Bosch hat einen automatisierten Corona-Schnelltest entwickelt
Schon nach zweieinhalb Stunden soll das Ergebnis da sein – Bosch Healthcare Solutions hat gemeinsam mit dem nordirischen Unternehmen Randox Laboratories einen Schnelltest für COVID-19 vorgestellt, der in Deutschland ab April erhältlich sein soll.
Die Epidemie, die das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst hat, stellt nahezu die gesamte Welt vor große Herausforderungen. Vor allem die Gesundheitssysteme sind natürlich sehr großen Belastungen ausgesetzt, aber auch die Wirtschaft wird sich nur schwer von den aktuellen Einschränkungen erholen können. Wie schnell das passiert und wie gut die Bevölkerung die Pandemie in gesundheitlicher Hinsicht übersteht, hängt im Wesentlichen davon ab, wie effektiv die weitere Ausbreitung des Virus kontrolliert werden kann. Dafür ist es entscheidend, Erkrankte schnell und zuverlässig zu identifizieren, um sie bei Bedarf isolieren zu können.
Mittlerweile hat Bosch an seinem Test gefeilt und eine neue Version herausgebracht. Hier weiterlesen
Genau das ist aktuell jedoch ein Problem. Wer Symptome hat, muss derzeit in Deutschland etwa ein bis zwei Tage warten, ehe er das Ergebnis erfährt. Ein Grund dafür ist die zeitaufwendige Vorgehensweise: Da es bislang keine Schnelltests gab, werden die Proben des Rachenabstrichs in den meisten Fällen in ein Labor geschickt. Der Transport ist mit einem hohen Zeitverlust verbunden. Außerdem ist dabei das nächste Problem absehbar – die Labore sind bereits jetzt an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Bei einer steigenden Zahl an Infektionen werden daher dringend weitere Testmöglichkeiten benötigt. Der neue Schnelltest, den die Bosch-Tochter Bosch Healthcare Solutions zusammen mit Randox Laboratories Ltd. entwickelt hat, soll diese Schwierigkeiten auf einen Schlag beseitigen und eine schnelle und sichere Diagnose bieten.
Analysegerät verarbeitet in einer Kartusche automatisch die Probe
Der COVID-19-Schnelltest ist für medizinische Einrichtungen gedacht und könnte beispielsweise in Arztpraxen, Krankenhäusern und Gesundheitszentren zum Einsatz kommen. Grundlage ist das Analysegerät Vivalytic von Bosch Healthcare Solutions. Für die Anwendung entnimmt das medizinische Fachpersonal wie gehabt eine Probe mittels Abstrichtupfer aus Nase oder Rachen des Patienten und gibt diese in eine Kartusche. Darin sind bereits alle Reagenzien enthalten, die für den Test benötigt werden. Diese Kartusche wird nur in das Vivalytic-Analysegerät eingesetzt, die Auswertung erfolgt vollautomatisch und dauert etwa zweieinhalb Stunden. Wenn die räumlichen Möglichkeiten für einen isolierten Aufenthalt vorhanden sind, können die Patienten also im Prinzip auf das Ergebnis warten – und gegebenenfalls im Anschluss unter Quarantäne gestellt werden.
Laut Bosch haben Laboruntersuchungen bestätigt, dass der Schnelltest mit einer Genauigkeit von mehr als 95 % SARS-CoV2 identifiziert und die Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfüllt. Gleichzeitig sei die Anwendung so einfach, dass es nicht nötig sei, das Personal dafür speziell zu schulen. Mit einem einzelnen Gerät können innerhalb von 24 Stunden bis zu zehn Proben getestet werden. „Im Kampf gegen das Coronavirus ist Zeit einer der entscheidenden Faktoren. Eine zuverlässige, schnelle Diagnose direkt vor Ort ohne Umwege – das ist der große Vorteil unserer Lösung, die für uns auch ein Beispiel von Technik fürs Leben ist“, sagt Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH.
Test auf 9 weitere Atemwegserkrankungen ist möglich
Bosch hat den Schnelltest innerhalb von 6 Wochen entwickelt und ihm dabei einen zusätzlichen Pluspunkt verschafft: Die eine Probe kann parallel auf neun weitere Atemwegserkrankungen untersucht werden, beispielsweise auf Influenza A und B.
„Die Besonderheit des Bosch-Tests ist: Durch die Differenzialdiagnostik ersparen sich die Ärzte zusätzlich die Zeit für weitere Tests, erhalten rasch eine fundierte Diagnose und können daraus schneller eine geeignete Therapie einleiten“, sagt Marc Meier, Geschäftsführer der Bosch Healthcare Solutions GmbH.
Das Testgerät soll bereits im April in Deutschland auf den Markt kommen. Anschließend folgen weitere internationale Märkte.
Parallel prüft Bosch, wie es möglich wäre, Ärzte und Pflegepersonal in medizinischen Einrichtungen zu unterstützen, damit diese sich möglichst zeitnah testen lassen können. Ziel ist es, sicherzugehen, dass Fachpersonal lange einsatzfähig bleibt, ohne dabei eine Ansteckungsgefahr für andere darzustellen.
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