Erstmals in Deutschland Schilddrüsenknoten per Ultraschall entfernt
Fast jeder fünfte Mensch hat einen oder mehrere Schilddrüsenknoten, die oft unangenehm sind. Die neue Methode der Entfernung ist besonders schonend und zielsicher.
Die Technik verspricht eine große Erleichterung für viele tausend Patienten: Keine Operation, keine Schnitte in die Haut, keine Vollnarkose. Nur eine leichte lokale Betäubung ist notwendig, um mit der neuen Methode die Knoten zu entfernen. Ein in Frankreich entwickeltes Gerät fokussiert gewöhnliche Ultraschallwellen auf einen Punkt, ähnlich wie man Sonnenstrahlen durch eine Lupe bündeln kann. Auf diese Weise wird das angepeilte Gewebe schnell und intensiv auf rund 85 Grad erwärmt. Die Zellen in der Geschwulst werden zerstört, der Körper baut die Bestandteile dann selbst ab.
Behandlung dauert zwischen 15 und 45 Minuten
Die Vergrößerung der Schilddrüse durch die Knoten ist für viele Betroffene sehr unangenehm. Kloß im Hals, Druckgefühl oder Räusperzwang sind typische Symptome. Das Universitätsklinikum Frankfurt hat sich deshalb entschieden, das Verfahren erstmals in Deutschland einzusetzen. Mit Erfolg, sagt Prof. Frank Grünwald, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin: „Es wird nur der Schilddrüsenknoten zerstört, das gesunde Schilddrüsengewebe wird geschont und behält seine normale Funktion.“
Ultraschallwellen kommen in verschiedenen Bereichen wie beispielsweise Untersuchungen während der Schwangerschaft zum Einsatz. Bei der Knoten-Therapie werden sie allerdings mit einer viel höheren Konzentration verwendet. Je nach Größe des Knotens dauert die Behandlung zwischen 15 und 45 Minuten. Weil keine Narkose notwendig ist und keine Narbe verheilen muss, fällt auch die Aufenthaltsdauer der Patienten in der Klinik kürzer aus – ein Kostenargument für die Methode.
Auch Knotenentfernung durch Mikrowellen möglich
Bei der Behandlung von Erkrankungen der Brust, des Uterus und der Prostata wird die Technik schon länger eingesetzt. Das Frankfurter Ärzteteam mit Marco Etzel und Hüdayi Korkusuz ist an der Weiterentwicklung für die Anwendung an der Schilddrüse beteiligt. In der Frankfurter Uniklinik werden Knoten an dem Organ auch durch Mikrowellen entfernt.
Knoten an der Schilddrüse sind sehr selten bösartig. Da unter Menschen über 50 aber jeder zweite eine derartige Veränderung hat, ist eine Gefahr oft nur durch eine Operation oder zumindest eine Punktierung mit einer feinen Nadel, die Gewebe entnimmt, wirklich auszuschließen. Die neue Methode, so hoffen die Frankfurter Mediziner, könnte die Zahl unnötiger Operationen deutlich reduzieren. Außerdem wird das Risiko der zwar seltenen, aber nach invasiven Operationen schon aufgetretenen Schädigung der Stimmbandnerven vermieden.
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