DNA-Analyse enthüllt: Kaspar Hauser war kein Erbprinz von Baden
Forschende des Instituts für Gerichtliche Medizin in Innsbruck haben mit neuen DNA-Analysemethoden bestätigt, dass Kaspar Hauser nicht mit dem Haus Baden verwandt war, wodurch die weit verbreitete Prinzentheorie nahezu ausgeschlossen werden kann.
Dank neuer und hochsensitiver DNA-Analysemethoden haben Forscherinnen und Forscher endlich Klarheit in die bisher umstrittene Diskussion über die Herkunft von Kaspar Hauser gebracht. Eine mütterliche Verwandtschaft mit dem Haus Baden, und somit die weit verbreitete Prinzentheorie, kann nun mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden.
In früheren Zeiten war es tatsächlich eine große Herausforderung, den Status oder die Identität einer Person zu beweisen, insbesondere wenn jemand behauptete, adelig zu sein oder sogar königlichen Geblüts. Die Frage, ob jemand wirklich ein Prinz oder eine Prinzessin war, hing von verschiedenen Faktoren ab, darunter mündliche Überlieferungen, Dokumente und materielle Beweise. Der Mangel an modernen Technologien wie DNA-Tests oder digitalen Archiven machte es schwierig, die Wahrheit hinter solchen Behauptungen zweifelsfrei zu ermitteln. Doch genau diese Unsicherheiten führten oft zu spannenden Geschichten und Intrigen.
Wer ist Kaspar Hauser?
Kaspar Hauser ist eine der rätselhaftesten und faszinierendsten Figuren des 19. Jahrhunderts. Seine Geschichte ist voll von Mysterien, Intrigen und Fragen über Identität und Herkunft. Doch nun haben Forschenden einige Fragen aufgelöst.
Kaspar Hauser tauchte am 26. Mai 1828 plötzlich in den Straßen von Nürnberg auf. Er war zu diesem Zeitpunkt etwa 16 Jahre alt und sprach nur wenige Wörter Deutsch. Bei sich trug er einen Brief, der an den Rittmeister der 4. Schwadron des 6. Kavallerie-Regiments in Nürnberg adressiert war. In dem Brief hieß es, dass der Junge, der sich Kaspar Hauser nannte, in einem dunklen Verlies aufgewachsen sei und nun nach Nürnberg geschickt werde, um seinen Vater zu finden.
Kaspar war in einem verwahrlosten Zustand, konnte kaum laufen und verstand kaum die einfachsten gesellschaftlichen Normen. Er wurde von der Bevölkerung schnell als „der Findling von Nürnberg“ bekannt und zog große Aufmerksamkeit auf sich. Die Umstände seines Erscheinens waren so mysteriös, dass er bald als „Rätselkind Europas“ bezeichnet wurde.
Ein verwaister Prinz?
Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass Kaspar Hauser ein verwaister Prinz oder ein Mitglied einer königlichen Familie sei. Eine der bekanntesten Vermutungen ist, dass er der verschollene badische Erbprinz Karl von Baden sei, der kurz nach seiner Geburt gestorben sein soll. Diese Theorie besagt, dass Hauser aus politischen Gründen verborgen gehalten wurde.
Verwandtschaft ausgeschlossen
Eine aktuelle Forschungsarbeit, an der Walther Parson vom Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck federführend beteiligt ist, hat mithilfe neuer DNA-Analysen die langjährige Kontroverse um Kaspar Hausers Herkunft aufgeklärt. Die Analysen, die 2019 in Innsbruck und 2020/21 in Potsdam durchgeführt wurden, nutzten deutlich empfindlichere Methoden. Diese Methoden bestätigten die Ergebnisse von 1996 und bewiesen die Authentizität der untersuchten Proben mit einer Sicherheit von 99,9994 %.
Die gesicherte mitochondriale DNA-Sequenz von Kaspar Hauser (Mitotyp W) unterscheidet sich deutlich von der „badischen“ Abstammungslinie (Mitotyp H1bs). Damit ist eine mütterliche Verwandtschaft zum Haus Baden ausgeschlossen.
Der Innsbrucker Experte für forensische Genomik erklärt, dass das Ergebnis allerdings nicht als Beweis für die konkurrierende Betrügertheorie missverstanden werden sollte. Denn: Obwohl Kaspar Hauser kein badischer Prinz war, könnte er dennoch Opfer verschiedener Verbrechen gewesen sein.
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