Corona: Was kommt nach Delta?
Kommt nach Delta die nächste Mutation? Hat die Wissenschaft einen Überblick, wie sich das Coronavirus entwickelt? Ein Blick hinter die Kulissen der medizinischen Forschung – und eine Einschätzung der aktuell gefährlichen Varianten.
Das Virus SARS-CoV-2 hält seit dem Frühjahr letzten Jahres die ganze Welt in Atem. Jetzt, nachdem sich die Delta-Variante des Coronavirus rasant verbreitet, stellt sich die Frage, wie es weitergehen kann: Werden die zugelassenen Corona-Impfstoffe auch Virusvarianten abwehren können, oder steht der nächste Lockdown kurz bevor? Was ist überhaupt unter „bedenklichen Varianten“ zu verstehen? Die Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bringt etwas Licht ins Dunkel.
KI erkannte Coronaviren früher als die WHO
Covid-19-Viren mutieren schnell, aber meistens nicht wesentlich
Viren mutieren. Das ist normal und in der medizinischen Forschung gut bekannt. Deswegen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon zu Beginn der Pandemie beobachtet, wie genau sich das SARS-CoV-2-Virus veränderte, während es sich auf der ganzen Welt verbreitete. Sie nahmen das Corona-Genom unter die Lupe. Darunter ist die Gesamtheit aller Erbinformationen einer Zelle zu verstehen. Das Genom kann sich schon bei der Übertragung von einem Menschen zum nächsten so stark verändern, dass die Unterschiede genau zu identifizieren sind. Die Forschenden können Übertragungsketten also oftmals sehr detailliert nachvollziehen.
Die gute Nachricht lautet: SARS-CoV-2 mutiert zwar schnell, aber die Veränderungen sind größtenteils harmlos. Damit ist gemeint, dass die Mutationen nicht zu schweren Symptomen führten und sich das Virus dadurch auch nicht leichter übertrug. Das änderte sich Ende 2020, als in Großbritannien die sogenannte Delta-Variante auftauchte. Covid-19 verbreitete sich durch sie in einem großen Tempo. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es inzwischen gelungen, die besonderen Merkmale dieser Variante herauszufiltern und Virusstämme zu identifizieren, die ähnliche Merkmale besitzen.
Delta-Variante von Corona wie Windpocken – Ausatmen reicht
Delta-Variante von Corona: Mutierte Viren werden bei Bedarf überwacht
Vor einigen Wochen hat die WHO ein universelles Kennzeichnungssystem für neue Mutationen der SARS-CoV-2-Varianten festgelegt. Verbunden ist damit eine Charakterisierung, die auf eine Risiko-Einstufung hinausläuft: Warnung zur Überwachung, Varianten von Interesse, besorgniserregende Varianten. Dabei handelt es sich nur um eine theoretische Einordnung. Praktisch ist diese Einstufung mit einem Monitoring verbunden. Die WHO will also sicherstellen, dass potenziell gefährliche Varianten früher erkannt werden. Das verbirgt sich hinter den einzelnen Einstufungen:
Die geringste Stufe ist der „Alert for Further Monitoring“, also eine Warnung zur weiteren Überwachung. Das heißt: Die Experten haben den Verdacht, dass die genetischen Veränderungen des jeweiligen Virusstammes die Gefährlichkeit von Covid-19 erhöhen könnten. Klar ist das jedoch noch nicht, weswegen sich die Forschenden auf eine verstärkte Überwachung beschränken. Gegebenenfalls erfolgt eine neue Einstufung, wenn weitere Erkenntnisse vorliegen. Das kann übrigens auch bedeuten, dass sich der Verdacht nicht bestätigt, die Mutationen also keine neuen Probleme verursachen.
Durch mehrere Virus-Varianten verbreitet sich Covid-19 schneller
Erfolgt keine Entwarnung, kommt es zur nächsten Stufe. Die nennt sich „Variant of Interest“ (VOI), also Variante von Interesse. Von diesen Virusstämmen ist bekannt, dass ihre genetischen Veränderungen die Eigenschaften des Virus verändern könnten. Zudem sind sie bereits in relevanter Anzahl festgestellt worden. Eine VOI wird von der WHO mit einem Buchstaben des griechischen Alphabets benannt.
Die letzte Stufe nennt sich „Variant of Concern“ (VOC), also besorgniserregende Variante. Diese Virusstämme haben in der Praxis bereits bewiesen, dass entweder der Verlauf von Covid-19 schwerer ist oder sich die Erkrankung durch die Mutation schneller verbreitet. Diese Einstufung würde ebenfalls erfolgen, wenn die SARS-CoV-2-Varianten schlechter durch Impfstoffe abgewehrt werden könnte. Als VOC sind derzeit vier Virusstämme klassifiziert. In erster Linie übertragen sie sich leichter. Vier weitere Stämme befinden sich auf der zweiten Stufe als VOI. Wer sich mit den Virus-Bezeichnungen auseinandersetzt, wird drei zusätzliche Varianten mit einem griechischen Buchstaben entdecken. Diese Stämme waren als VOI eingeschätzt worden, haben sich jedoch als unproblematisch herausgestellt. Sie wurden also zurückgestuft, behalten aber ihren Namen.
Delta und Co.: Gegen alle bekannten Virus-Varianten wirken die Corona-Imfpstoffe
Die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben eigene Kategorien eingeführt, die denen der WHO jedoch ähneln. Zusätzlich gibt es jedoch die „Variant of High Consequence“ (VOHC), eine Variante mit schweren Konsequenzen. Unter diese Stufe sollen Viren fallen, bei denen der Impfstoff nicht greift oder die zu deutlich schlimmeren Covid-19-Symptomen führen. Bisher gibt es keinen Virusstamm, der in diese Kategorie eingeordnet wird.
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