Covid-19 11.08.2020, 13:14 Uhr

Corona: Erster Impfstoff in Russland zugelassen

Der Corona-Impfstoff wird weltweit herbeigesehnt. Jetzt hat Russland eine staatliche Zulassung angekündigt. Die Nachricht wirft Fragen auf.

Mann mit Handschuh hält Spritze

CureVac gibt das erste Vakzin gegen Corona auf. Die Wirksamkeit ist zu schwach.

Foto: panthermedia.net/Roman Nerud (Symbolbild)

Die Ankündigung kam überraschend: Am Dienstag hat der russische Präsident Wladimir Putin die weltweit erste staatliche Zulassung eines Impfstoffs gegen das Corona-Virus bekanntgegeben. „Das russische Vakzin gegen das Coronavirus ist effektiv und bildet eine beständige Immunität“, sagte er der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Registrierung sei am Dienstagmorgen erfolgt, hieß es. Eine seiner beiden Töchter habe sich bereits impfen lassen, so Putin.

Der Name, unter dem Russland den Impfstoff vermarkten will, deutet auf die Programmatik, die dahinter steckt: „Sputnik V“ soll der Corona-Impfstoff heißen, in Anlehnung an die legendären russischen Satelliten im prestigeträchtigen Wettrennen ins All in den 50er und 60er Jahren. Das Symbol, das man herauslesen kann: Auch beim Corona-Impfstoff wollen die Russen die ersten sein, denen ein Durchbruch gelingt.

Wenig bekannt über den russischen Impfstoff

Eine eigene Internetseite (sputnikvaccine.com) preist das neue Mittel sogar in sieben verschiedenen Sprachen, dazu wird beim Laden der Seite ein Ton abgespielt, der an das futuristische Geräusch der Sputnik-Satelliten erinnern soll.

Der Impfstoff wurde vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt, der offizielle Name des Stoffs ist Gam-COVID-Vac. Viel ist darüber bislang nicht bekannt. Erst wenige Menschen haben ihn im Rahmen einer Studie erhalten, Russland wollte offenbar möglichst schnell sein. Eine Zulassung vor dem Vorliegen der Ergebnisse großer klinischer Studien widerspricht allerdings dem international üblichen Vorgehen. So stellte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Vorfeld klar: „Jeder Impfstoff muss natürlich alle Versuchsreihen und Tests durchlaufen, bevor er genehmigt und ausgeliefert wird.“ Es gebe klare Richtlinien für die Entwicklung von Impfstoffen.

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Corona-Impfstoff: Experten sehen Risiken

Eine reguläre Zulassung ohne die umfangreichen Daten aus einer Phase-III-Prüfung mit mindestens mehreren Tausend Probanden erscheine riskant, erklärte auch Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. In der Etappe könnten unter anderem mögliche seltene Nebenwirkungen detektiert werden. Die Zahl der Probanden betrage in der Regel mehrere Tausend bis Zehntausende. In Deutschland gibt es eine Zulassung erst nach Abschluss der letzten Phase.

Russlands Gesundheitsminister Michael Muraschko erklärte, das Gamaleja-Institut und die Firma Binnopharm sollten das Medikament produzieren. Zuerst sollen Lehrer und Ärzte geimpft werden. Nach Behördenangaben beginnt die Impfung noch im August oder im September. Der Stoff solle auch ins Ausland exportiert werden. Unabhängig von der Zulassung läuft in Russland eine dritte Testphase.

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Corona-Impfstoff: Vielversprechende Zwischenergebnisse

Weltweit wird in mehr als 170 Projekten nach Corona-Impfstoffen gesucht und mehrere Forscherteams haben vielversprechende Zwischenergebnisse veröffentlicht. Allerdings rechnen Experten generell mit einem marktfähigen Impfstoff zumeist erst im kommenden Jahr.

Das Gamaleja-Institut hatte bereits im Mai mitgeteilt, einen Impfstoff entwickelt zu haben. Nach eigener Darstellung liefen die ersten Tests erfolgreich. Das Präparat wurde demnach an 50 Soldaten erprobt, die sich freiwillig gemeldet hätten. Russland hat bislang aber keine wissenschaftlichen Daten zu dem Impfstoff für eine unabhängige Bewertung veröffentlicht.

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Kremlchef Putin hatte schon früh Druck bei der Entwicklung gemacht. Nach Angaben von Muraschko wird derzeit ein zweiter Impfstoff gegen Sars-CoV-2 klinisch getestet. Weitere sollen folgen.

Ein Beitrag von:

  • dpa

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

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