Demenz vorbeugen: Neues Gruppen-Trainingstool entwickelt
Ein neuartiges Tool zur Demenzprävention, das das Lösen von Quizfragen in der Gruppe mit körperlicher Aktivität kombiniert, wurde im Rahmen des Projekts „go4cognition“ entwickelt. Das Ziel: Demenz vorbeugen.
Demenzprävention gewinnt aufgrund der weltweiten Alterung der Bevölkerung zunehmend an Bedeutung. Eine effektive Strategie zur Risikominderung umfasst eine ausgewogene Lebensweise, geistige Anregung und soziale Einbindung. Gerade wurde ein spezielles Tool entwickelt, um diesen Ansatz zu unterstützen.
„Im Projekt haben wir ein komplett neues System entwickelt, mit dem man trainieren kann, um Demenz vorzubeugen“, sagt Boris Suchan von der Ruhr-Universität Bochum. „Es ging uns speziell darum, ein Tool für das Training in der Gruppe zu konzipieren, weil das zu sehr guten Ergebnissen führt und die Akzeptanz steigert. Alle Teilnehmer*innen können voneinander profitieren und auch lernen.“ Zusammen mit seiner Kollegin Vanessa Lissek sowie Stefan Orth von der Firma Ontaris hat er die Wirksamkeit des Trainings mit dem System im Journal of Alzheimer Disease beschrieben.
Kognitives Training in Gruppen
Das neue System ist für Gruppen von sieben bis zehn Personen gemacht. Es besteht aus sechs Stationen im Raum, die jeweils ein Tablet haben. Auf den Tablets erscheinen Aufgaben wie das Erinnern von Bundeskanzlern oder Zahlenreihen, oder man muss eine Reise zu bestimmten Orten planen. Um die Aufgaben zu lösen, muss man zur entsprechenden Station gehen und einen speziellen Staffelstab mit einem Chip in eine Vorrichtung stecken.
Boris Suchan erklärt, dass diese Vorgehensweise ermöglicht, digital zu erfassen, wie lange die Bearbeitung gedauert hat und ob die Antwort richtig war. Und mehr noch: Aufgrund der Tatsache, dass jede Person einen eigenen Staffelstab hat, kann man die individuelle Leistung auswerten.
Die Forschenden haben das System mit 30 Freiwilligen im Alter von 60 bis 89 Jahren getestet, die leichte Gedächtnisprobleme hatten. „Die Menschen sind bei ihren alltäglichen Aktivitäten nicht eingeschränkt, haben aber ein erhöhtes Risiko im weiteren Verlauf eine Demenz zu entwickeln“, erklärt Boris Suchan. Leichte kognitive Beeinträchtigung tritt bei 15 bis 20 Prozent der Menschen über 60 Jahren auf.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben sechs Wochen lang zweimal pro Woche mit dem go4cognition-System trainiert. Nach dem Training zeigte sich bei 70 Prozent von ihnen keine leichte kognitive Beeinträchtigung mehr.
Das go4cognition-System wird bereits eingesetzt, um Demenz vorzubeugen
Das Gruppen-Trainingstool wird von der Firma Ontaris vermarktet, wie Boris Suchan erklärt. Es werde zudem bereits in Altersheimen wie in Oberhausen eingesetzt, auch für Bewohner, die noch keine Diagnose für leichte kognitive Beeinträchtigung haben. „Wir überlegen, das System künftig auch für Menschen mit erworbener Hirnschädigung zu erproben“.
Der Bochumer Forscher empfiehlt Personen, die keinen Zugang zum go4cognition-System haben, dennoch aktiv zu sein, sowohl körperlich als auch geistig, und sich gesund zu ernähren. Er betont, dass all dies dazu beitragen kann, Demenz vorzubeugen oder zumindest den Beginn der Symptome hinauszuzögern.
Um das Risiko von Demenz zu verringern und ältere Menschen zu aktivieren, hat ein interdisziplinäres Team von Experten verschiedener Institutionen im Rahmen des Forschungsprojekts „go4cognition“ ein innovatives Gedächtnistraining mit Bewegung entwickelt. Dieses Training, das von Neuropsychologen, Sportwissenschaftlern, Ärzten, Pflegewissenschaftlern und Softwareentwicklern gemeinsam erarbeitet wurde, zielt darauf ab, die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten älterer Menschen zu verbessern.
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