Statistik von Corona-Zahlen 25.03.2020, 14:51 Uhr

Coronavirus: Warum unterscheiden sich die Fallzahlen so stark? Das steckt dahinter

Klar ist: In vielen Ländern und auch in Deutschland steigt die Zahl der Corona-Infizierten und der Todesopfer. Allerdings unterscheiden sich die offiziellen Zahlen des Robert Koch-Instituts zum Teil erheblich von anderen Quellen. Welche Daten stimmen denn nun? Ein Überblick.

Die Angaben zur Zahl der Corona-Infizierten schwanken teils erheblich. Foto: panthermedia.net/VadimVasenin

Die Angaben zur Zahl der Corona-Infizierten schwanken teils erheblich.

Foto: panthermedia.net/VadimVasenin

Diese Art der Krise ist neu für uns. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat es keine vergleichbare Situation wie jetzt in der Coronakrise gegeben. Umso größer ist nun bei vielen die Verunsicherung.

Im Minutentakt – und das muss man in diesen Tagen wörtlich nehmen – kommen neue Meldungen zu Infektionszahlen und Corona-Toten. Das kann schnell zu Verwirrung führen, zumal sich die Zahlen zum Teil erheblich unterscheiden: Die offiziellen Angaben des Robert Koch-Instituts etwa sind meist niedriger als die anderer Quellen.

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Warum berufen sich jetzt alle auf die Johns-Hopkins-University?

Die Johns-Hopkins-University in Baltimore gilt als Spitzenuniversität. Sie wurde 1876 gegründet und vereinte in den USA Forschung und Lehre nach dem Vorbild deutscher Universitäten wie etwa der Traditions-Universität Heidelberg.

Die Johns-Hopkins-University nimmt als Forschungseinrichtung eine führende Rolle in Bereichen wie Medizin und Gesundheitswissenschaften aber auch internationaler Politik ein. 37 Nobelpreisträger haben dort studiert, sie liegt an dritter Stelle der meistzitierten Forschungsinstitutionen weltweit.

Bereits im Januar haben die Forscher der Privatuni ein eigenes Coronavirus-Forschungszentrum eingerichtet. Das “Coronavirus Resource Center” veröffentlicht eine Echtzeitkarte, die die aktuelle Ausbreitung des Coronavirus auf der Welt zeigt.

Corona-Infektionen: Welche Zahlen stimmen denn nun?

Viele Medien berufen sich in ihren Berichten zu Corona auf die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Johns-Hopkins-University in den USA. Dazu kommen Daten der Landesgesundheitsministerien und eigene Recherchen. Auch die Redaktion von INGENIEUR.de handhabt das so.

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Die Zahlen des Robert Koch-Instituts und der Johns-Hopkins-University unterscheiden sich dabei teils dramatisch. Das hängt damit zusammen, dass die beiden Institutionen unterschiedliche Datensätze verwenden. Das RKI beruft sich auf die offiziellen Mitteilungen der Gesundheitsministerien der Bundesländer. Diese Daten laufen zeitverzögert beim RKI ein. Zudem sorgt zum Beispiel ein Wochenende dafür, dass manche Infektionen noch nicht gemeldet sind und erst Tage später in die Statistik einfließen. Der bekannte Virologe Alexander Kekulé nannte die RKI-Zahlen gegenüber dem Deutschlandfunk gar einen „Blick in die Vergangenheit” mit einer Verzögerung von bis zu 10 Tagen.

Die Meldekette von Corona-Fällen läuft nach bestimmten Regeln. Ärzte und Kliniken melden jede Corona-Infektion an die jeweiligen Gesundheitsämter. Auch die Labore, die das Corona-Virus in den Proben der Patienten identifiziert haben, melden das dem Amt. Dort erfassen Mitarbeiter jeden einzelnen Fall mittels einer Software des Robert Koch-Instituts.

Diese Daten werden mehrmals am Tag anonymisiert an die Landesgesundheitsbehörden übermittelt.

Einmal täglich gelangen die Daten dann gesammelt an die zuständigen Landesministerien. Das Robert Koch-Institut gibt seine Daten dann an die Weltgesundheitsorganisation WHO weiter, wo die Daten entsprechend mit einer gewissen Verzögerung von zwei Tagen und mehr ankommen.

Die Johns-Hopkins-University hingegen nutzt für ihre Auswertung Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO, Berichte nationaler Stellen sowie Meldungen lokaler Medien. Die Forscher der US-Uni suchen viele öffentlich zugängliche Quellen gezielt nach Daten ab, also etwa auch Internetseiten von Gesundheitsbehörden oder auch Twitteraccounts von Wissenschaftlern. Dadurch gelingt eine Sicht auf die Lage quasi in Echtzeit.

„Die Johns-Hopkins-University erhebt Daten über Prävalenz und Inzidenz aus verschiedenen, teils frei zugänglichen Quellen und rechnet selber hoch“, erklärt Wolfram Burkhardt gegenüber INGENIEUR.de. Er ist Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences.  „Die höheren Fallzahlen bei der JHU lassen sich zum einen durch die schnellere Veröffentlichung der aktuellen Zahlen, zum anderen durch das Miteinrechnen eines Teils der wahrscheinlichen Streuung erklären. Die Fallzahlen des RKI werden später aktualisiert und zählen lediglich offiziell bestätigte und gemeldete Fälle“, so Burkhardt.

Was die Validität der Daten betreffe, gebe es bei beiden Quellen epidemiologisch einen Graubereich: Denn die JHU nutzt nicht nur amtliche Quellen, zählt also auch nichtamtlich bestätigte Fälle. Das RKI hingegen zählt nur die gemeldeten Fälle. „Mittlerweile ist unter Medizinern und Epidemiologen jedoch Common Sense, dass es mehr Infizierte gibt, als getestet wird. Und auch, dass nicht mehr alle Fälle zuverlässig gezählt beziehungsweise gemeldet werden können.“

Burkhardt fasst es so zusammen: „Beide Quellen sind brauchbar und legitim. Realistischer sind die Zahlen der JHU. Valider sind diejenigen des RKI.“

Wie viele Menschen sind schon immun?

Wer sich mit Corona angesteckt hat, bildet Antikörper gegen das Virus. Sprich: Vorerst ist man nach einer überstandenen Krankheit immun, da sind sich die Forscher einig. Das gilt nach Expertenmeinung auch für Menschen, die zwar das Virus in sich tragen, aber keine Symptome zeigen. Schwierig: Die Tatsache, dass eine Infektion auch ohne Symptome verlaufen kann, führt zu einer hohen Dunkelziffer.

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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