Nicht-invasive Medizin 11.12.2013, 07:00 Uhr

Gerät misst den Blutzucker optisch

Ein Messgerät, das den Blutzucker rein optisch misst, soll 2015 auf den Markt kommen. Das „blutfreie“ Gerät könnte für die rund sieben Millionen Diabetiker in Deutschland das Leben deutlich erleichtern. Mit geschätzten Anschaffungskosten von 2000 Euro ist es allerdings nicht billig.

In der Entwicklungsabteilung der Medizintechnikfirma Bluepoint Medical in Selmsdorf (Mecklenburg-Vorpommern) demonstriert Entwicklungsingenieurin Heidi Fröhlich die Funktionsweise der künftigen optischen Blutzucker-Messgeräte für Diabetiker. Über einen Fingersensor sollen dann ohne Blutentnahme die Langzeitzuckerwerte bestimmt werden. Gemeinsam mit der Universität Rostock soll bis 2015 das handliche sensorische Instrument entwickelt werden. 

In der Entwicklungsabteilung der Medizintechnikfirma Bluepoint Medical in Selmsdorf (Mecklenburg-Vorpommern) demonstriert Entwicklungsingenieurin Heidi Fröhlich die Funktionsweise der künftigen optischen Blutzucker-Messgeräte für Diabetiker. Über einen Fingersensor sollen dann ohne Blutentnahme die Langzeitzuckerwerte bestimmt werden. Gemeinsam mit der Universität Rostock soll bis 2015 das handliche sensorische Instrument entwickelt werden. 

Foto: dpa/Jens Büttner

Das neue Blutzucker-Messgerät mit speziellen Sensoren soll ohne Pieks auskommen und stattdessen den Finger des Diabetikers rein optisch durchleuchten. Auch ohne Blutentnahme würden zuverlässige Blutzuckerwerte geliefert, sagen die Entwickler des Gerätes. Das Medizintechnikunternehmen bluepoint MEDICAL aus Selmsdorf im nordwestlichen Mecklenburg und die Ingenieure vom Institut für Allgemeine Elektrotechnik der Universität Rostock haben sich für dieses ambitionierte Forschungsvorhaben zusammengeschlossen. Gefördert werden sie mit insgesamt 838.000 Euro, davon stammen allein 669.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Bestimmung des Langzeitzuckerwertes ohne Blutentnahme möglich

Mit der ständigen Kontrolle der medizinischen Daten durch das neue Messgerät soll zum einen eine sich abzeichnende Diabeteserkrankung frühzeitig erkannt und zum anderen die Insulineinstellung von Diabetespatienten besser überwacht werden. Der Diabetes mellitus ist die häufigste chronische Krankheit weltweit. Allein in Deutschland sind mehr als sieben Millionen Menschen erkrankt und es werden immer mehr, die Betroffenen immer jünger. Etwa 90 Prozent dieser Menschen leiden dabei an dem Diabetes mellitus Typ 2, für den Übergewicht und zu geringe körperliche Bewegung eine wesentliche Rolle spielen.

Diabetiker müssen ständig ihre Blutwerte kontrollieren, unter anderem auch den sogenannten Langzeitzucker, das Glykohämoglobin. Mit ihm kann der durchschnittliche Blutzuckerspiegel der letzten acht bis zehn Wochen ermittelt werden, unabhängig davon, ob die Werte in der Zwischenzeit stark gestiegen oder gesunken sind. Deswegen wird der Glykohämoglobinwert auch als das „Blutzuckergedächtnis“ bezeichnet. Ist der Langzeitzucker nicht richtig eingestellt, drohen schwere gesundheitliche Schäden. Bislang musste Blut abgenommen werden, um sichere Werte zu erhalten.

Das Verbundprojekt beinhaltet seitens der bluepoint MEDICAL die Entwicklung von Gerätekomponenten und Sensoren zur medizinischen Diagnostik, um zuckerbedingte und gesundheitsgefährdende Stoffwechselentgleisungen zu erkennen. „Wir entwickeln ein einfach zu bedienendes, handliches Gerät für die Nutzung zuhause, unterwegs sowie in Arztpraxen und Kliniken“, erklärt der Geschäftsführer von bluepoint MEDICAL, Bernd Lindner. „Dazu muss der Nutzer nur seinen Finger in eine dafür vorgesehene Kappe legen und diesen durchleuchten lassen. Die Werte können unmittelbar danach vom Display abgelesen werden. Eine Blutentnahme für die Ermittlung des Langzeitzuckerwertes wird damit überflüssig.“

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Weiterentwicklung des Verfahrens zur Bestimmung der Sauerstoffsättigung

In der Arbeitsgruppe Medizinische Sensorik der Universität Rostock werden unter Leitung von Hartmut Ewald die grundlegenden systematischen Messungen von optischen Gewebeeigenschaften mit Blick auf den Blutzucker durchgeführt. Zu diesem Zweck sollen spezielle Infrarot-Lichtquellen, optische Filter und Spektrometer beziehungsweise Photodetektoren kombiniert werden. „Es handelt sich letztendlich um eine Weiterentwicklung der Pulsoximetrie, ein Verfahren zur unblutigen kontinuierlichen Bestimmung der Sauerstoffsättigung des menschlichen Blutes durch Lichtabsorption, das bereits klinischer Standard ist“, erläuterte Ewald. „Es kommt darauf an, gemeinsam die bislang noch vorhandenen Schwachstellen in der zuverlässigen Erfassung der Blutzuckerwerte technisch auszuräumen und so den Weg für ein neues Messverfahren für Diabetiker freizumachen.“ Voraussichtlich Ende 2015 soll die Neuentwicklung marktreif sein und etwa 2000 Euro kosten. 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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