Corona: Delta-Variante bereitet Sorgen 23.06.2021, 11:25 Uhr

Delta-Variante von Corona: Wenige Sekunden reichen für Ansteckung

Die Delta-Variante des Coronavirus bereitet Sorgen, denn die Mutante breitet sich rasant aus. Zudem unterscheiden sich die Symptome bei einer Infektion deutlich. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Ein typisches Symptom bei einer Infektion mit der Delta-Variante des Coronavirus: Kopfschmerzen. Foto: Panthermedia.net/HayDmitriy

Ein typisches Symptom bei einer Infektion mit der Delta-Variante des Coronavirus: Kopfschmerzen.

Foto: Panthermedia.net/HayDmitriy

Der Schein trügt. Das Wetter ist prächtig, der Sommer naht, die Inzidenzzahlen sinken in Deutschland rasant – das ist das Ende der Corona-Pandemie. Oder? Während über die Aufhebung der Maskenpflicht diskutiert wird, bereitet eine Mutation des Coronavirus Sorgen: Die sogenannte Delta-Variante.

Die Delta-Mutation ist wesentlich ansteckender als das “Ur-Virus”. In Großbritannien, wo man sich zeitweise schon über den Berg wähnte, sorgt sie gar für ein Ende der geplanten Lockerungen. Und in Indien und Teilen Südostasiens steigen die Inzidenzwerte rasant an. Wie gefährlich ist die Delta-Variante? Ist die Impfkampagne schnell genug? Kann es eine vierte Welle geben? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Stellenangebote im Bereich Medizintechnik, Biotechnik

Medizintechnik, Biotechnik Jobs
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Senior Projekt-/Entwicklungsingenieur (m/w/d) in der Konstruktion von Medizingeräten PARI Pharma GmbH
Gräfelfing bei München Zum Job 
TTP Holding GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Pharmatechnik (m/w/d) 80% - 100% TTP Holding GmbH
Basel, Visp (Schweiz) Zum Job 
Richard Wolf GmbH-Firmenlogo
Informatiker / Ingenieurwissenschaftler (m/w/d) für Softwarevalidierung / Testing Richard Wolf GmbH
Knittlingen Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Konstrukteur (m/w/d) im Servicebereich ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
FH Aachen-Firmenlogo
Professur "Medizinische Messtechnik und Physik diagnostischer Verfahren" FH Aachen
Technische Hochschule Mittelhessen-Firmenlogo
W2-Professur mit dem Fachgebiet Biomedizinische Elektronik Technische Hochschule Mittelhessen
Gießen Zum Job 

Was ist die Delta-Variante?

Bei B.1.617.2. handelt es sich um eine Doppelmutante. Diese neue Variante des Coronavirus hat sich zuerst in Indien ausgebreitet. Mittlerweile erkranken verstärkt Menschen in Großbritannien an der Delta-Variante. Der Name kommt durch einen Strang von B.1.617.2 zustande, der als “Delta” bezeichnet wird. Diese Coronavirus-Variante weist gleich zwei Veränderungen an einem Oberflächenprotein auf. Die Mutationen sind jeweils für sich betrachtet bereits bekannt. Hier treten sie gemeinsam auf. Die britische und indische Mutation haben sich vereint. Von einer Kreuzung darf man jedoch nicht ausgehen, wie Virologe Christian Drosten erklärt. Das Coronavirus habe schon tausende Mutationen durchlaufen.

Lesen Sie auch: Impftermin: Wo und wann kann man sich impfen lassen?

Corona-Varianten und ihre Namen:

  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt seit geraumer Zeit auf neutrale Namen der Coronavirus-Varianten. Ein Überblick.
  • Alpha: Diese Variante wurde zuerst in Großbritannien gefunden und trägt den Namen B.1.1.7.
  • Beta: B.1.351 nennt sich die südafrikanische Virus-Variante
  • Gamma: Trat zuerst in Brasilien auf. Die nachgewiesene Variante nennt sich P.1.
  • Delta: Zuerst in Indien aufgetreten, danach rasche Ausbreitung in Großbritannien. Kennzeichnung lautet B.1.617.2.

