Defi dabei: Drohne viermal schneller als ein Krankenwagen
Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute. Das schwedische Start-up Flypulse hat deswegen eine Drohne entwickelt, die einen Defibrillator zum Patienten fliegt. Der gelbe Engel ist viermal schneller als ein Krankenwagen. Und per Kamera kann ein Arzt einen Ersthelfer anleiten.
Ein Mann schlendert durch die Einkaufspassage. Plötzlich bricht er zusammen. Herzstillstand. Weit und breit ist kein Defibrillator verfügbar, der das Herz wieder zum kontrollierten Schlagen bringen könnte. Der Mann stirbt. Das ist leider nicht ungewöhnlich. Allein in Schweden sterben von 10.000 Menschen, die außerhalb eines Krankenhauses einen Herzstillstand erleiden, 9.500. Jedes Jahr.
Was man dagegen unternehmen kann? Die Antwort des schwedischen Start-ups Flypulse: eine Drohne, die einen Defibrillator zur Unfallstelle fliegt.
Drohne von Flypulse erreicht 70 km/h
Der gelbe Engel aus Schweden ist ein sogenannter Quadrocopter – ein unbemanntes Flugobjekt in gelber Signalfarbe und mit hellen Front-LEDs, mit vier Rotoren und insgesamt acht Propellern. Die Drohne trägt einen Defibrillator an der Unterseite, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und hat eine Reichweite von 15 km. Geht ein Notruf ein, steigt der Quadrocopter in die Luft und fliegt direkt zum Unfallort.
Sobald er gelandet ist, kann die Erste Hilfe beginnen. Wenn kein Arzt vor Ort ist, der einen Defibrillator bedienen kann, gibt es auch dafür eine Lösung. An Bord sind Monitor, Lautsprecher, Webcam und Mikrofon. Ein Experte kommuniziert mit dem Erste-Hilfe-Helfer vor Ort und gibt aus der Ferne eine Schritt-für-Schritt Anleitung.
Drohne ist viermal schneller als ein Krankenwagen
Doch ist die Drohne tatsächlich schneller als ein Krankenwagen? Das wollte Flypulse mit einer Studie herausfinden, die American Medical Association veröffentlicht hat – die größte Standesvertretung der Ärzte und Medizinstudenten in den USA. Für den Vergleich sind auf 18 Teststrecken mit einer durchschnittlichen Länge von 3,2 km Drohne und Krankenwagen gegeneinander angetreten.Das Ergebnis: Die Drohne benötigte durchschnittlich fünf Minuten bis zum Unfallort, der Rettungswagen hingegen 22 Minuten. Doch nach 22 Minuten ist es für eine Reanimation in den meisten Fällen zu spät.
Die Drohne könnte also eine nützliche Ergänzung zum Rettungswagen sein. Anmerkung allerdings: In den meisten deutschen Bundesländern reagieren Rettungsdienste wesentlich schneller. So vergehen zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen knapp acht Minuten vom Eingang des Notrufs bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.
Konkurrenz kommt aus den Niederlanden
Allein ist Flypulse mit der Idee für eine Defibrillator-Drohne nicht. Schon 2014 hat Alec Momont, ein niederländischer Student der Technischen Universität Delft, eine vergleichbare Drohne entwickelt. Er ist überzeugt: Wären die Drohnen in der EU gleichmäßig verteilt, könnten sie die Überlebenschance bei einem Herzstillstand auf 80 % erhöhen.
Es müssten allerdings so viele Geräte im Einsatz sein, dass sie den Patienten innerhalb einer Minute erreichen. In Deutschland müssten 24.000 Drohnen stationiert sein, um jeden Punkt des Landes innerhalb einer Minute zu erreichen. Kostenpunkt pro Drohne: rund 15.000 €.
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