Smartphones und Senoren machen es möglich 08.02.2013, 11:51 Uhr

Der Arzt der Zukunft wird zum Datenexperten

Smartphones, handliche Sensoren und leistungsfähige Datennetze ebnen den Weg für neue elektronische Geräte, die am Körper getragen werden. Sie können die Fitness der Benutzer verbessern und künftig eine wichtige Rolle in Medizin und Pflege spielen.

Sohlen können dank empfindlicher Sensoren Daten erfassen und später für den Mediziner verfügbar machen.

Sohlen können dank empfindlicher Sensoren Daten erfassen und später für den Mediziner verfügbar machen.

Foto: Wearable Technologies

Die Chance für ein gesünderes Leben wird am Handgelenk getragen. „Smarte Uhren sind die Treiber einer neuen Bewegung“, erklärte Christian Stammel, CEO der Wearable Technologies AG im Rahmen der Sportmesse Ispo in München. Kleine elektronische Geräte, wie etwa der Smart Activity Tracker der Firma Withings, zeichnen Bewegungs- und Ernährungsmuster auf und gleichen sie in einer App mit bereits vorhandenen Daten ab. Diese können dann beispielsweise mit Hausärzten, Fitnesstrainern oder Freunden bewertet und geteilt werden.

„Die Nachfrage nach solchen individualisierten Möglichkeiten der Eigenbeobachtung wächst“, so Stammel. Einen wichtigen Anteil an dieser Entwicklung hat der technische Fortschritt der vergangenen Jahre. Sensoren werden immer kleiner und können somit unauffälliger getragen werden. Dabei zeichnen sie Daten immer genauer auf.

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Auch Leistung und Lebensdauer von Akkus steigen. Hinzu kommt eine wachsende Verbreitung von Smartphones und Tablets, die personalisierte Applikationen und GPS-Ortungen erlauben, eine steigende Zahl von öffentlich verfügbaren Datennetzwerken und nicht zuletzt der „Gamification“-Trend, den immer mehr Anbieter für sich nutzen. Allerdings tragen auch die steigenden Kosten im Gesundheitswesen zur Verbreitung der neuen Anwendungen bei, denn die Patienten müssen stetig mehr Verantwortung für das eigene Wohlergehen übernehmen und in ihre private Vorsorge investieren.

Datenflut für Ärzte

„Das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil wächst“, beobachtet Stammel. Julien Penders vom niederländischen Forschungsinstitut Imec sieht deshalb in Zukunft eine völlig veränderte Funktion von Ärzten. „Mediziner werden es bald mit einer Flut von Daten zu tun haben. Praxen und Kliniken werden zum Kontrollraum, in dem die Informationen von zahllosen Sensoren gesammelt und ausgewertet werden. Ärzte werden zu Datenexperten.“

Viele Szenarien, die internationale Anbieter auf einer Konferenz zum Thema Wearable Technologies in dieser Woche in München entwarfen, erscheinen zunächst futuristisch. Aber EEG-Geräte, die so einfach wie ein Headset ohne lästige Drähte und Elektroden zu Hause eingesetzt werden können, sind bereits entwickelt. Elektronische Helfer, die über die Verbreitung von speziellen Gerüchen die Erinnerung dementer Menschen aktivieren sollen, sind hingegen immer noch Zukunftsmusik.

Real auf den Markt kommt dagegen eine Reihe von Tracking-Geräten, die am Handgelenk oder an der Brust und sogar in Fußbällen, Golfequipment oder Sportschuhen platziert werden. Sie sammeln Informationen wie Herzfrequenz, Kalorienaufnahme oder Schrittlänge und versenden diese über eine drahtlose Verbindung, etwa via Bluetooth. Die Daten können mithilfe einer App in Echtzeit mit anderen Parametern abgeglichen und analysiert werden. Daraus lassen sich dann rasch konkrete Handlungsanweisungen ableiten – egal, ob im Bereich der häuslichen Pflege, im Profisport oder in der Freizeit.

Beispiel Withings-Tracker: Hier können Nutzer einen Alarm einrichten, der sie auf dem Smartphone oder Tablet-PC daran erinnert, mal wieder den Schreibtisch zu verlassen und die angefutterten Kalorien zu verbrennen. „Abends das eigene visualisierte Aktivitätsprofil zu sehen, spornt dazu an, sich täglich mehr zu bewegen und damit gesünder zu leben“, ist Cédric Hutchings, CEO von Withings, überzeugt. Damit das funktioniert, müssten „die Geräte günstig und einfach zu bedienen sein“, sagt Gareth Jones, ein General Manager beim Hersteller Fitbit. Das Unternehmen stellte wie Withings auf der diesjährigen Konsumelektronik-Messe CES das smarte Armband „Fitbit Flex“ vor, das in Europa ab Mai für rund 99 € zu haben sein soll.

Aktivere Menschen treffen auch bessere Entscheidungen

Nicht nur die private Fitness, auch Wirtschaft und Gesellschaft könnten von einem wachsenden Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil profitieren, erklärten die Experten in München. Laut Jones „treffen Mitarbeiter, die aktiver leben, auch bessere Entscheidungen.“ Um die Beschäftigten entsprechend zu motivieren, könnten Unternehmer Anreize wie Wettbewerbe oder attraktive Preise schaffen. Jones plädiert jedoch dafür, den individuellen Lebensstil und die jeweilige Persönlichkeit zu berücksichtigen. „Manche möchten ihre Fitness eher diskret verbessern, andere wiederum sind stolz auf ihre Anstrengungen und möchten das auch nach außen zeigen.“

Um entsprechende Geräte und Dienste noch schneller und preiswerter in den Markt zu bringen, müssen die Unternehmen allerdings stärker als bislang gemeinsame Standards forcieren, mahnte Horst Merkle, Vorstandsmitglied der Continua Health Alliance. „Die Hersteller der smarten Produkte sollten sich überlegen, ob sie den Entwicklungen einfach nur folgen und sich anpassen wollen oder ob sie die Bewegung maßgeblich beeinflussen. Es wird kein leichter Weg, aber wir haben jetzt die Möglichkeit, ein neues Ökosystem im Health-Segment aufzubauen.“

Ein Beitrag von:

  • Simone Fasse

    Freie Journalistin und der Kopf hinter der Kommunikationsagentur Verbia in München. Simone Fasse besuchte die Georg-von-Holtzbrinck-Schule und arbeitete als Volontärin und Redakteurin bei VDI Nachrichten, bevor sie als in die Unternehmenskommunikation des Pay-TV-Senders Premiere (heute Sky Deutschland) wechselte. Seit 2007 schreibt sie freiberuflich mit den inhaltlichen Schwerpunkten Digitalisierung, Neue Technologien, New Work, Diversity/Women in Tech. Sie wurde mit dem „Medienpreis Technik“ ausgezeichnet und moderiert Events und Paneldiskussionen.

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