Aufblasbarer Brutkasten rettet Frühchen in Flüchtlingslagern
In Flüchtlingslagern ist die technische Ausrüstung oft so schlecht, dass frühgeborene Babys wenig Überlebenschancen haben. James Roberts will das ändern. Der 23-jährige Brite gewann mit seinem aufblasbaren Brutkasten jetzt den international renommierten James Dyson Award.
„Entwickle etwas, das ein Problem löst“, lautete die Aufgabenstellung des international renommierten Erfinderwettbewerbs James Dyson Award. Genau das hat James Roberts getan: Der 23-jährige Design-Absolvent der britischen Loughborough University hat einen aufblasbaren Brutkasten entwickelt – leicht zu transportieren und funktionell auch unter schwierigen Bedingungen. MOM heißt das Gerät, das frühgeborenen Kindern in Flüchtlingscamps, Katastrophengebieten und Entwicklungsländern eine Lebenschance verschaffen kann – Gegenden, für die ein üblicher Brutkasten schlicht zu sperrig und zu störungsanfällig wäre.
Wettbewerb fordert Kreativität, Querdenken und Erfindungsgeist heraus
Mit seiner Erfindung sicherte sich Roberts jetzt den ersten Preis beim James Dyson Award. Damit setzte er sich gegen eine internationale Konkurrenz aus insgesamt 19 Ländern von Deutschland über Korea bis zu den USA durch. Der Wettbewerb wird jährlich von der James Dyson Foundation ausgelobt. Die von James Dyson, dem Erfinder des beutellosen Staubsaugers, gegründete Stiftung will Kreativität, Querdenken und Erfindungsgeist der nächsten Generation der Ingenieure und Produktdesigner fördern. Dementsprechend richtet sich der Award an Studenten der Fächer Produktgestaltung, Industriedesign und Ingenieurwesen. Auch Absolventen sind zugelassen, solange sie noch nicht länger als vier Jahre mit ihrem Studium fertig sind.
Mit einer tollen Idee war es jedoch nicht getan: Wer am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehen will, muss auch einen durchdachten Entwurf, eine nachvollziehbare Dokumentation und am besten auch einen funktionierenden Prototypen liefern können. Wer das alles besser als seine internationale Konkurrenz vorweisen kann, hat die Chance auf Ruhm, Ehre und das ausgelobte Preisgeld.
Inspiriert von einem Film über Flüchtlinge
James Roberts, den die Jury Anfang November zum internationalen Gewinner kürte, hat das alles vereint. Die Idee zu dem mobilen Brutkasten sei ihm gekommen, nachdem er einen Dokumentarfilm über Neugeborene in einem Flüchtlingslager gesehen hatte, erzählt er. Jedes zehnte Kind weltweit wird zu früh geboren, doch während Frühchen in den Industrienationen sofort in einem Brutkasten versorgt werden, haben Flüchtlingskinder diese Chance oft nicht: Zu sperrig, zu teuer und zu anfällig sind die Inkubatoren, als dass sie in jedem Hospital vorrätig sein könnten.
Roberts‘ Erfindung MOM könnte da Abhilfe schaffen: Sie lässt sich zum Transport auf Aktenkoffer-Größe zusammenfalten. Bei Bedarf wird der Inkubator einfach aufgeblasen und mit Hilfe von keramischen Heizelementen erwärmt. Sensoren im Innern gewährleisten, dass Temperatur und Feuchtigkeit, die entsprechend der Schwangerschaftswoche eingestellt werden können, konstant gehalten werden.
Sollte einmal der Strom ausfallen – in Katastrophengebieten und Flüchtlingscamps durchaus wahrscheinlich – versorgt eine Batterie den Inkubator bis zu 24 Stunden mit der benötigten Energie. Dazu ist der Brutkasten, der laut Roberts sämtliche britischen Standards erfüllt, extrem kostengünstig: Statt rund 38.000 Euro für einen stationären Inkubator koste MOM einschließlich Transport gerade einmal 300 Euro.
Preisgeld als kräftige Anschubhilfe
Auf diese Weise könnte James Roberts dazu betragen, viele junge Leben zu retten. Jetzt sucht der junge Erfinder nach Investoren, um den Taschen-Brutkasten produzieren zu können. Einen kräftigen Anschub bekommt er vom James Dyson Award: Etwa 34.000 Euro beträgt das Preisgeld, seine Universität erhält weitere 12.000 Euro.
Für seinen Sieg hat sich der junge Brite gegen ein weitgefächertes internationales Teilnehmerfeld durchgesetzt. Wie in den Vorjahren waren wieder mehrere hundert Erfindungen eingereicht worden. Die Vorschläge reichten von einer aufmalbaren Markierung auf der Haut, die ans Auftragen von Sonnencreme erinnerte, über ausgeklügelte Handtaschen-Haltesysteme bis hin zum mobilen Mini-Wasserkraftwerk. Lisa Reichardt aus Deutschland hatte Mima eingereicht – ein Messinstrument, mit dem Imkern die Messung der Bienengesundheit ohne Öffnung des Stocks möglich ist. Für diesen Entwurf erhielt die Industriedesign-Studentin der Muthesius Kunsthochschule in Kiel ein Preisgeld von rund 2400 Euro.
Was ist der James Dyson Award?
Jedes Jahr fahnden James Dyson und sein Team von Ingenieuren und Wissenschaftlern nach Lösungen für reale Probleme. Die Aufgabe ist einfach und schwierig zugleich: „Entwickelt etwas, das ein Problem löst, ob groß oder klein“. Als Preisgeld winken mehrere zehntausend Euro, um die weitere Entwicklung des Projekts voranzutreiben. Der von der James Dyson Foundation jährlich ausgeschriebene Designpreis wird mittlerweile in über 20 Ländern durchgeführt.
„Es gibt immer eine noch bessere Lösung für ein Problem“, ist James Dyson überzeugt. Der britische Unternehmer und Erfinder des beutellosen Staubsaugers hat diesen Grundsatz bisher konsequent selbst verfolgt. Beim Award sucht er nach bemerkenswerten und dennoch einfachen Designs, die das Potenzial haben, einen großen Einfluss auf die Gesellschaft zu haben.
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