begünstigen. Klümper erklärte zudem, dass dies die Notwendigkeit strengerer Maßnahmen gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln unterstreiche und eine weitere versteckte Gesundheitsgefahr des Rauchens verdeutliche.
Verbreitung resistenter Keime beschleunigen
Die Studienergebnisse zeigen auch Auswirkungen für Raucherinnen und Raucher: Menschen, die rauchen, könnten die Verbreitung resistenter Keime in ihrer Lunge beschleunigen. Das könnte dazu führen, dass Antibiotika bei zukünftigen Lungeninfektionen weniger wirksam sind.
Verschiedene Bakterienarten können Resistenzgene über Plasmide austauschen. Plasmide sind kleine DNA-Moleküle, die Bakterien untereinander weitergeben. Dadurch können ursprünglich behandelbare Bakterien resistent gegen Antibiotika werden und lassen sich nicht mehr wirksam bekämpfen.
„In unseren Experimenten mit künstlichem Lungenmedium konnte gezeigt werden, dass die giftigen Stoffe die sich durch Zigarettenrauch in der Lungenflüssigkeit anreichern eine Stressreaktion der Bakterien auslösen, welche unter anderem die Frequenz der Weitergabe von Resistenzgenen durch Plasmide zwischen Bakterien mehr als verdoppelt“, sagen die Forschenden.
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