Skandal um Medican-Corona-Testzentrum 29.05.2021, 12:58 Uhr

Chaos in Corona-Testzentrum in Uni-Klinik

90 Minuten und länger warteten Testwillige vor dem Medican-Corona-Testzentrum an der Uniklinik in Düsseldorf. Das war erst der Anfang unglaublich chaotischer Zustände. Derweil stehen noch ganz andere Vorwürfe im Raum.

Das Corona-Testzentrum des Betreibers Medican an der Uniklinik in Düsseldorf: Am Freitag herrschten chaotische Zustände. Foto: Privat

Das Corona-Testzentrum des Betreibers Medican an der Uniklinik in Düsseldorf: Am Freitag herrschten chaotische Zustände.

Foto: Privat

Wie zum Hohn steht „Fast Lane“ über dem kleinen Anmeldungspult – die „schnelle Reihe“ oder „Überholspur“ für alle, die einen Termin beim Corona-Testzentrum der Firma Medican an der Uniklinik hatten. Schnell war gar nichts an diesem Freitag und auch nicht wirklich sicher, wie Augenzeugen berichten.

Die Testwilligen standen teils 90 Minuten vor dem Testzentrum. Grund für die extrem langen Wartezeiten war wohl ein Ausfall des Computers, Informationen darüber erhielten die Wartenden aber nicht. Viele gaben auf, verzichteten auf den Test. Die, die ausharrten, berichten Erstaunliches: Lediglich zwei junge Frauen arbeiteten im Testzentrum: eine ließ sich von den Testwilligen am Anmeldungspult die Zahlen unter den QR-Codes diktieren, die andere testete  – mehr schlecht als recht.

Lesen Sie auch: Impftermin: Wo und wann kann man sich impfen lassen?

Mal wurden bei Menschen Mund-und-Nasen-Abstriche gemacht, mal kam das Stäbchen nur in die Nase oder den Rachen, alles in Sekundenbruchteilen, angesichts der großen Zahl wartender Menschen musste es schnell gehen. Großes Vertrauen in das Ergebnis hatten viele im Anschluss nicht.

Stellenangebote im Bereich Medizintechnik, Biotechnik

Medizintechnik, Biotechnik Jobs
Ziehm Imaging GmbH-Firmenlogo
Regulatory Affairs Specialist (m/w/d) Ziehm Imaging GmbH
Nürnberg Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/in der Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Hochfrequenztechnik oder Medizintechnik (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
Berlin, Frankfurt am Main Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Fresenius Kabi-Firmenlogo
Director (m/w/d) Operations Media Supply, Formulation & API Fishoil Fresenius Kabi
Friedberg / Hessen Zum Job 

Corona-Testzentrum in Düsseldorf: Medican-Mitarbeiterinnen lassen Formulare kopieren

Weil das Computersystem versagte, erhielten die Menschen ihr Ergebnis nicht per Mail oder SMS, wie sonst üblich, sondern in Form eines handschriftlich ausgefüllten Formulars. Und das Chaos geht noch weiter: Weil es offenbar nicht genügend Exemplare der offiziellen Formulare, die das NRW-Wappen und einen Stempel der anerkannten Teststelle tragen, vorhanden waren, wurden sie kurzerhand kopiert. Allerdings hatte Medican ihren überforderten Mitarbeiterinnen keinen Kopierer zur Verfügung gestellt. Eine junge Frau, die eigentlich auf einen Test wartete, nahm die Formulare an sich, um sie in der nahen Uni zu kopieren, wie Augenzeugen berichten.

Lesen Sie auch: Corona-Schnelltest per Augenscan – das steckt dahinter

Unter den Wartenden machte sich Unmut und Ärger breit. „Es macht keinen besonders seriösen Eindruck, wenn so ein Unternehmen den Betrieb mit lediglich zwei Mitarbeiterinnen und trotz ausgefallenen Computersystems fortführt“, findet eine junge Frau, die namentlich nicht genannt werden will.

Betrugsverdacht gegen Testzentrum-Betreiber Medican

Unter den Testzentrum-Betreibern scheint es schwarze Schafe zu geben, die offenbar möglichst viel Profit um jeden Preis machen wollen. 18 Euro erhalten die Testzentren pro Test – je geringer die Personalkosten, desto höher die Marge. Die privaten Testzentren müssen dem Bund gegenüber nicht einmal nachweisen, wie viele Schnelltests sie eingekauft haben. Die Bochumer Firma Medican steht im Verdacht, genau das ausgenutzt zu haben.

Lesen Sie auch: Corona-Schnelltest für Laien: So funktionieren sie

So soll Medican der Kassenärztlichen Vereinigung zu viele Tests in Rechnung gestellt haben, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung, der NDR und der WDR berichten. Medican hatte die Vorwürfe dementiert. Medienberichten zufolge ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft.

Lesen Sie auch: Corona: Haben wir uns auf falsche Zahlen gestützt? Intensivmediziner im Interview

Dem Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) waren die Vorfälle von Freitag bis zum Wochenende noch nicht bekannt, wie ein Sprecher auf Nachfrage mitteilte. Im April hatte das UKD dem Betreiber Räumlichkeiten auf seinem Gelände überlassen – eigentlich ein praktischer Service für Besucherinnen und Besucher sowie auch für die Klinik-Mitarbeitenden, der bis dahin wohl auch gut funktioniert hat.

Damals jedenfalls habe es keinen Anlass gegeben, an der ordnungsgemäßen Abwicklung und Abrechnung zu zweifeln und es gebe keinerlei Geschäftsbeziehungen zum Anbieter, betont die Klinik. Man beobachte die „aufgebrachte Kritik und staatsanwaltlichen Ermittlungen genau“ und werde Konsequenzen für die Überlassung des Standortes ziehen.

Lesen Sie auch:

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.