Wie ansteckend ist die Delta-Variante?

Durch die Doppelmutation ist die Delta-Variante hochansteckend. Laut Untersuchungen des britischen Gesundheitsministeriums liegt eine höhere Ansteckung von 60 Prozent im Vergleich zur Ur-Variante vor. Die WHO hat die Delta-Variante als “besorgniserregend” eingestuft, da sie sich leichter ausbreitet und schwerere Verläufe nach sich zieht.

In Deutschland mehren sich aktuell in vielen Bundesländern Fälle, in denen die Delta-Variante des Coronavirus eine Rolle spielt – unter anderem in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Sachsen. In Hessen etwa macht sie nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums mehr als 20% der Neuansteckungen aus.

Es gibt weltweit viele Hinweise darauf, dass sich Delta sehr viel schneller ausbreitet, als die ursprüngliche Variante. Beispiel Australien: Die Corona-Fallzahlen liegen insgesamt zwar immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Aber auch hier mehren sich die Delta-Fallzahlen. Forschende untersuchen aktuell einen Covid-Cluster in einem Einkaufszentrum in Sydney, wo keine Maskenpflicht gilt. Im Westfield Bondi Junction Shopping Centre hatten sich innerhalb kurzer Zeit mehrere Menschen infiziert. Eine Rekonstruktion der Ansteckungen deuten darauf hin, dass bei der Delta-Variante des Coronavirus bereits flüchtige Kontakte von wenigen Sekunden für eine Ansteckung ausreichen. Die Delta-Variante sei eine „nahe und gegenwärtige Gefahr“, sagte Brad Hazzard, Gesundheitsminister von New South Wales.

Welche Symptome verursacht die Delta-Variante?

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die Delta-Variante andere Symptome als die ursprünglich aufgetretene Corona-Variante verursacht. Tatsächlich ähnelt eine Infektion mit dem Virus im Anfangsstadium einer normalen Erkältung.

Die häufigsten Symptome bei einer Infektion mit der Delta-Variante:

  • Laufende Nase wie beim Schnupfen
  • Kopfschmerzen
  • Trockene Kehle

In Großbritannien, wo mittlerweile 90 Prozent aller neuen Covid-Erkrankungen auf die Delta-Variante zurückzuführen sind, wurden diese Symptome in einer App am häufigsten genannt.

Gegenüber dem britischen Fernsehsender BBC sagte Tim Spector vom Londoner King’s College: „Seit Mai haben wir uns die häufigsten Symptome der App-Nutzer angeschaut, und sie sind nicht dieselben wie zuvor.“ Vor allem ein Symptom, das bislang als absolut typisch und eindeutig für eine Infektion mit dem Coronavirus galt, taucht nun deutlich seltener auf: der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn.

Wie gefährlich ist die Delta-Variante?

Es gibt unter anderem laut der WHO Hinweise darauf, dass die Delta-Variante unempflindlicher gegen Antikörper ist. Laut dem Robert-Koch-Institut scheint die mutierte Variante mit einer „reduzierten Neutralisierbarkeit durch Antikörper oder T-Zellen“ in Verbindung zu stehen. Das deutet darauf hin, dass Geimpfte und bereits Genesene nicht oder zumindest nicht so gut vor einer Ansteckung mit der Delta-Variante geschützt sind. Die WHO schätzt die Delta-Variante als “besorgniserregend” ein.

Was heißt “besorgniserregend”?

Nach WHO-Definition ist ein solches Virus dann besorgniserregend, wenn es sich schneller und leichter ausbreitet, unempfindlicher gegen Reaktionen des Immunsystems ist und schwerere Krankheitsverläufe verursacht. Zudem sind die bislang eingesetzten Gegenmaßnahmen, nämlich die Impfungen, weniger wirksam.

Die Ansteckungsgefahr ist also sehr wahrscheinlich deutlich höher als bei der Ur-Variante. Dass Delta auch schwerere Krankheitsverläufe verursacht, darauf gibt es bislang keine klaren Hinweise.

Hilft Biontech gegen die Delta-Variante?

Aktuell untersuchen Wissenschaflterinnen und Wissenschaftler in Großbritannien, wo sich die Virus-Mutation schnell ausbreitet, die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe. Laut einer Studie der Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) mindert eine vollständige Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer schwere Verläufe einer Covid-Erkrankung deutlich. Demnach verhindert die Vergabe von zwei Impfdosen in 96 Prozent der Fälle eine stationäre Behandlung.

Lesen Sie auch: Corona und „Divigate“: Was hinter den Vorwürfen steckt

Schützt Astrazeneca vor der Delta-Variante?

Laut der Studie aus Großbritannien verhindert eine vollständige Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca einen stationären Aufenthalt in 92 Prozent der Fälle.

Die Effektivität sowohl von mRNA-Impfstoffen als auch von Vektor-Impfstoffen sei in etwa so hoch wie bei der Ur-Variante, heißt es bei der PHE.

Gibt es die Delta-Mutation schon in Deutschland?

Ja, gibt es. Der Anteil der untersuchten Proben ist mit drei Prozent aber relativ gering. Die Angabe bezieht sich auf Proben aus der Woche vom 24. bis 30. Mai und Zahlen des RKI.

Expertinnen und Experten rechnen aber damit, dass sich die Virusvariante auch in Deutschland ausbreiten könnte. Zuletzt wurden in München besonders viele Fälle nachgewiesen: 45 Fälle von B.1.617.2 wurden hier zwischen Ende Mai und Mitte Juni bestätigt. Die Delta-Variante macht in der bayerischen Landeshauptstadt mehr als 80 Prozent der gemeldeten Fälle aus. Auch in Baden-Württemberg werden Fälle beobachtet: So meldet etwa der Kreis Heidenheim, dass etwa ein Drittel der aktuellen Fälle auf die Mutante zurückzuführen sind.

Lesen Sie auch: Corona: Haben wir uns auf falsche Zahlen gestützt? Intensivmediziner im Interview

Allerdings glauben viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die Delta-Variante uns noch nicht im Sommer heimsuchen wird. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach etwa schrieb via Twitter, die Delta-Variante komme “zu spät nach Deutschland um den Sommer zu ruinieren. Im Herbst werden die Karten aber leider neu gemischt. Der entscheidende Faktor ist dabei die erreichte Impfquote. Wir brauchen 80+% bei den Erwachsenen.”

Wie konnte sich die Delta-Variante in Großbritannien ausbreiten?

Die Delta-Variante von Corona wurde zunächst in Indien nachgewiesen; danach in Großbritannien. Die zuvor vorherrschende britische Alpha-Variante B1.1.7 wurde durch die Doppelmutante abgelöst. 90 Prozent der Coronainfektionen in Großbritannien gehen auf die Delta-Variante zurück.

Lesen Sie auch: Asthmaspray Budesonid könnte bei Corona helfen

Ein Grund für die Ausbreitung könnte in der späten Sperrung des Flugverkehrs, etwa zwischen Indien und Großbritannien, liegen. Zudem hat Großbritannien recht schnell und früh mit Öffnungen und Lockerungen begonnen – zu einem Zeitpunkt, als zwar schon viele Menschen erstgeimpft, aber noch zu wenige vollständig geimpft waren.

Die Folge: Anders als geplant werden die Briten nicht am 21. Juni sämtliche Freiheiten zurückbekommen. Die geplanten Lockerungen sind vorerst um vier Wochen verschoben worden.

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.